Karben. Soviel Lust auf Hering war noch nie bei der CDU: „Der Saal ist proppevoll“, stellt zufrieden der Stadtverbandsvorsitzende Guido Rahn fest und verspricht kurze Reden, damit der Hunger bald gestillt werde. Ein Hunger, der mit dem Erfolg gekommen ist. Denn seit Mai vergangenen Jahres bestimmt eine Koalition mit der CDU als größtem Partner das Geschehen in der Stadt. Kein Wunder, dass Rahn strahlt vor hundert Gästen im Saalbau Schuldt in Klein-Karben. Als Gastredner stellt er Thomas Stöhr aus Bad Vilbel vor, den Bürgermeister aus der blühenden und stets beneideten Nachbarstadt mit ihrer stabilen CDU-Mehrheit. Angereist ist auch Parteiprominenz aus dem Kreis, so Konrad Dörner, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion und die Abgeordneten Tobias Utter und Barbara Büttner.
„Was in Karben seit den veränderten Mehrheitsverhältnissen passiert, ist kreisweit für die Union wichtig“, bilanziert Rahn und hat noch ein überraschendes Eingeständnis parat: Es sei schwerer als erwartet, in Karben das Ruder herumzureißen und den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Doch der überschuldete Haushalt stehe nun auf dem Prüfstand, die rot-grünen „Kassentricks“ zögen nicht mehr. Parteifreund Stöhr pflichtet diesem Weg bei: Geld zu verteilen sei einfach, sagt er, doch eine Wirtschaft ins Laufen zu bringen, verlange viel mehr. Klar, dass er diese Kernkompetenz bei der CDU sieht.
Zum großen Bad Vilbeler Thema, dem so kläglich gescheiterten Vorhaben der Stada, in Dortelweil ein Hochregallager zu bauen, fasst sich Stöhr ganz kurz. „Das Grundstück ist für Stada reserviert gewesen“, erinnert er und bedauert den Ausgang der Planungen.
Dafür geht der Bürgermeister auch sparsam mit groben Attacken auf den politischen Gegner um, auch wenn es am Aschermittwoch fast dazu gehört. Süffisante Randbemerkungen müssen ausreichen. Dem jungen Fraktionsvorsitzenden Mario Beck ist der Erfolg der eigenen Partei ebenfalls wichtiger als ein Abwatschen des Gegners. Doch dass es ihm eine Freude ist, den rot-grünen Magistrat mit Bürgermeister Roland Schulz an der Spitze schon seit Monaten in arge Bedrängnis zu bringen, verhehlte er nicht: „In Karben ist an jedem Tag Aschermittwoch.“ Die Parteifreunde klatschten. Auch als Beck ankündigt, den Genossen weiterhin genau ins Haushaltsbuch gucken und notfalls den Geldhahn zudrehen zu wollen.