Seit 25 Jahren ist Bad Vilbel Pate des Heimatkreises Tepl-Petschau im Egerland im heutigen Tschechien. Das Bundestreffen des Heimatkreises Tepl-Petschau sollte den Menschen bei der Festveranstaltung am Wochenende in Dortelweil wieder in Erinnerung rufen, warum auch 70 Jahre nach Kriegsende und Vertreibung eine Patenschaft immer noch wichtig und aktuell ist.
Bad Vilbel. Knapp zur Hälfte gefüllt ist der Saal des Kultur- und Sportforums. Viele, die im Heimatkreis engagiert sind, können aus gesundheitlichen Gründen die Reise nach Bad Vilbel nicht mehr antreten. Die Veranstaltung beginnt mit traditioneller Musik. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) ergreift das Wort nach der Begrüßung durch Hildrun Barthlme, der Heimatkreisbetreuerin. Themen wie Not, Vertreibung, Kriegsfolgen und Aufnahme erreichten gerade in der jetzigen Zeit eine neue Dimension, zieht der Bürgermeister eine Linie zur heutigen Flüchtlingsproblematik.
„Auch wenn vieles im Vergleich zu damals anders ist, so denke ich doch, dass die Erinnerung an damals nicht nur an Aktualität gewonnen hat, sondern uns auch heute noch Orientierung geben kann.“ Untermalt wird das Programm der Veranstaltung nicht nur von der Familienmusik, sondern auch vom Sing- und Tanzkreis der Egerländer Gmoi Braunfels. Die Tänzer zeigen traditionelle Tänze aus ihrer Heimat. Hildrun Barthlme überreicht dem Bürgermeister und somit der Stadt eine Dankesurkunde für die langjährige Patenschaft.
Den Hauptteil der Veranstaltung bildet die Rede von Bernd Posselt, Sprecher und Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Er beziffert die Zahl der Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg auf 15 Millionen Menschen. Man dürfe politische Diskussionen nicht auf dem Rücken der Opfer austragen, sagt Posselt und fordert feste Verteilungsquoten für Flüchtlinge in den Staaten der Europäischen Union. Er selbst habe dies vor einigen Jahren der EU vorgeschlagen. Aber ausgerechnet Italien und Spanien hätten sich damals dagegen gestellt, da die Flüchtlinge zu jener Zeit vor allem aus dem Osten kamen, nicht aus Nordafrika, wie heute vermehrt.
„Europa funktioniert nur auf der Grundlage von Fairness und Solidarität. Man muss endlich Lösungen finden, auch wenn das ein großer Kraftakt wird“, betont Posselt. Viel Positives habe sich im Hinblick auf die Flüchtlinge der Vergangenheit getan, Partnerschaften wie die mit der Stadt Bad Vilbel seien weiterhin unerlässlich: „Das kulturelle Erbe wird bewahrt, außerdem bietet die Patenschaft den Brückenschlag in die Heimat.“ Eine Aufgabe sei, die Zeit für die Nachkommen in Erinnerung zu bewahren, damit sich Krieg und Vertreibung nie wiederholen könnten.