Karben. 200 von 300 Plätzen blieben unbesetzt – im Saal des Bürgerzentrums waren die Erwartungen wohl zu hoch ausgefallen. Ähnlich bei den Anwohnern: Manch einer schien noch auf eine Änderung zu hoffen. Doch die Straßenplaner erklärten deutlich: Der B 3-Ausbau in Karben soll als enge westliche Umfahrung des Okarbener Straßberges und östlich ums Berufsbildungswerk (BBW) herumführen. „Die Variante hat aus fachplanerischer Sicht die besten Chancen auf Realisierung“, erklärt der Leiter des Amtes für Straßen- und Verkehrswesen Gelnhausen (ASV), Heiko Durth.
Für Okarben wäre „aus umweltfachlicher Sicht ein Tunnel am geeignetsten“, berichtet ASV-Planer Lutz Dathe, als Einhausung auf der vorhandenen Trasse. Doch weil der mit 32,45 Millionen Euro viel teurer würde als eine Umfahrung mit 15,2 bis 15,3 Millionen, ist der Tunnel aus dem Rennen.
Bei den Umfahrungsvarianten stehe die enge Linie etwas besser da als die etwas weiter vom Ort entfernte. Sie sei für Tier- und Pflanzenwelt, Landschaftsbild, Klima, Luft, Boden, Wasser und die Erholungsnutzung besser. Vom Lärm her seien die Varianten gleichwertig, da die näher an den Ort herangerückte Trasse in einem „sehr tiefen Einschnitt“ liege, erklärt Dathe.
In Sachen Wohnumfeld schneide die ortsnahe Trasse „geringfügig schlechter“ ab, gibt der Planer zu – und erntete Buh-Rufe. „Die Menschen kommen nicht zu kurz, aber Natur- und Landschaftsschutz haben einen hohen Stellenwert“, sagt Amtsleiter Durth. „Wir müssen die Abwägung so gestalten, dass sie einer gerichtlichen Prüfung standhält.“ Entscheidend seien das übergeordnete Gemeinwohl, „selbst wenn einzelne Punkte subjektiv betrachtet vielleicht anders aussehen“. Für die Anwohner des Straßberges würden die Lärmgrenzwerte nicht nur eingehalten, sondern deutlich unterschritten, berichtet Dathe. Dabei würden in Berechnungen „zugunsten der Betroffenen“ stets die klimatisch ungünstigsten Bedingungen unterstellt.
Und warum keine weiter vom Ort abgerückte Trasse? Dem Vorschlag von Ingrid Rohde erteilen die Planer eine klare Absage: „Der Eingriff in Natur und Landschaft muss so gering wie möglich sein“, sagt Heiko Durth. Gleiches gilt im Heitzhöfer Bachtal: Weil dort so viel Natur zerstört würde, ist eine Westumfahrung des BBW unmöglich – weil es auch östlich herum möglich ist.
Problem dort: Auf einigen hundert Metern werden die neue B 3 (auf der alten B 3-Trasse) und eine neue Ortsstraße parallel verlaufen. Die Straße nach Petterweil und das BBW müssen über Brücken an die Ortsstraße angeschlossen werden.
„Das ist doch Unfug“, findet Karlheinz Gangel. Er sieht nicht ein, dass der Okarbener Tunnel aus Kostengründen sterbe, aber teure Brücken gebaut werden sollten. Stefan Müller vom BBW befürchtet: „Wir werden abgeschirmt!“ Das entkräftet Planer Lutz Dathe: Weil Teile des heutigen B 3-Verkehrs auf der Ortsstraße weiter vom BBW weggeführt würden, werde es dort leiser.
Die Bürger vom Straßberg kündigen Widerstand gegen die enge Umfahrung an. Auch der Vorsitzende des Planungsausschusses, Guido Rahn (CDU), ist wenig begeistert. Die Umfahrung und der Bereich BBW böten Probleme. „Das ist nicht der große Wurf.“ Die Veranstaltung vom Donnerstag war vor allem für die Karbener Parlamentarier gedacht. Sie müssen als nächstes per Parlamentsbeschluss sagen, ob sie mit der Vorschlagsvariante einverstanden sind. Kommt ein Ja von der Stadt Karben, startet das Straßenamt ein Raumordnungsverfahren. Dabei werden die so genannten Träger öffentlicher Belange nach ihrer Meinung zur Planung befragt. (den)