Bad Vilbel. Über den Verkauf des städtischen Parkplatzes Ecke Park- / Niddastraße soll das Parlament im Mai „wie über jedes andere Grundstücksgeschäft der Stadt“ entscheiden. Das schlug Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) vor, nachdem zwei Stunden ohne Aussicht auf ein Ergebnis gestritten worden war. Der Platz soll für eine Hotelerweiterung genutzt werden. Unterstützung fand Stöhr bei Rainer Fich (SPD), der mit einem Geschäftsordnungsantrag den Debattenschluss bewirkte.
Wie der Eigentümer des an den Parkplatz angrenzenden „Hotel am Kurpark“, Thomas Kester, in einer persönlichen Erklärung darlegte, hat sein Vater das Hotel 1975 gepachtet, 1977 von Wohnbau Hess erworben. Seit 1988 bemühe sich die Familie um den Kauf des städtischen Grundstücks, um das Hotel erweitern zu können. Als sich eine Möglichkeit ergeben habe, hatte Kester sich im August 2006 schriftlich bei der Stadt um das Areal beworben. Laut Stöhr ging am 4. Dezember eine Voranfrage, am 19. Januar eine schriftliche Bewerbung von Wohnbau Hess um dasselbe Grundstück ein. Es habe weder eine Ankaufszusage an einen der Bewerber gegeben, noch sei ein Kaufpreis mitgeteilt worden. Beides sei Sache der Stadtgremien, so Stöhr auf eine SPD-Anfrage. Über das Ergebnis der Grundwertermittlung durch den Gutachterausschuss des Wetteraukreises sei Kester informiert worden, nachdem er darum gebeten habe, um die Finanzierung aufzustellen. Dies sei vor Eingang der zweiten Bewerbung geschehen. Hess habe eine solche Auskunft nie verlangt. Das Hess-Bewerbungsschreiben habe er an Kester weitergeleitet, da der Inhalt nicht vertraulich gewesen sei. Hess habe um die Übersendung von Kesters Bewerbungsunterlagen und dessen Bebauungsplanvorschläge gebeten, so Stöhr. „Ich habe Hess mitgeteilt, dass ich Kester informiert habe“, so Stöhr.
Einigkeit besteht quer durch alle Fraktionen, dass nur eine Hotelnutzung für das Areal in Frage kommt. Kester hat konkrete Pläne. Zu den 72 Betten in den 44 Zimmern seines Drei-Sterne-Hauses benötige er 58 Betten in Appartements. „Größer möchte ich nicht werden mit Blick auf die Hotelpläne des Berufsförderungswerkes“, sagte er. Zusätzlich wolle er ein Café mit Außenbewirtschaftung für 70 Personen sowie eine neue Lobby mit Rezeption schaffen. Im alten Gebäude brauche er 200 Quadratmeter für einen auf 120 Personen ausgelegten Konferenzraum mit Gastronomie. Auch kulturelle und Wellness-Angebote will er anbieten.
Was Hess vorhat, ging aus einem Schreiben hervor, das nur wenige Stunden vor der Sitzung per E-Mail an alle Mandatsträger verschickt worden war. CDU-Fraktionschef Josef Maetz zitierte daraus: Das Wohnbau-Unternehmen wolle wegen Platzmangels seine Büros vom „Hotel am Kurpark“ in ein neues Gebäude verlagern. Das Hotel könne dann die acht frei werdenden Zimmer nutzen und bei weiterem Bedarf Räume in dem neuen Gebäude anmieten. „Ein Bürogebäude an diesem Platz widerspricht allen städtebaulichen Konzeptionsvorstellungen“, so der CDU-Fraktionschef. Die SPD könne gar nichts anderes mehr wollen, als dass Kester baue.
Kesters Pläne entsprächen nicht den SPD-Vorstellungen von einem Hotel, so Udo Landgrebe. Es gebe keinen Bewerbungsschluss. Somit könne man weitere Bewerbungen abwarten. Alf Haubitz darauf: Um jedes „Gschmäckle“ zu vermeiden, forderte er eine bundesweite Ausschreibung in Fachzeitschriften mit Bewerbungsstichtag. Dem widersprach der Rathauschef. Es sei unüblich, über eine Ausschreibung weitere Interessenten zu suchen, wenn eigene Bürger oder Betriebe aus der Nachbarschaft sich für ein Grundstück interessierten.
Die FDP-Fraktionschefin Heike Freund-Hahn meinte, jeder könne sich bewerben. Sich mit den Vorschlägen auseinanderzusetzen und nötigenfalls nachzubessern, sei einfacher, schneller und realitätsbezogener als „abstrakte Kriterien“ für den Verkauf des Grundstücks aufzustellen. Genau dies wollte die SPD. Ihr Antrag wurde von CDU und FDP abgelehnt. Die Grünen enthielten sich.