Karben. Den Parteifreunden im Berliner Willy-Brandt-Haus haben die Karbener Sozialdemokraten etwas voraus. Sie kennen bereits das Gefühl eines Wahlergebnisses von nur noch etwas mehr als 20 Prozent. 21,8 Prozent erzielte die SPD bei der Kommunalwahl im März 2016. Anderthalb Jahre später stürzt die Partei auf Stadt-Ebene auch bei der Bundestagswahl auf dieses Niveau: 22,5 Prozent. „Wir haben, uns auf dem Landestrend bewegend, verloren“, räumt Karbens SPD-Chef Jürgen Bothner ein.
Auf örtlicher Ebene sei es nun wichtig, dass die Partei noch mehr zuhöre und Ideen aus der Bevölkerung umsetze. Das Bundestagswahlergebnis unterstreiche die Notwendigkeit, dass die SPD auch in Karben Vertrauen zurückgewinnen müsse. „Regieren ist besser“ als die derzeitige Oppositionsrolle, erinnert Jürgen Bothner. Ziel: „Wir wollen in vier Jahren in Karben an der Regierung beteiligt sein.“
Dass sich Ergebnisse von Bundestags- und lokalen Wahlen oft stark unterschieden, daran erinnert CDU-Parteichef Mario Beck. Vom Absturz in Karben um acht Prozent ist er „negativ überrascht“. Aber: „Karben stimmt im Bund immer recht genau im Trend ab.“ Allein bei kommunalen Wahlen entschieden die Wähler anders. „Da haben wir für unsere eigene Arbeit ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis bekommen.“
FDP jubiliert
„Schrecklich schön“, findet FDP-Parteichef Oliver Feyl das Ergebnis auf Karbener Ebene. 11,9 Prozent holten die Liberalen in der Stadt, noch mehr als im Land. Sicherlich habe die Partei davon profitiert, „wenn die CDU immer sozialdemokratischer wird und Positionen aufgibt“. Zugleich hätten sich in Karben wohl einige nicht getraut, die AfD aus Protest zu wählen, sondern bei der FDP ihr Kreuzchen gemacht, schätzt Feyl. Mit 11,2 Prozent schneidet die rechtspopulistische Partei in Karben unterdurchschnittlich ab.
Anders als bei kommunalen Wahlen, haben die Freien Wähler nicht von der Proteststimmung profitiert. Mit 1,0 Prozent ist ihre Ausbeute marginal. „Die Bürger sehen die FW eher in den Kommunen als im Bund oder Land“, räumt Karbens FW-Chef Thorsten Schwellnus ein. Freudiger können Grüne und Linke in Karben sein. Für die Öko-Partei ging es um 0,2 Prozent nach oben, sie holt überdurchschnittliche 9,5 Prozent. Karbens Linke kommt mit lokal 6,7 Prozent zwar nicht ans bundesweite Ergebnis heran. Doch geht es gegenüber der Kommunalwahl um 1,8 Prozent hoch. (den)