Richard Oetker, Gesellschafter der Dr. August Oetker KG und Chef der Oetker-Gruppe spricht am Donnerstag, 25. April, um 20 Uhr im Kultur- und Sportforum in Dor-telweil-West, Dortelweiler Platz 1, auf Einladung des Lions Clubs Wasserburg, des Rotary Clubs und des Zonta Clubs über seine dramatische Entführung vor 37 Jahren, die er schwer verletzt überlebte.
Bad Vilbel. Nach einem Verbrechen steht der Täter im Mittelpunkt. Aber wer erinnert an die Opfer? Richard Oetker, der sich bei der Opferhilfsorganisation Weißer Ring e. V. engagiert, will ihnen Mut machen, ihr Schicksal stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Er fordert einen besseren Opferschutz.
Die Entführung
Am Dienstagabend, 14. Dezember 1976, lauerte der Kfz-Tüftler, Freizeit-Barkeeper, Tauchlehrer und Zauberkünstler Dieter Zlof auf dem Parkplatz der Universität Weihenstephan bei München Richard Oetker auf. Der 25-jährige Industriellensohn studierte dort Brauereiwesen. Er ist auf dem Weg von einer Abendvorlesung nach Hause. Der maskierte und mit einer Gaspistole bewaffnete Zlof überwältigte Oetker, als dieser sein Auto aufschließen will. Zlof sperrte den 1,94 m großen Oetker in einer 1,75 Meter langen, 80 Zentimeter hohen und 70 Zentimeter breiten Holzkiste in seinem VW-Kastenwagen ein, den er in einer Garage parkte. Der an Händen und Füßen mit Handschellen gefesselte Oetker konnte nur in Embryonalhaltung in der engen Kiste liegen. Zlof hat die Kiste mit einem Babyphon und einem perfiden Folterinstrument ausgestattet. Rief Oetker laut um Hilfe oder versuchte gar zu fliehen, dann wurde sein Körper automatisch mit von einem Akustomat erzeugten Stromstößen traktiert. Ausgelöst wurde das Folterinstrument, als der Entführer morgens beim Öffnen der Garagentür das Blechdach des Kastenwagens touchierte. Die Schreie und Stöße des Opfers gegen die Kiste verlängerten die Stromstöße auf rund zehn Sekunden. Richard Oetker wurde dadurch fast getötet. Er erlitt durch Muskelspasmen Brüche des siebten und des achten Brustwirbels sowie beider Oberschenkelhälse.
Lebensgefahr bestand jedoch vor allem wegen der Schädigung seiner Lunge durch das ununterbrochene extrem beengte Liegen. Die Überlebenswahrscheinlichkeit des Opfers wurde von Ärzten unmittelbar nach der Entführung mit 50 Prozent beziffert. Nach Aussage Oetkers rettete ihm der Stromschlag das Leben, da er sich anschließend in der geöffneten Kiste aufrichten durfte. Dadurch wurde eine noch stärkere Schädigung der Lunge vermieden.
Die Entführung dauerte „nur“ 47 Stunden, weil die Familie ein Rekordlösegeld von 21 Millionen DM in 1000-Mark-Scheinen zahlte. Richard Oetker konnte vier Jahre lang nur mit Gehstützen gehen. Er musste bis 1994 immer wieder operiert werden. Er ist bis heute schwer gehbehindert.
Die Veranstalter bitten im Sinne des Referenten statt um Eintritt um eine Spende von mindestens fünf Euro pro Person zugunsten der Opferorganisation Weißer Ring.