Die Sanierung des Degenfeldschen Schlosses liegt voll im Zeitplan. Nun, da die ersten Fassadenbereiche fertig sind, lässt sich bereits erahnen, welcher Glanz künftig den Ort prägen wird.
Karben. Goldocker heißt die Farbe, in der das Degenfeldsche Schloss in Groß-Karben erstrahlt. Auf drei Fassadenseiten ist sie aufgetragen. Im November soll alles fertig sein. Dann ist ein architektonischer Star zurück. Edel, schick, vom Verfall der Jahrzehnte befreit.
Das alte Herrenhaus von Anfang des 18. Jahrhunderts wird derzeit neu geboren. Ihren Stolz darüber, wie das 150 Jahre lang kommunal genutzte Gemeindeschloss in neuem Glanz auflebt, kann Architektin Verena Kunad-Riederer nicht verbergen. Das will sie auch gar nicht. Obwohl ihr einiges an Neid und Skepsis entgegenschlägt: Sie und die drei weiteren Investoren aus Groß-Karben stecken allein in die Schlosssanierung rund 1,5 Millionen Euro. „Ich bin nicht reich, nur eine kleine Architektin“, sagt Kunad-Riederer. „Aber ich habe Fantasie, Mut und Visionen.“
Alles drei braucht sie derzeit tagtäglich. Denn die Architektin hat auf der Baustelle den Hut auf, koordiniert die Gewerke. Unzählige Trennwände haben die Arbeiter entfernt, Decken unterfüttert, bis zu 20 Zentimeter Unebenheiten im Boden ausgeglichen. Verputzer und Maler sind außen wie innen am Werk. Im Nordflügel sowie der nördlichen Hälfte des Hauptflügels entstehen fünf Wohnungen. „Jede hat ihren ganz eigenen Charakter“, sagt Verena Kunad-Riederer. Mal ist Holzfachwerk freigelegt, mal sind die Wände aus rohem Stein, mal die Räume groß, die Wände schräg, mal gemütlich klein.
Seit November 2013 läuft die Sanierung. Die Stadt hatte das Schloss verkauft, weil sie sich die Sanierung nicht leisten und das Haus nur notdürftig in Schuss halten konnte. Viel vom alten Charme sei bei der vor 15 Jahren gestarteten, sieben Jahre dauernden Hausschwammsanierung weggekommen, sagt die Architektin. „Danach wurde einfach aufgehört und zugeschlossen.“
Nässe und Moder weg
Folge: Nässe in Wänden, Muff, Siff, Moder, zerbröselnder Putz. Beim Herausreißen des Bodens im Erdgeschoss zeigte sich zum Beispiel, dass unter drei Zentimetern Estrich bloß 20 Zentimeter Sand folgten, dann Erdreich. Kaum existent war die Wärmedämmung. All das haben die Arbeiter saniert – und zwar nach ökologischen Kriterien. „Das mache ich seit 30 Jahren“, sagt Kunad-Riederer. Ihr Büro Ökoplan hat sich darauf spezialisiert. Ergebnis: Schon in der Bauphase sind Muff, Kühle und Feuchtigkeit verschwunden, wirkt das Raumklima mild. 30 der 60 Fenster wurden in Stand gesetzt, 15 kamen ganz neu rein. Erneuert haben die Arbeiter auch das Dach mit seinem 600 Quadratmeter großen Innenraum. „Da hätte man auch noch Wohnungen reinmachen können.“ Wollten die Investoren aber nicht. Lieber soll das städtische Heimat- und Landwirtschaftsmuseum, das im südlichen Haupt- und im Südflügel residiert, die Flächen kostenfrei als Lager nutzen.
Nicht nur auf Wohnungen unterm Dach verzichten die Geldgeber. Sie streichen auch das Wohnhaus, das anstelle des alten Rotkreuz-Hauses auf dem Hof entstehen sollte. „Dann würden hier zu viele Menschen wohnen“, sagt Verena Kunad-Riederer. „Wir wollen ein Optimum aus dem machen, was hier vorhanden ist, kein Maximum.“ Schließlich sei das gesamte Vorhaben ja aus der Dorferneuerung entstanden – und die Investoren trügen weiterhin deren Ziele mit, den Ortskern neu zu beleben.
Weggerissen werden soll das Gerätehaus dennoch. Parkplätze und Carports sollen dort entstehen, sobald der gesamte Hof für gut eine Viertelmillion Euro umgestaltet wird. Gegenüber soll als nächstes das Torhäuschen saniert werden. Eine Wohnung wird dort eingebaut – und eine „Sommerküche“.
Anwohner sollen sie nutzen können, wenn sie dort feiern. „Das soll Mittelpunkt und Treffpunkt werden.“ (den)