Karben. Einen afrikanischen Priester in den Gottesdiensten der Pfarrgruppe Karben können die Gläubigen stets im Sommer begrüßen. Nachdem Barnabas Bonabantu nicht mehr nach Karben kommt, hat nun Jean-Hugues Poka Fogno die alljährliche Ferienvertretung übernommen. Das Überraschende: Der 40-Jährige hat schon seit Jahren Verbindungen nach Karben.
Der August ist in den Karbener katholischen Kirchen immer ein besonderer Monat. Denn dann macht der etatmäßige Pfarrer Ferien. Um aber die Gottesdienste und weiteren Veranstaltungen nicht absagen zu müssen, gibt es jedes Jahr einen Ferienvertreter.
Den hatten die Verantwortlichen vor vielen Jahren beim zuständigen Bistum Mainz beantragt. Dort gibt es eine Liste von Pfarrern, die einmal vier Wochen in Deutschland ihren Dienst tun wollen.
Der Pfarrer der vergangenen Jahre ist in Karben wohlbekannt: Barnabas Bonabantu. Doch in diesem Jahr kommt die Ferienvertretung nicht aus Uganda, sondern aus Kamerun. Jean-Hugues Poka Fogno ist nun seit einer guten Woche in Karben. »Ich bin hier sehr herzlich empfangen worden«, sagt er. Für Willi Malcharczik ist solch eine Aussage keine Überraschung, denn der bisherige Pfarrer aus Afrika ist immer sehr herzlich aufgenommen worden. Stets ergeht auch die Bitte an die Gemeindemitglieder, den Vertretungspfarrer mal einzuladen, um ihn kennenzulernen. »Ich war schon einige Male eingeladen«, sagt Poka Fogno. Auch die ersten Gottesdienste hat er schon zelebriert. In dieser Woche hat er beim ökumenischen Seniorennachmittag einen kleinen Diavortrag gehalten. Denn auch er nutzt, wie sein Vorgänger Bonabantu, die Gelegenheit, sich und sein Heimatland den deutschen Gastgebern vorzustellen.
Schule zu teuer
Dabei weist er darauf hin, dass er aus einer christlichen Kirchengemeinde aus dem Westen Kameruns stammt. 1400 Christen betreut er dort in vier weit voneinander gelegenen Gemeinden. »Da die Straßen dort sehr schlecht sind und das Gemeindeauto häufig kaputt ist, bin ich viel zu Fuß unterwegs«, erzählt der 40-Jährige, der seit 7. Juli 2012 die Kirchengemeinde leitet. »Zur weitesten Kirche bin ich anderthalb Stunden unterwegs.« Dann halte er den Gottesdienst und laufe weiter zur nächsten Kirche, wo der nächste Gottesdienst stattfinde. »Am Abend bin ich nach drei Gottesdiensten ziemlich müde«, beschreibt er seine nicht einfache Aufgabe. Schwierig ist die Arbeit auch deshalb vor Ort, weil es »nur zwei bis drei Mal pro Woche Strom gibt«. Außerdem gebe es kein fließendes Trinkwasser. Die Gemeinde sei ländlich geprägt. Die Menschen leben dort von der Landwirtschaft. Es würden Kartoffeln, Mais, Gemüse und Bananen angebaut.
Wichtig sei ihm die Schulbildung für Jugendliche, Frauen und junge Mütter. Deshalb habe die Gemeinde eine große Schule gebaut, an der er Religion und Französisch unterrichtet. Wie schwierig die Bildungssituation dort ist, verdeutlicht eine Zahl, die Poka Fogno nennt: Nur 60 Prozent der Kinder gehen in die Schule. Grund: Die Schule kostet Geld. »Und viele Eltern haben kein Geld, ihre Kinder in die Schule zu schicken.« 30 Euro pro Jahr und Kind würde ein solcher Schulbesuch kosten. Weil das viele nicht bezahlen könnten, gebe es viele, die weder schreiben noch lesen noch rechnen könnten. Es gebe auch keine Unterstützung von Misereor, betont der Pfarrer.
Überall nette Leute
In seiner Gemeinde kommt noch ein weiteres Problem hinzu. Weil es im Süden Kameruns bürgerkriegsähnliche Kämpfe gibt, sind viele Binnenflüchtlinge unterwegs. »Wir haben viele Flüchtlinge in unserer Gemeinde«, berichtet der Priester. Das alles und viel mehr erzählt er den Gemeindemitgliedern bei den Treffen. Übrigens alles in richtig gutem Deutsch. Das hat er auf dem Gymnasium gelernt, wo Deutsch die erste Fremdsprache sei. Und dann hatte er in den vergangenen Jahren immer wieder Gelegenheit, die deutsche Sprache auch zu sprechen.
Denn Poka Fogno hat einen Cousin, der in Karben lebt. Seit 16 Jahren arbeitet er als Ingenieur bei einem international tätigen Karbener Unternehmen. Sein Cousin habe in Frankfurt studiert. Dass Poka Fogno so gut Deutsch spricht, war im vergangenen Jahr bereits Pfarrer Bernhard Schirmer aufgefallen. Als beide zusammen in einem Gottesdienst auftraten, habe Schirmer ihn gefragt, ob er nicht einmal die Urlaubsvertretung übernehmen wolle. »Ich habe gleich zugesagt.« Bereut hat er es noch nicht, schließlich »gibt es hier sehr nette Leute«.
Und laufen muss er auch nicht zu den Gottesdiensten. »Hier werde ich mit dem Auto überall hingefahren.«