Bad Vilbel. Vor zweieinhalb Jahren – Ende November 2021 – hat Iwona Ledwa ihren Edeka-Laden geschlossen. Seitdem standen immer wieder mögliche Nachfolgeoptionen im Raum. Jetzt wird deutlich: Einen Supermarkt wird es dort wohl erst mal nicht mehr geben.
Die Türen sind zu. Die Lichter aus. Seit mehr als zwei Jahren steht der Supermarkt an der Otto-Fricke-Straße leer. Iwona Ledwa hat ihren kleinen Edeka-Markt auf dem hinteren Heilsberg geschlossen, »weil er sich nicht mehr rentiert«. Und das obwohl sich in der Nachbarschaft mehrere Hoch-, Mehr- und Einfamilienhäuser sowie eine Seniorenresidenz befinden. Ein schwerer Schlag für den Stadtteil.
Die Suche nach einem Nachfolger oder Nachfolgerin läuft seitdem erfolglos. Bis Klaus Arabin, Vorsitzender des Bad Vilbeler Seniorenbeirats, in der Dezember-Sitzung des Gremiums mitteilte: Die Betreiber des Happy Shops sollen in die Räume des ehemaligen Edeka umziehen. Endlich wieder ein Nahversorger auf dem hinten Heilsberg? Von wegen.
Marion Wallocha betreibt den kleiden Laden unweit des ehemaligen Edeka mit ihrem Mann seit 31 Jahren. Dort gibt es neben Brötchen und Milch auch Schreibwaren, Lotto, Passbilder und einen Reinigungsservice. »Unser Laden hat sich zu einem kleinen Treffpunkt auf dem Heilsberg entwickelt«, sagt sie. Deshalb kam Wallocha die Idee, in den ehemaligen Supermarkt umzuziehen. »Wir waren mit den Eigentümern im Gespräch, aber wir hätten zu viel umbauen müssen. Deshalb wurde uns abgesagt.«
Wallocha ist traurig. »Ende September werden wir auch den Happy Shop schließen. Wir wären gerne hier geblieben, aber jetzt haben wir damit abgeschlossen.« Wallocha gibt aber auch zu. »Wir hätten vielleicht ein bisschen Käse und Wurst im Angebot gehabt. Aber einen richtigen Supermarkt hätten wir nicht ersetzen können.« Eigentümer des Supermarkt-Gebäudes ist die GWH Wohnungsgesellschaft mbH Hessen. Anna Burger, Abteilungsleiterin Immobilienmanagement bei der GWH, erklärt auf Anfrage, wie es um das Gebäude steht: »Der ehemalige Edeka am Heilsberg befindet sich in einem schlechten Zustand, der erhebliche Investitionen erfordern würde, um das Gebäude wieder vermietbar zu machen. Nach Gesprächen mit den Betreibern des Happy Shops und unter Abwägung aller Vor- und Nachteile wurde aufgrund wirtschaftlicher Faktoren von einer Vermietung abgesehen.«
Derzeit würden verschiedene Optionen für die zukünftige Nutzung des Gebäudes geprüft. »Dass das Gebäude in Zukunft von einem Nahversorger bezogen wird, ist aufgrund einer Vielzahl von Auflagen für einen solchen Betrieb und der damit zwingend erforderlichen, kostenintensiven Baumaßnahmen eher unwahrscheinlich.«
Einer, der sich seit vielen Jahren mit dieser Thematik beschäftigt, ist der Heilsberger Ortsvorsteher Peter Schenk. Er sagt: »Ich bin für jeden Nahversorger auf dem hinteren Heilsberg dankbar, aber ich verstehe die GWH komplett. Dieser Bau ist marode.«
Am besten wäre es laut Schenk, wenn man den »ganzen Edeka-Markt abreißt und im Untergeschoss einen neuen Betreibermarkt und obendrüber Wohnungen errichtet.« Die Stadt hätte sich dafür auch bereit erklärt, Parkplätze zu schaffen. »Die Wohnungen wären innerhalb von fünf Minuten vermietet, wenn diese zu einem erschwinglichen Preis angeboten würden«, sagt der Ortsvorsteher. Er weiß aber auch: »Wir als Freizeitpolitiker können uns viel wünschen. Die Umsetzung muss von der freien Wirtschaft, in diesem Fall von der GWH, kommen.«
Schenk ergänzt, dass er nicht jede Kritik nachvollziehen kann. »Frau Ledwa hat ihren Laden nicht geschlossen, weil ständig alle Produkte ausverkauft waren, sondern weil es sich nicht gelohnt hat. Sie hat sich viel Mühe gegeben, aber das muss auch angenommen werden.«
Mehr Busverkehr
Die Stadt habe Geld in die Hand genommen und die Busverbindung erweitert. »Der Bus fährt alle halbe Stunde und mittlerweile samstags anstatt bis 15 Uhr jetzt bis 20 Uhr.« Wer zu Fuß zum Edeka gekommen sei, der komme jetzt mit den Bussen zum Rewe oder Lidl im vorderen Teil des Stadtteils. »Es ist schade, ich kann alle Beteiligten verstehen – auch die GWH.« Wichtig sei, dass der Stadtteil nicht abgeschnitten ist dank der ausgebauten Busverbindung. »Der Heilsberg verhungert nicht im hinteren Bereich.«
Von Patrick Eickhoff