Der Tod des Massenheimer Gastwirts und Jägers Norbert Weyland (44) in einem engen Kanalrohr ist noch nicht endgültig geklärt. Eine Obduktion soll helfen, offene Fragen zu klären. Die dramatische Suchaktion und die Bergung des Leichnams brachte Polizisten und Feuerwehrleute psychisch an ihre Grenzen. Immer mehr Details werden bekannt.
Bad Vilbel. Es war eine großangelegte Suche: Am Donnerstagmittag war der Massenheimer mit seiner Jagdhündin Nora in die Gemarkung Riedquelle gefahren. Ob er Fallen kontrolliert hat, wie eine Zeitung berichtete, lässt sich nicht mehr feststellen.
Um 16.15 Uhr alarmierten die Angehörigen die Polizei. Auch ein in Egelsbach stationierter Polizeihubschrauber, der mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet ist, wurde alarmiert. Die Piloten zögerten nach Auskunft der Polizei mit dem Start wegen der starken Windböen und gingen gegen 16.30 Uhr doch in die Luft, um das Ried abzufliegen. Um 17.25 Uhr, nach Einbruch der Dunkelheit, kehrte der Hubschrauber erfolglos zurück zu seinem Stützpunkt.
Doch die Suche ging weiter. Wie Polizeisprecher Jörg Reinemer berichtet, wurden um 19 Uhr aus Rheinland-Pfalz sogenannte Man-Trailer-Hunde angefordert, die um 21 Uhr in Massenheim eintrafen. Man-Trailer-Hunde sind so trainiert, dass sie im Unterschied zu anderen Suchhunden verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden können und sich trotz vieler anderer, auch menschlicher Gerüche, auf eine bestimmte Person konzentrieren können.
Während des Hubschraubereinsatzes ahnte die bislang nicht alarmierte Massenheimer Feuerwehrführung schon, dass etwas Schlimmes passiert sein müsse. Um 19.30 Uhr dann die Gewissheit: Familienangehörige und Bekannte des Vermissten setzten sich mit der Wehrführung und der Einsatzabteilung in Verbindung, die sich bereits im Gerätehaus mit dem Ortsvorsteher beriet. Die Wehr wartete nach Angaben von Wehrführer Thorsten Hering bis 22 Uhr zunächst noch ab – um die Sucharbeit der beiden Man-Trailer-Hunde nicht zu stören.
Suchhunde im Einsatz
Das Verhalten der Hunde ließ die Vermutung zu, dass sich der Vermisste in dem verschlammten Betonrohr mit 60 Zentimetern Durchmesser befinden könnte. Währenddessen bemühte sich die Polizei bei den Stadtwerken, dem Technischen Hilfswerk Viernheim und einem privaten Rohrreinigungsunternehmen um eine Kanalkamera. Diese kam aber nicht mehr zum Einsatz.
Nach Absprache mit der Polizei wurde die Feuerwehr Massenheim gegen 23 Uhr alarmiert. Es erschienen 20 Mann. Sie entfernten den Schlamm aus dem Rohreingang. Im Licht eines Scheinwerfers konnte man etwa 15 Meter tief im Rohr die Füße eines Menschen erahnen, berichtet Thorsten Hering. Es sei ein „junger, aber erfahrener schlanker Mann“ ausgesucht worden, der mit einer Lampe und einem Atemschutzgerät in dem engen Betonrohr vorwärts kroch. Er war mit Leinen an den Fußgelenken gesichert und hatte ein Seil dabei, das er an den Füßen des Vermissten befestigte.
Die Wehrleute draußen ahnten, dass dem dort liegenden Mann nicht mehr zu helfen war. Der Feuerwehrmann wurde aus der Röhre gezogen und anschließend der offenbar leblose Körper des 44-Jährigen. Wiederbelebungsversuche der Feuerwehr blieben ohne Erfolg, auch ein von der Leitstelle Friedberg alarmierter Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Die Massenheimer Feuerwehr kam anschließend im Stützpunkt zusammen. Dort war auch ein Notfallseelsorger anwesend – wie bei der Rettung toter Personen üblich. Die Einsatzstelle räumten Mitglieder der Feuerwehr Kernstadt auf. Diese Arbeiten waren um 3.40 Uhr beendet. Weylands Hund Nora steckte noch tiefer in der Betonröhre als sein Herrchen. Das Tier wurde am Freitagmittag mit einer Kanalkamera geortet.
Eine am vergangenen Mittwoch in der Frankfurter Rechtsmedizin angesetzte Obduktion (nach Redaktionsschluss) soll die Umstände klären, unter denen Weyland starb. Die Polizei geht bislang davon aus, dass er bei der Suche nach seinem Hund erstickte.
Die Trauerfeier ist am Samstag, 14 Januar, um 11 Uhr in der katholischen Kirche Massenheim.