Nun ist es soweit. Am Nordbahnhof wurden die ersten Überwachungskameras installiert. Sie übertragen Live-Bilder ans Polizeirevier.
Bad Vilbel. Sie sind kaum zu übersehen, die großen, an der Wand des Fußgängertunnels angebrachten Kameras. An der Unterseite verbirgt getöntes Plexiglas die Objektive mit ihrer 360-Grad-Rundumsicht. Damit kann künftig die Unterführung rund um die Uhr überwacht werden.
Zwei Kameras befinden sich an den Eingängen, eine in der Mitte beim Aufzug und den Treppen zu den Bahnsteigen. Im Gegensatz etwa zu Webcams mit touristischen Motiven, wo aus Datenschutzgründen niemand identifizierbar sein darf, gilt für die Anlage das Gegenteil. Die Bilder müssen auch vor Gericht beweiskräftig sein, erläutert Torsten Werner, Leiter des Bad Vilbeler Polizeireviers.
„Wenn Sie am Treppenaufgang eine Milchpackung hinstellen, ist die Schrift noch zu lesen“, beschreibt Servicetechniker Rühl die Auflösung der Bilder. Die sind in Farbe. Zwei weitere Kameras werden auf Masten vor dem barrierefreien Zugang hinter dem Bahnhofsgebäude und am westlichen Ausgang zum Quellenpark installiert. Weil sie in zwölf Metern Höhe hängen, muss die Stadt eigens einen Hubsteiger bestellen, denn sie ist Auftraggeber der Installation. Diese Kameras, so Rühl, seien auch „nachtsichtfähig“, so Rühl.
Allerdings wird das Sichtfeld der Kamera am Bahnhofsplatz eingeschränkt – aus Datenschutzgründen, erläutert Rühl. Erlaubt ist lediglich die Aufzeichnung von Vorgängen auf dem Bahnhofsgelände selbst. Das, was auf der Straße am Bahnhofsvorplatz passiert, erscheint auf den Monitoren als Schwarzblende.
Dafür hat die Polizei künftig im Revier direkten Zugriff auf die Kameras. Werden gefährliche Situationen erkannt, können die Beamten sogar den Bildausschnitt heranzoomen. „Das war Teil der Ausschreibung“, erläutert Werner. Denn die Bilder müssen im Zweifelsfall eine klare Identifikation von Beschuldigten ermöglichen. Gespeichert werden die Bilddaten auf einem Server des Polizeirevier.
Guido Rühl ist derzeit noch dabei, die Technik in den Schaltkästen einzurichten. Dabei musste er zunächst erstaunt feststellen, dass die erst im Oktober angelegten Schaltkästen bereits Feuchtigkeit aufgenommen hatten. Doch dann ging es schnell. Auf Sendung geht die Anlage noch nicht gleich. Die Übertragungsanlage müsse auf dem Revier eingebaut und getestet werden, erläutert Werner. Auch die Mitarbeiter müssten geschult werden. Dennoch sollen die Kameras „zeitnah“ aktiviert werden. Dass sie am Nordbahnhof mit gutem Grund stehen, da ist sich Werner sicher. Er erinnert an den Fall von versuchtem Totschlag, bei dem im Oktober ein 42-jähriger Ortenberger bewusstlos geprügelt wurde.