Karben. Ein unabhängiger Fachmann soll voraussichtlich das Lärmgutachten zum S-Bahn-Ausbau in Karben überprüfen. Das sagt Bürgermeister Guido Rahn (SPD) dem Parlament zu.
Zwei zusätzliche, eigene Gleise für die S-Bahn – damit will das Land Hessen den Bahnverkehr in der Wetterau zuverlässiger machen, der RMV will mehr Regionalzüge fahren lassen. Für die Orte an der Main-Weser-Bahn – Friedberg, Wöllstadt, Karben, Bad Vilbel – soll es erstmals umfassenden Lärmschutz geben. Dass es sich für die Anwohner im Niddatal anhören wird, als halbiere sich die Menge der Züge – Fachplanerin Heike Kaiser hatte das in den vergangenen Wochen bei vier Info-Veranstaltungen hunderten Bürgern erklärt. Doch viele zweifeln an den Aussagen der von der Bahn als Bauherrin beauftragten Fachfrau.
Angesichts dieser „starken Skepsis bei vielen Bürgern“ wünscht sich die SPD ein eigenes, unabhängiges Lärmgutachten, erklärt deren Verkehrsexperte Helge Gottschalk, am besten gemeinsam mit den anderen betroffenen Kommunen.
Doch Bürgermeister Rahn warnt: „Das kostet 100 000 bis 130 000 Euro.“ Er schlug den Stadtverordneten in ihrer Sitzung am Freitag in Petterweil vor: Ein eigener, unabhängiger Experte solle zunächst das Bahn-Gutachten überprüfen. Dafür habe die Bahn zugesagt, das Gutachten der Stadt schon vor der offiziellen Anhörungsfrist zur Verfügung zu stellen. „Ein Gegengutachten bringt die Bürger nicht weiter, dann haben sie bloß zwei gegenteilige Meinungen“, erklärt Rahn.
Gut, sagt Gottschalk, „dann fordern wir, dass das eigene Lärmgutachten „bei negativer Auslage“ des Gutachtens der Bahn erarbeitet wird.“ Mit der Idee beißt er bei der CDU/FW/FDP-Koalition auf Granit: „Wir sollten nicht ein Gutachten, das wir noch gar nicht kennen, jetzt schon mit einem Gegengutachten torpedieren“, sagt CDU-Fraktionschef Mario Beck. Schließlich wollten ja alle Parteien in Karben den Bahn-Ausbau „und einen konstruktiven Umgang mit der Bahn und den Bürgern“.
Allein angesichts der Kosten rät Rahn „dringend davon ab, dass wir ein solches Gutachten überhaupt in Erwägung ziehen“. Einen Vorratsbeschluss über den zweiten und dritten Schritt zu fassen, bevor der erste gemacht sei, greife zu weit. Rahn: „Wir sollten erstmal selbst prüfen und dann über die Ergebnisse sprechen.“
Fünf Minuten interne Besprechung benötigt die SPD-Fraktion daraufhin – und die Argumente der anderen siegen: „Wir ziehen zurück“, erklärt Fraktionschef Thomas Görlich, „und nehmen Herrn Rahn beim Wort.“ (den)