Wenn Ende Juni die Ausstellung zur Karbener Postgeschichte im Heimatmuseum Karben gezeigt wird, rechnet Charlotte Jäkel, Sprecherin des Museumsdienstes, wieder mit einem Besucheransturm. Doch reichen solche Ausstellungen aus, um das Landwirtschafts- und Heimatmuseum Karben auf Dauer zu sichern?
Karben. Wie muss ein Heimatmuseum aufgestellt sein, damit es für die Bürger attraktiv ist und was können Ehrenamtliche leisten? Um diese Frage ging es in der Diskussion, zu der der Arbeitskreis „Aktiv im Museum“ im Geschichtsverein Karben am Internationalen Tag des Museums eingeladen hatte. Den Vortrag zur Vergangenheit und Zukunft des Museums hielt Rainer Obermüller, seit 2013 engagiert im Arbeitskreis und Mitglied des Geschichtsvereins.
Er wies darauf hin, dass das hiesige Heimatmuseum über eine außerordentliche historische Sammlung von landwirtschaftlichen Geräten verfügt, ebenso von Arbeitsgeräten der Handwerker und von Dingen des täglichen Lebens. Den Grundstein dafür legte Edmund Felber, der drei Jahre nach der Stadtgründung von 1970 zur Gründung eines Museums aufrief.
Ausstellungsziele
Das fand eine breite Unterstützung und 1980 war es so weit: Das Karbener Heimatmuseum im Degenfeld’schen Schloss wurde eingeweiht. Felber brachte Sammlungen ein und leitete jahrelang das Museum. 30 Jahre später stand das Haus auf der Kippe, aber die Wende zum Positiven gelang.
Die Initialzündung kam 2014 durch die Gründung des Arbeitskreises „Aktiv im Museum“, erinnert Obermüller. „Es ist uns gelungen, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Sie arbeiten ehrenamtlich in den vier Abteilungen Öffnungsdienst, Rahmenprogramm, Inventarisierung und Pflege daran, das Museum gut aufzustellen und in seinem Bestand zu erhalten.“
Beim Rahmenprogramm gelinge es immer öfter, jeden Monat eine besondere Veranstaltung zu einem historischen Thema zu organisieren, die teilweise 50 oder mehr Besucher anlocke. Ziel sei es aber auch, wie zum Beispiel in Echzell, zu erreichen, dass jedes Grundschulkind das Heimatmuseum und seine Schätze kennenlerne.
Dafür sei es notwendig, dass die Ausstellungsräume museumspädagogisch aufbereitet würden, gerade für Kinder. „Wir hoffen, dass es gelingt, in Karben tätige Pädagogen mehr als bisher für die Arbeit mit und im Museum zu interessieren.“ Die Inventarisierung aller ausgestellten Exponate sei bis Ende des Jahres abgeschlossen und in einer Datenbank erfasst.
Dann werde damit begonnen, die eingelagerten Schätze zu inventarisieren. Welche Sammlungen behalten, welche ausgestellt und welche „entsammelt“ werden, sei noch nicht sicher. „Wir lassen uns vom hessischen Museumsverband beraten“, erklärte Obermüller.
Das Karbener Museum könne kein Universalmuseum sein, sondern müsse sich auf Karben und die Wetterau und das historische Leben am Ort beschränken.
In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden mehrere Punkte benannt, die wichtig für die Zukunft des Museums sind. „Monat für Monat am Öffnungstag ein interessantes Rahmenprogramm zu bieten, ist für die Ehrenamtlichen eine große Herausforderung“, sagte Charlotte Jäkel. Leider seien gerade die landwirtschaftlichen Thementage schlecht besucht.
Schul-Interesse fehlt
Viele Menschen hätten keinen Zugang mehr zum Leben und Arbeiten auf dem Land vor hundert Jahren. „Wir müssen Fachleute zu einem Gebiet ansprechen, die etwas dazu erzählen können“, ergänzte Obermüller.
„Kinder müssen Sachen anfassen können und eine Geschichte dazu hören“, betonte Monika Heinz, die Kinder- und Schulführungen anbietet. Leider kämen nicht alle Karbener Grundschüler ins Museum. Die Schulen in Okarben, Petterweil und Kloppenheim hätten bislang noch gar kein Interesse gezeigt.
Ideen und Mitstreiter werden vom Arbeitskreis „Aktiv im Museum“ gesucht, um das Museum und das historischen Karben in lebendiger Erinnerung zu halten.
Kontakt zum Museumsdienst des Geschichtsvereins: Telefon (0 60 39) 37 54, E-Mail museum@familie-jäkel.net