Viele Kinder und Teenager kicken mit Begeisterung in Bad Vilbel. Doch zwei von ihnen, zwei zwölfjährige Jungs aus Dortelweil, haben jetzt zudem ihre Schiedsrichterprüfung erfolgreich abgelegt und leiten künftig Fußballspiele.
Bad Vilbel. 120 Seiten dick ist es, das Fußball-Regelbuch des Deutschen Fußball-Bunds (DFB): Tim Schnurpfeil und Julian Vespermann wissen genau, was drin steht. Schließlich haben die beiden Dortelweiler vor kurzem den Schiedsrichter-Lehrgang erfolgreich abgeschlossen und nach dem Ende der Winterpause werden sie Fußballspiele leiten.
Hier kennen sich die beiden Zwölfjährigen schon lange aus, schließlich spielen sie seit einigen Jahren im Verein – und seit dieser Saison in einer Mannschaft: Tim ist Stürmer und Julian spielt im Mittelfeld der D-Jugend des FC Hessen Massenheim.
Erfahrener Mentor
Wie kamen sie nun auf die Idee, Schiedsrichter zu werden? „Ich wollte eigentlich schon immer Schiedsrichter werden“, sagt Julian, der die sechste Klasse des Georg-Büchner-Gymnasiums besucht. „Mir kam der Gedanke, als sich Tom und Kjell für den Schiedsrichter-Lehrgang interessiert haben“, erinnert sich Tim, Siebtklässler in der John-F.-Kennedy-Schule. Tom und Kjell sind die Enkelkinder von Dieter Hohn, der selbst seit Jahrzehnten Fußballspiele pfeift und sich als Schiedsrichter-Obmann des SV Gronau um den Nachwuchs in seinem Metier kümmert (dort absolvierte der ebenfalls noch Jugendliche Alex Siebert jetzt auch den Schiedsrichter-Schein).
So waren die beiden jungen Referees bei ihm zu Hause auf dem Heilsberg und haben sich dort mit den Gronauer Schiedsrichtern getroffen.
„Der Dieter hat die Jungs dazu animiert, den Schein zu machen, und war ihr Mentor während der Ausbildung“, sagt Dagmar Schnurpfeil, die Mutter von Tim.
Auch die Eltern waren gefordert: Schließlich fanden die sieben Schulungseinheiten (je drei bis vier Stunden) entweder während der Woche abends oder an schulfreien Samstagen in Ober-Mörlen statt – und wenn Hohn passen musste, haben die Eltern ihre Kinder dorthin gefahren.
Fitnesstest
Dazu mussten Tim und Julian dann auch eine Abschlussprüfung ablegen – neben einem Fitnesstest, der für die beiden kein Problem war, hatten sie eine schriftliche Prüfung zu absolvieren, in der sie aus allen Ecken und Enden der Regelkunde Fragen beantworten mussten. Doch die Dortelweiler Jungs nahmen auch diese Hürde ohne Probleme – und so dürfen sie jetzt Fußballspiele leiten. Und wenn sie mal Fragen im Vorfeld hatten, konnten sie sich stets an ihren erfahrenen Mentor wenden.
Mut ist nötig
Netter Nebeneffekt: Pro Spiel gibt es auch ein kleines Taschengeld. Die Jungs wissen auch um die Schwere der Aufgabe, wie Tim sagt: „Wir brauchen schon Mut, wenn zum Beispiel Eltern von außen zu stark Einfluss nehmen möchten“, wie er aus seiner Erfahrung als Spieler weis. Aber auch hier haben die beiden Neu-Referees das Handwerkszeug im Kurs erlernt, wie Julian ausführt: „Man kann es ja anfangs ignorieren. Aber wenn Zuschauer ständig an unseren Entscheidungen herumnörgeln oder uns gar beleidigen, müssen wir uns mit dem Platzordner-Obmann des Heimvereins in Verbindung setzen.“
Blick zum Routinier
Für Dieter Hohn ist es richtig, dass gerade junge Teenager Verantwortung übernehmen; aber er hält es auch für wichtig, dass sie gerade bei ihren ersten Spielen von einem erfahrenen Unparteiischen begleitet werden: „Gerade am Anfang sind die Jungen manchmal noch unsicher und gerade die Eltern rufen bei Nachwuchsspielen viel zwischenrein. Da ist es ganz wichtig, dass die jungen Schiedsrichter einen Blick nach draußen zu einem Routinier werfen können.“ Diese Aufgabe erledigen für Tim und Julian dann aber die Schiedsrichter-Betreuer vom FC Hessen Massenheim, Bernd und Marvin Döll, während Hohn seinen Neuling Alex Siebert in Gronau begleitet.