Mit der Generalsekretärin der hessischen SPD Nancy Faeser hatten die Bad Vilbeler Sozialdemokraten nicht nur eine prominente Berufspolitikerin, sondern auch eine charmante Rednerin bei ihrem Neujahrsempfang im Sport- und Kulturforum aufgeboten. Neben klugen Worten zum politischen Geschehen in der Welt und im Hessenlande verband sich mit ihrem Auftritt noch eine weitere gute Nachricht: Nachwuchs, Nancy Faeser wird Mutter, ist im sechsten Monat schwanger.
Bad Vilbel. Diese frohe Botschaft wurde von den Gästen mit Applaus stürmisch begrüßt, ebenso wie die Präsentation der Erstausgabe der neuen Streitschrift der SPD: „Wir in Bad Vilbel“, die bis zur Kommunalwahl noch drei- bis viermal erscheinen soll. Doch auch die Terroranschläge in Paris und die Pegida-Bewegung waren Themen beim Neujahrsempfang im Kulturforum.
Ob lokal oder global: Bad Vilbel muss sich positionieren, so die Forderung der Sozialdemokraten. Die Politik werde momentan vor allem von einem Thema beherrscht, verurteilt Landgrebe die Gräueltaten der islamischen Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria und das Attentat von Paris scharf: „Das löst bei uns Entsetzen und Abscheu aus und macht uns gleichzeitig hilflos und ohnmächtig“. Doch müsse Terror, egal wo er herrühre, entschieden bekämpft werden.
Das geschehe nicht von allein, und so erinnert Landgrebe an die große Demonstration gegen Neonazis, die vor wenigen Jahren in Bad Vilbel Erfolg hatte. „Wir müssen uns aktiv, furchtlos und vorurteilsfrei für ein friedliches Miteinander und Toleranz einsetzen, denn wir alle gehören zusammen. Christen, Muslime, Juden und Atheisten“, beendet Landgrebe seinen Appell.
Bevor Nancy Faeser jedoch ans Rednerpult durfte , machte sich mit dem Fraktionsführer der SPD im Stadtparlament, Walter Lochmann, erst noch ein weiterer Lokalmatador über das Mikrofon her,
Als „unsouverän“ und „desorientiert“ bezeichnet SPD-Fraktionschef Lochmann die derzeitige Vorgehensweise der Stadt in verschiedenen Bereichen. „Natürlich sind dann immer die anderen schuld. Nun, beim Thema der Straßenbeitragssatzung, ist es eben Landrat Joachim Arnold (SPD)“, analysiert Lochmann die Situation rund um das Nein Arnolds zum Haushalt. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Stadt an einer seriösen Finanzierung eines soliden Haushalts interessiert ist“, fährt er fort. Bad Vilbel müsse eine Stadt bleiben für alle Leute, egal ob mit viel oder wenig Geld, dafür werde sich die SPD einsetzen, versicherte Lochmann.
SPD-Generalsekretärin Nancy Faeser dankte den ehrenamtlichen Politikern aus Bad Vilbel. Die Kommunalpolitik sei der Kern der Demokratie. Auch sie spricht über Terrorattacken und über die Pegida-Bewegung. „Ich denke, da sind viele Menschen dabei, die sich enttäuscht von der Politik abgewandt haben und mit denen wir ins Gespräch kommen müssen.“
Das Kommunale sei für die Begegnung zwischen Politikern und Bürgern ein gutes Beispiel. Sie danke besonders auch allen, die sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge engagieren. Flüchtlinge aufzunehmen sei eine „humanitäre Verpflichtung“ und ein Zeichen der christlichen Nächstenliebe, betonte Faeser auch vor dem Hintergrund der islamistischen Anschläge auf die Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ sowie vor dem IS-Kalifat und den scheußlichen Verbrechen, die unter religiösem Deckmantel begangen werden. Auch den russisch-ukrainischen Konflikt streifte die Politikerin und warb für Gespräche, Vernunft und eine friedliche Welt, lobte Außenminister Walter Steinmeier (SPD) für seine Geduld und Ausdauer zwischen den verfeindeten Lagern und Ländern zu vermitteln.
Scharf kritisierte Faeser die hessische Landesregierung, die laufend Aufgaben auf die Kommunen abwälze, jedoch gleichzeitig die nötigen Finanzmittel kürze. Das dürfe so nicht weitergehen. So lanciere die CDU Wahlkampfparolen gegen neue Steuern, zwinge aber die Kommunen die Gebühren drastisch anzuheben. Politik verliere mitunter den Blick für die Praxis und das Geschehen vor Ort, kritisierte sie. Daher haben SPD-Landespolitiker vor einiger Zeit unisono beschlossen, regelmäßig einen Tag in Betrieben mitzuarbeiten, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, aber auch um Probleme aus erster Hand kennen zu lernen.
Ihre Rede wurde mit kräftigem Applaus aufgenommen und SPD-Chef Landgrebe merkte süffisant an, dass man gar keine Kritik an den Grünen gehört habe, aus dem einfachen Grunde, weil die völlig untergegangen seien und „in der Regierung nicht mehr existieren“.
Als Geschenk für ihre kämpferische Rede bekam die Generalsekretärin elegant verpacktes Mineralwasser der Nobelmarke „Liz“ aus dem Hause Hassia und einen riesigen Blumenstrauß.
Anspruchsvolle Musikstücke, vorgetragen vom „Akklibitum-Ensemble“ des Akkordeonorchesters, umrahmten den Neujahrsempfang der Vilbeler Sozialdemokraten.