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Jacobsen: »Hospizarbeit erfüllt mit Dankbarkeit«

Karben Uschi Jacobsen (70) gibt ihr Ehrenamt als Koordinatorin der Ambulanten Hospizhilfe Karben zum Monatsende ab. Foto: Privat
Karben Uschi Jacobsen (70) gibt ihr Ehrenamt als Koordinatorin der Ambulanten Hospizhilfe Karben zum Monatsende ab. Foto: Privat

Karben. Die Ambulante Hospizhilfe Karben steht vor einem Generationenwechsel: Nicht nur Koordinatorin Ursula »Uschi« Jacobsen, sondern rund ein Drittel der Ehrenamtlichen geben Ende des Monats ihr Amt ab. Nachfolger werden dringend gesucht. Ein Gespräch über den Abschied – und das Abschiednehmen.
Die Ambulante Hospizhilfe Karben gibt es seit fast 13 Jahren. Damals hatten die Karbener Ärztin Dr. Ellen Wedekind und ihre Patientin Sofie Oellrich die Idee. Ehrenamtliche absolvierten Aus- und Fortbildungen, um Schwerkranken am Lebensende beizustehen. Inzwischen ist die Hospizhilfe ein eingetragener Verein und in Karben etabliert. Vorsitzende Uschi Jacobsen wird sich nun aus der aktiven Tätigkeit zurückziehen.

Frau Jacobsen, Sie sind quasi »Expertin fürs Abschiednehmen« – nun nehmen Sie selbst Abschied. Wie geht es Ihnen dabei?
Natürlich ist die Tatsache, dass ich mein Ehrenamt abgebe, mit Wehmut verbunden. Ich habe in all den Jahren unzählige positive Erfahrungen gemacht, und unsere Hospizgruppe hat immer sehr gut funktioniert. Der Abschied schmerzt also durchaus. Und doch bin ich mir sicher, dass jetzt ein guter Zeitpunkt dafür ist: Ich bin 70 Jahre alt, gesund und fit. Nach zwölf Jahren im Amt möchte ich nicht mehr weitermachen, bis ich das vielleicht nicht mehr bin und am Ende keinen guten Job mehr machen kann.
Nicht nur Sie, sondern fünf andere Ehrenamtliche steigen aus. Das ist etwa ein Drittel aller Mitglieder.
Genau, und es sind alle Mitglieder, die – wie ich – seit der Gründung vor 13 Jahren dabei waren. Für die Hospizgruppe bedeutet das eine erhebliche Veränderung. Wir leiten quasi den Generationenwechsel ein.
Man könnte meinen, es liegt etwas im Argen?
Nein, im Argen liegt nichts. Es ist eine Altersfrage: Von den sechs Mitgliedern, die jetzt ausscheiden, gehen vier auf die 80 zu. Es gilt mitunter Enkel zu betreuen, einen kranken Mann zu pflegen, kurzum: persönliche Umstände, die das Alter mit sich bringt. Man darf nicht vergessen: In der Begleitung Sterbender wird sowohl physisch als auch psychisch Kraft benötigt. Ich habe volles Verständnis, dass Menschen nach Jahren des Engagements wieder gehen. Einige hatten schon so lange mit schwierigen persönlichen Umständen zu kämpfen, dass ich positiv überrascht war, dass sie überhaupt so lange dabei waren. Das zeigt, wie erfüllend die Aufgabe ist. Die Hospizarbeit erfüllt einen mit hoher Befriedigung und Dankbarkeit, man bekommt viel zurück. Deswegen halten viele so lange daran fest.

An welchen Stellen haben Sie diese Dankbarkeit spüren dürfen?
In den zwei Karbener Pflegeeinrichtungen gibt es immer wieder Menschen, die allein sind und bei denen wir die einzigen Besucher sind. Diese Treffen waren immer von großer Dankbarkeit begleitet. Wenn die Menschen noch sehen und hören konnten, konnte ich ihre Freude richtig spüren. Waren sie kommunikationsfähig, sind daraus auch unendlich gute Gespräche entstanden, weil die Menschen die Gelegenheit hatten, noch einmal in Erinnerungen zu schwelgen. Das war oft ein ganz intensives, bereicherndes Erlebnis – für beide Seiten.

Und wofür sind Sie dankbar, wenn Sie auf Ihre Jahre im Ehrenamt zurückblicken?
Ich danke meinem Ehemann, der mich die ganzen Jahre intensiv unterstützt hat, sowie der Gruppe, die es immer ermöglicht hat, alle Anfragen zu bedienen. In all den Jahren hatten wir tatsächlich nie eine Anfrage einer Karbenerin oder eines Karbeners, die wir ablehnen mussten. Und auch über die vielen Spenden, kleine und große, bin ich sehr froh.

Haben Sie ein persönliches »Highlight« aus Ihren 13 Jahren bei der Hospizhilfe?
Unser zehnjähriges Bestehen war für mich ein bewegender Anlass: Wir haben es größer und sehr würdevoll gefeiert. Aus der Resonanz der Bevölkerung wurde deutlich, wie sehr wir geschätzt werden. Das hat uns damals sehr glücklich gemacht. Aber natürlich haben mich auch einzelne Begleitungen berührt. Gerade bei längeren Begleitungen entstand immer wieder eine große Nähe. Da sind mitunter Beziehungen entstanden, die mich selber mit großer Betroffenheit erfüllt haben, als der Tod dann kam. Für mich war es stets wichtig, mit pflegenden Angehörigen ins Gespräch zu kommen und ihnen Unterstützung anzubieten. Denn sie brauchen oft mehr Beistand als Betroffene, sie befinden sich mit ihren Ängsten in einer Ausnahmesituation. Wenn ich ihnen eine kleine Auszeit gewähren konnte, um persönlichen Bedürfnissen nachzukommen, war mir das jedes Mal viel Wert.
Mit Manuela Vetter ist für Sie als Koordinatorin bereits eine Nachfolgerin gefunden.
Ja, sie ist eine wahre Bereicherung für den Verein: Manuela Vetter ist Palliativ-Krankenschwester. Sie ist zwar erst vergangenes Jahr zu uns gestoßen, hat aber nun in hohem Tempo alle nötigen Fortbildungen absolviert. Sie ist auch ein gutes Beispiel, wie immer wieder neue Gesichter zu uns gestoßen sind. Wir brauchen dringend neue Helferinnen und Helfer. Ideal wäre es, wenn sich so viele Freiwillige melden, dass wir ein eigenes Ausbildungswochenende organisieren könnten.
Von Jana Sauer

Zeit für Sterbende
Die Ambulante Hospizhilfe Karben sucht neue Ehrenamtliche. Das Ziel der Aktiven ist, dass kein Mensch den letzten Lebensweg allein gehen muss. Interessierte benötigen als einzige Voraussetzung die Bereitschaft, einen Teil ihrer Zeit für Sterbende zu geben. Weitere Infos bei der neuen Koordinatorin Manuela Vetter unter 0 60 39/9 39 87 38 oder per E-Mail an hospizhilfe-karben@web.de. (jkö)