Karben. »Karben helau« hallt es wieder durch die »Turnhall« in Groß-Karben, und die Damen auf der Premieren-Sitzung der Weiberfastnacht am Freitagabend lassen Raketen in den Himmel steigen. Im ausverkauften Saal erleben die Frauen in allerlei fantasievollen Kostümen einen abwechslungsreichen Abend. Die Akteure auf der Bühne werden dafür mit Beifallsstürmen belohnt.
»Überall hört man nur von Krisen«, eröffnet Sitzungspräsidentin Helga Döppenschmidt, doch nicht so bei der Weiberfastnacht. »Seid ihr damit einverstanden?«, fragt sie und erntet lautes Beifallsklatschen. Und so beginnt ein Abend unbeschwerter Heiterkeit.
Manche Gäste kommen dafür von weit her. »Ich komme aus dem Vogelsberg«, sagt eine Besucherin. Sie gehört zu einer Damengruppe in Ringelshirts und roten Kappen wie auch Veronika Keyr aus Köppern: »Ich habe eine Freundin in Karben, die besorgt immer die Karten.« Sie komme schon seit 25 Jahren. Ihr gefalle eben die Geselligkeit unter Frauen, »hier herrscht gleich von Anfang an eine tolle Stimmung«.
Kurz vor dem Start flattert noch eine Gruppe Flamingos in den Saal. Die Mädels – schwarz gekleidet mit rosa Tütü, Federboa und einem rosa Flamingo als Kopfputz – kommen aus Roggau von der FSG und spielen teils in der Damen-Fußballmannschaft mit und sind teils aktiv in der Tanzgruppe »No limits«. »Wir kommen schon seit Jahren hierher«, sagt Fußballerin Melanie Meyerhöfer, »weil es uns gut gefällt.« Pünktlich um 20.11 Uhr hebt sich der Vorhang, und die Besucherinnen erleben einen Can-Can als vierfachen Pas de Deux. Sehr quirlig. Da darf die Zugabe nicht fehlen Selbst in der Metal-Rock-Version klingt der Can-Can durch. Die Tanzgruppen warten immer mit besonderen Einfällen auf. »Gerade bei den Freshgirls sind viele junge Frauen neu eingestiegen«, freut sich Vorsitzende Christa Haufert. Die wirbeln am späten Abend als Powerfrauen über die Bühne. Vom Publikum viel umjubelt wird aber auch die traditionsreiche Ranzengarde, die »ABBA« wieder aufleben lassen.
Stark und musikalisch vielseitig präsentiert sich auch der Nachwuchs im Gesang: Sandra Mühlfeld, Nadine Reusswig, Vanessa Seibel und Silke Widmann überzeugen nicht nur als »Fanta 4« und lassen in einem Medley alle ihre großen Hits wie »Die da« anklingen, sondern sie trumpfen zusammen mit Jennifer Kohl auch mit Kölschen Liedern auf.
Dann doch eine kleine Reminiszenz an Krisen. Mutter und Tochter Helwig alias Christa Haufert und Sandra Mühlfeld, haben sich gelbe Westen über ihre Dirndl gezogen und treten in den Sitzstreik. Sie fordern neue Dirndl, mehr Schnaps und eine »nakische Band«. Die Herren Musiker protestieren, ebenso das Publikum, die wollen ihre Helwigs hören. Und so greift Tochter Helwig doch zur Gitarre und präsentiert 22 Weihnachtslieder in 48 Sekunden – oder war’s umgekehrt? Bei der Interpretationen bekannter Lieder sind sie einfach fantastisch. Das Publikum jubelt begeistert und bekommt seine Zugabe.
Freundinnen des feinsinnigen Humors und der derben Zoten dürfen sich auf die starken Vortragenden bei der Weiberfastnacht freuen. Lisa Brunotte und Silke Widmann überzeugen wieder als Russinnen mit ihren alten, aber reichen Ehemännern. So beschwert sich die eine, dass ihr Mann möchte, sie solle sich einen Job suchen, weil sie immer nur nett zu ihm sei, wenn sie Geld wolle. »Das chabe ich nicht zu befürchten, denn er chat schlechtes Gewissen«, sagt die andere. Kürzlich wollte er noch spät zum Angeln. »Da, weiß ich«, erwidert sie, »hat dein Forelle schon angerufen dreimal«. So geht es hin und her bis die eine sich verabschiedet: »Doswidanja« und die andere mit »Hellau« antwortet.
Über den Alltag ihrer Familie plaudert Ute Zimmermann-Erle. So erzählt sie etwa vom »betreuten Fahren« ihres Sohnes. Der ist 17, will den Führerschein machen und sie muss immer mit. »Hoffentlich fragt er mich nicht nach der Bremswegberechnung«, sagt sie und verrät: »Wenn ich brems‹, hab‹ ich nur ein Gedanke – Hoffentlich reicht’s.« Die Pointen sitzen und werden von den Damen im Saal mit Kichern, Lachen und Johlen quittiert. Der Sohnemann allerdings, der bei der Schilderung seiner Fahrversuche meistens gar nicht gut wegkommt, sitzt auf der Empore und sorgt in der mehrköpfigen Technik-Crew dafür, dass die Mutter auf der Bühne im richtigen Licht zur Geltung kommt und das Mikrofon funktioniert.