Bad Vilbel. Auch wenn der Akteneinsichtsausschuss des Kreistags in Sachen Erddeponie Gronau kurz vor Abschluss seiner Arbeit steht, scheint die Affäre doch noch lange nicht beendet. Die Stadt Bad Vilbel hat nun in Absprache mit dem Wetteraukreis und dem Regierungspräsidium (RP) beim Darmstädter Ingenieurbüro Arcadis ein Konzept zur Untersuchung der großteils illegal betriebenen Erddeponie in Gronau in Auftrag gegeben.
Dazu gehören auch die vom RP im Juli 2009 angeordneten Grundwasseruntersuchungen. Dass auf dem Gelände an der Bundesstraße B 521 östlich von Bad Vilbel über Jahre hinweg Bauschutt abgelagert wurde, räumen inzwischen alle Beteiligten ein.
Daher konzentrieren sich die Untersuchungen nun aufs Grundwasser. „Als Quellenstadt müssen wir darauf besonders aufpassen“, sagt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Auch er räumt ein, dass von 1999 bis 2007 auf dem offiziell als Ausgleichsfläche deklarierten Gebiet fünf Mal mehr Abraummaterial, nämlich 165 000 Kubikmeter, abgekippt wurde als genehmigt.
Wie es dazu kommen konnte, kann sich Stöhr nicht erklären. „Immerhin hatten wir der Firma des Karbener Umweltamtsleiter Thomas Adam die Oberaufsicht und die Kontrolle über das Geschehen auf dem Gelände erteilt“, so der Rathausschef. An wie vielen Stellen nun gebohrt werden muss und wo der Bagger mit dem Aushub für die Proben beginnen wird, prüft das Ingenieurbüro derzeit. Experten gehen von rund 50 Stellen aus.
Dieser Ansicht ist auch Hobbyjäger Heinrich Jackoby der bis vor kurzem noch in Bad Vilbel wohnte und jahrelang morgens auf dem Weg zu seinem Jagdgebiet an der Deponie vorbei fuhr. Dabei beobachtete er die Vorgänge aufmerksam. „Da kamen die Lastwagen schon gegen vier Uhr morgens und die Planierraupe hat manchmal sogar die ganze Nacht über gearbeitet und das Erdreich hin und her geschoben“, erinnert sich Jackoby.
Er habe sich damals schon über die vielen fremden Kennzeichen an den Lastwagen gewundert, aber der Sorgfalt der Behörden vertraut. Erst durch die Zeitungsberichte wurde er aufmerksam. „Ich habe mich gewundert, dass über der Fläche keine Greifvögel kreisen und nach Kleintieren Ausschau halten“, berichtet Jackoby. Deshalb habe er sich die inzwischen begrünte Abraumhalde näher angesehen. Als er dort kein einziges Mauseloch fand, habe er seinen Spaten geholt und zu graben begonnen.
Zunächst sei er auf Schotter, dann aber sogar auf Asphalt und Bitumen gestoßen, wie dies beim Abtragen von Straßenbelägen anfällt. Nun ist der 71-Jährige gespannt auf die Ergebnisse der Proben des Ingenieurbüros. Längst hat er seine Fotos, die er bei seinen Grabungen machte, dem RP, dem Kreis und der Stadt zugeschickt. Das zeigt Wirkung: Seine Behörde nehme Jackoby sehr ernst, sagt Peter Rudel, Leiter des für Wasser- und Bodenschutz zuständigen Fachdienstes des Wetteraukreises.
Bürgermeister Stöhr baut derweil auf seine Unterlagen. „Jeder Abladevorgang auf dem einstigen Gronauer Gemeindeacker wurde sorgfältig protokolliert“, erklärt er. Darüber hinaus seien immer wieder Stichproben bei den anliefernden Lastwagen gemacht und protokolliert worden. „Mehr“, findet Bürgermeister Thomas Stöhr, „konnten wir damals doch gar nicht machen.“
Das Regierungspräsidium entschied inzwischen, dass Bad Vilbel die illegale Deponie wegen der hohen Kosten nicht abräumen muss – vorausgesetzt, die derzeitigen Untersuchungen ergeben, dass die dort gelagerten Stoffe „in jeder Hinsicht unbedenklich“ sind.