Stadtkapelle probt für die Jahreskonzerte – Komponist Dirk Mattes Mattes zu Gast
Bad Vilbel. Volle Konzentration bei den 50 Musikern des Hauptorchesters der Stadtkapelle Bad Vilbel. Auf dem Probenplan im Vereinsheim am FFH-Platz stehen anspruchsvolle wie abwechslungsreiche Stücke, bekannte, weniger bekannte und unbekannte Kompositionen für die zwei Jahreskonzerte. Ausgesucht hat sie Dirigent René Wilhelm passend zum Konzertmotto »Klangwelten«.
Die Bandbreite des Repertoires reicht von Klassikern wie der Nabucco-Ouvertüre von Verdi, der russischen Ballettmusik »Russian Sailor Dance« von Reinhold Gliere und dem spanischen Paso Doble »Suspiros de España« von Antonio Alvarez über moderne Stücke wie »Rest« von Frank Ticheli und »Ich atme Gefühl« von Dirk Mattes.
»Durchatmen«
René Wilhelm will mit der Auswahl so unterschiedlicher Kompositionen zeigen, dass »ein ein Blasorchester mehr als nur traditionelle Blasmusik spielen kann«. Verbunden ist dies für die Musiker mit einer großen stilistischen Vielfalt und Herausforderung. Jedes Stück hat eine andere Klangwelt. »Verdi ist schnell und technisch anspruchsvoll. Bei Frank Tichelis meditativen, ruhigem Stück auf Grundlage der Vertonung des Gedichtes von Sarah Teasdale kommt es auf das aufeinander Hören der Instrumente, die Intonation, an.
Damit das alles bestens klappt, gab es bei der Probe eine Vereinspremiere. Die Musiker begrüßten erstmals mit dem gebürtigen Hanauer Dirk Mattes, der lange in Frankfurt wohnte und jetzt in Aschaffenburg zu Hause ist, einen Komponisten bei ihrer Probe, um mit ihm gemeinsam das anspruchsvolle Stück zu erarbeiten.
Zugleich bot sich den Musikern die Gelegenheit, dem Komponisten Fragen zu seinem Werdegang, zum Stück, seiner Inspiration und seinen Gedanken
Dirk Mattes studierte Musik mit Schwerpunkt Komposition in Würzburg, spielt Trompete, Klavier und Horn, arbeitet aber heute meist mit »Bleistift‹ und ›Mouse«, wie der 34-Jährige verrät. Er ist Dozent, Komponist und Dirigent mehrerer Musikvereine sowie begeisterter Handballer.
Mattes setzte sich bereits als Student mit Schönberg und dessen Harmonielehre in Verbindung mit dem Zusammenhang zwischen Emotion und Atmung auseinander. »Bei der Durcharbeitung der Harmonielehre fing ich immer wieder an zu komponieren.« Das Ergebnis mündete in den 2016 veröffentlichten Zyklus aus fünf Sätzen, den er für ein Jugendblasorchester komponierte. Mattes wurde inspiriert durch die Textzeile »Ich fühle Luft von anderem Planeten« aus Stefan Georges Gedicht »Entrückung«, das Schönberg in seinem zweiten Streichquartett in fis-Moll verwendete.
»Diese Textzeile inspirierte mich zu meiner Komposition ›Ich atme Gefühl‹. Schönbergs Themenkopf (vier Noten) bildete die Keimzelle für meinen fünf Sätze umfassenden Zyklus.«
Der Komponist beschreibt den Musikern anschaulich die Ausgangssituation seiner Komposition, das Durchatmen. Dies könnte auf einer grünen Wiese liegend sein. Der Liegende stellt sich die Frage »wie sieht diese Wiese nun auf einem anderen Planeten aus?« Der Komponist behauptet blau, womit die Überschrift »Auf einer blauen Wiese« des ersten Satzes gefunden war.
Im zweiten Satz symbolisiert »Die Sanduhr« vergehende Zeit. »Nur mehr Erinnerung« ist der Titel des Chorals von Satz drei. Der ihm zum »Spaziergang auf den Sternen« eines kleinen Geschöpfes im vierten Satz inspirierte. Der Schlusssatz »Im Zeitraffer« zeigt wie »alle Sätze an einem vorbeifliegen, wenn die Atmung, die Ende und der Anfang von allem ist, aussetzt, und der das Sterben beginnt.
After-Show-Party im Forum
Die Stadtkapelle präsentiert ihr aktuelles Programm »Klangwelten« bei zwei Vorstellungen im Forum in Dortelweil: Am Samstag, 21. März, 19.30 Uhr, mit anschließender After-Show-Party) und am Sonntag, 22. März, von 17 Uhr an.
Der Eintritt kostet an der Abendkasse 14 Euro; im Vorverkauf sind Karten für 12 Euro erhältlich; Kinder bis zwölf Jahre erhalten eine Ermäßigung. Es gibt sie im Friseursalon Mohr, bei allen Musikern sowie per Online-Bestellung über www.stadtkapelle-bad-vilbel.de. (fau)