Bad Vilbel. „Wer wartet denn in Gronau auf eine neue Trasse der Ortszufahrt von der Landesstraße 3008?“ Das fragt sich Ortslandwirt Gerhard Knorr. Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU), so sagt Knorr, erwecke in der Öffentlichkeit den Eindruck, als herrsche im Ort tiefe Enttäuschung darüber, dass die Maßnahme noch nicht realisiert wird. „Alle, die ich kenne, wollen, dass die derzeitige Ortszufahrt erhalten bleibt“, sagt Knorr. Er erinnert daran, dass das einst auch die Meinung der Verantwortlichen im Rathaus und im Ortsbeirat gewesen sei. Doch mittlerweile werde aus Kostengründen eine Strecke bevorzugt, die Natur zerstöre und neue Gefahren herauf beschwöre.
Die CDU im Ortsbeirat habe die Trasse vorgeschlagen in der guten Absicht, eine „noch schlimmere Lösung“, die der Wetteraukreis angestrebt habe, zu verhindern. „Aber wirklich besser ist sie auch nicht“, betont der Ortslandwirt.
Als großer Erfolg werde es verkauft, dass das Gefälle der geplanten Neutrassierung der Kreisstraße nach dem Vorschlag der CDU von 8,1 auf 7,2 Prozent „entschärft“ werden könne. „Aber für einen voll beladenen Lastwagen oder einen Traktor mit schweren landwirtschaftlichen Maschinen macht diese Differenz keinen Unterschied. Wenn sie Probleme wegen Glatteis oder verschmutzter Fahrbahn bekommen, gibt’s bei 7,2 ebenso wenig ein Halten wie bei 8,1.“ Am sichersten – im Hinblick auf das Gefälle – sei die bisherige, sacht quer zum Hang ansteigende Strecke. Die Einmündung in die L 3008 zu entschärfen, hätten die Politiker mittlerweile 30 Jahre Zeit gehabt. „Dort einen Kreisel statt des Verkehrshindernisses, das sie auf unseren Dalles gesetzt haben, das hätte wirklich Sinn gemacht.“
Aber auch wenn der Hang in Blickrichtung Niederdorfelden noch etwas abgeschürft und die Raserei auf der Landesstraße wirksam bekämpft werde, könne die bestehende Einmündung sicher gestaltet werden. Die Verlegung der Ortszufahrt sei nur deshalb ernsthaft ins Auge gefasst worden, weil die bisherige Trasse ein Wasserschutzgebiet berührt und bei der notwendigen Grunderneuerung aufwändige Schutzmaßnahmen zu ergreifen seien. Zusammen mit der längeren Strecke verursachten sie höhere Kosten als eine verkürzte, aber ungleich steilere, neue Anbindung.
Dass dabei Naturflächen zerschnitten werden, nehme man billigend in Kauf. Knorr vermisst „den Aufschrei von Grünen und Naturschützern. Wenn sonst irgendwo ein Hamster rumläuft, wird kein Aufwand gescheut, ganze Autobahnen und Millionenprojekte umzuplanen. Und hier sollen Maßnahmen zur Sicherung einer bestehenden Strecke schon zu viel sein?“, fragt er. Ein weiterer Aspekt sei, dass die Landwirte im Ballungsraum auf jeden Quadratmeter ihrer immer knapper werdenden Flächen angewiesen seien. Möglicherweise werde die CDU-Trasse auch deshalb favorisiert, weil dort nur mit einem Eigentümer über den Verkauf der Grundstücke verhandelt werden müsse. Doch genau jener wehre sich vehement gegen die Kaufavancen des Wetteraukreises. Er könne auf die geschlossene Unterstützung der Gronauer Landwirte vertrauen. „Wir wollen uns einer vernünftigen Lösung nicht grundsätzlich verweigern“, stellt Knorr klar. „Aber man sollte uns ernst nehmen, wenn wir sagen, dass Land nur dann freiwillig zur Verfügung gestellt wird, wenn es gar keine andere Lösung gibt.“
Dabei sei die bestehende Straße sogar die bessere Alternative. Die Stadt habe den Fahrradweg dort entlang gebaut. Bei einer Verlegung der Straße führe er künftig durch abgelegenes Gelände und werde für Nutzer gerade in der dunklen Jahreszeit nicht sicherer. „Aus all diesen Gründen wäre die Erneuerung der bisherigen Trasse die beste Lösung, auch wenn sie teurer ist“, so Knorr. Jede Verzögerung bedeute deshalb eine Chance, „dass das auch die verantwortlichen Politiker noch erkennen“.