Schöneck. Die Freude ist groß in Schöneck: Das Hessische Kultusministerium hat bekannt gegeben, dass es keine Zusammenlegung der Grundschulklassen gibt. „Wir haben es geschafft“, jubelte Melanie Ullrich auf dem Hof der Kilianstädter Friedrich-Ebert-Grundschule, „unsere ersten Klassen werden im nächsten Schuljahr tatsächlich nicht zusammengelegt“. Mit ihr freuten und umarmten sich an diesem Morgen auf dem Schulhof 30 bis 40 Eltern und Lehrer, darunter auch Schulleiter Bernhard Engel und Bürgermeister Ludger Stüve.
Auch an der Regenbogenschule in Dortelweil sind Eltern, Elternvertreter, Schüler und Lehrer erleichtert über die frohe Botschaft, dass es keine Zusammenlegung der Grundschulklassen gibt, wenn dann mehr als 25 Kinder in einer Klasse seien.
„Ich hatte selbst noch am Sonntag Zweifel, als der CDU-Landtagsabgeordnete Hugo Klein mir fest zusagte, alles nur Mögliche unternehmen zu wollen, damit die Zusammenlegung nicht erfolgt“, berichtete Schulleiter Engel. Auch Melanie Ullrich, die in den vergangenen Wochen immer wieder die Initiative ergriff und gemeinsam mit den Elternbeiräten der beiden anderen ersten Klassen an der Friedrich-Ebert-Schule zu Ministerpräsident Roland Koch (CDU) in die Sprechstunde fuhr und auch die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) aufsuchte, gestand offen ein: „Ohne den Landtagsabgeordneten Klein hätten wir es sicherlich nicht geschafft.“
Dabei hatte sie sogar die Bundeskanzlerin und den Bundestagspräsidenten in Berlin angeschrieben. Ebenso alle Parteivorsitzenden. „Es war plötzlich ein ganz großes Rad, das wir für unsere Kinder gedreht haben.“ Dabei zeigte Ullrich, selbst Mutter dreier Kinder, eine Kladde, in der sie die Historie der Aktion genauestens protokolliert hatte.
Den Grund für all die Aufregungen und Sorgen bildete der Erlass der hessischen Kultusministerin im April, nach dem aus Ersparnisgründen kleinere Klassen zusammengelegt und die dadurch freigestellten Lehrer an andere Schulen mit Lehrermangel versetzt werden sollten. Für die Friedrich Ebert-Schule in Kilianstädten hätte das bedeutet, dass die jetzigen drei ersten Klassen mit jeweils 18 Schülern im kommenden Schuljahr in dann nur noch zwei Klassen mit jeweils 27 Schülern zusammengefasst werden sollten. Dagegen hatten Eltern und Lehrer protestiert.
„Jedes Elternteil und jede Lehrkraft weiß, wie wichtig die Aufmerksamkeit der Lehrer gerade für Kinder in den ersten Klassen der Grundschule ist und dass den Kindern nur in kleineren Klassen genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden kann“, unterstrich auch Schulleiter Engel die Forderungen der Eltern. Andere Schulen in Hessen mit den gleichen Problemen schlossen sich in den vergangenen Wochen der Protestaktion der Schönecker Eltern an. „Als dann aber letzte Woche der Schulleiter zur Neuaufteilung der Klassen zum Elternabend eingeladen hat, da habe ich schon alles verloren gesehen“, erinnerte sich Marie-Luise Sebralla, ebenfalls Elternbeirätin einer ersten Klasse.
Am Dienstagnachmittag die überraschende Wende: Telefonisch teilt der Hugo Klein Ullrich mit, dass die Zusammenlegung der Klassen für die meisten Grundschulen wieder vom Tisch sei und dass das Ministerium die Schulämter bereits angewiesen habe, für die ursprünglich von der Regelung betroffenen Schulen wieder Lehrerstellen zuzuweisen. „Schöner kann das Schuljahr doch nicht zu Ende gehen, als mit dem Auftrag, mich doch schleunigst um einen neuen Lehrer kümmern zu sollen“, meinte Schulleiter Engel. (jwn)