Karben. Beim Zusammenleben der Religionen ist Karben offenbar eine friedliche Stadt im Vergleich zu anderen Orten. Das war ein Ergebnis bei der Diskussionsrunde „Trialog der Religionen“, an dem Vertreter von Christentum, Islam und Judentum teilnahmen.
Rund 70 Bürger waren zum Trialog gekommen, zu dem der Gesprächskreis Prävention eingeladen hatte. Die Diskussionsrunde im evangelischen Gemeindehaus in Groß-Karben war Teil der Internationalen Wochen gegen Rassismus.
Als Vertreter der drei großen Religionen saßen auf dem Podium: Mustafa Eren, Imam der muslimischen Gemeinde Groß-Karben, Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen, und Pfarrer Konrad Schulz von der evangelischen Kirchengemeinde Rendel. Die Gesprächsrunde wurde moderiert von Alf Haubitz.
Sie fühlten sich wohl in Karben und hätten bislang keine offenen Formen von Ablehnung erlebt, sagten Mitglieder der türkisch-muslimischen Gemeinde. Auch die nachfolgende, gut zweistündige Diskussion verlief in ruhiger, von gegenseitigem Respekt geprägter Atmosphäre. „Was sagen Sie zum angeblichen Versprechen vom Paradies, mit dem Menschen zu Selbstmordattentaten ermuntert werden?“, wurde Eren gefragt. Der Koran könne von Imamen auf unterschiedliche Weise ausgelegt werden, erklärte Eren. Ohnehin sei es ein Problem, wenn die Vertreter einer Religionsgemeinschaft in „Sippenhaft“ genommen würden für die Taten von Glaubensbrüdern irgendwo auf der Welt, erklärten Schulz und Haubitz. „Zudem lässt sich der Islam in der Türkei wohl kaum mit dem in Saudi-Arabien vergleichen“, sagte Schulz.
Zwar hätten alle Juden auf der Welt eine Beziehung zu Israel „als einem sicheren Ort vor Verfolgung“, hob Neumann hervor. „Dennoch verstehe ich mich nicht als Interessenvertreter des Landes Israel“. Ellen Holz berichtete von einer positiven Erfahrung beim gemeinsamen Gebet mit Christen und Muslimen. „Da wurde die Kraft Gottes für alle spürbar.“ Unterschiedliche Auffassungen herrschten darüber, ob in den Schulen über die eigene und andere Religionen informiert werden solle. Vereinzelt waren kritische Stimmen zu hören, so beklagte ein Teilnehmer: „So friedlich wie in Karben geht es doch im Rest der Welt nicht zu“. „Dass die Menschen miteinander in Würde leben können, dazu können alle Religionen etwas beitragen“, appellierten Schulz und Eren. (kre)