Es war eine kommunalpolitische Premiere: Als der Ortsbeirat der Bad Vilbeler Kernstadt zur ersten Sitzung in seiner Geschichte zusammenkam, waren viele Besucher anwesend. Und auch eine gehörige Portion Lampenfieber war zu spüren. Doch der Regisseur hatte alles im Griff.
Bad Vilbel. Obwohl es eigentlich nur um Formalitäten geht, ist der Vorraum des St.-Nikolaus-Gemeindezentrums reichlich bevölkert. Neben CDU-Parteichef Tobias Utter und Fraktionschefin Irene Utter sind die SPD-Spitzen Christian Kühl und Carsten Hauer sowie FW-Chef Martin Gecks anwesend.
Bürgermeister Thomas Stöhr spricht von einer gleich doppelten Neuerung: „Nicht nur der Ortsbeirat kommt zu seiner Premiere zusammen, auch wird die Kernstadt erstmals einen Ortsvorsteher erhalten.“ Stöhr leitet auch deswegen die Sitzung. Auch der Gastgeber darf das Wort ergreifen, nämlich Pfarrer Herbert Jung. Er begrüßt das Gremium im „Verschiebebahnhof“, dem Vorraum des Gemeindezentrums. Der Hauptsaal nämlich ist gerade durch ein Vereinstreffen blockiert. „Nächstes Mal dürfen Sie aber gerne unsere gute Stube nutzen“, verspricht Pfarrer Jung.
Wie oft das Gremium auf dieses Angebot zurückgreifen wird, ist noch nicht klar, denn laut Stöhr soll sich der Ortsbeirat so bald wie möglich im dann sanierten Bürgerbüro-Bereich des Kurhauses treffen. Auch der ist dann wie das Gemeindezentrum barrierefrei. Das ist nicht nur für körperlich eingeschränkte Besucher wichtig, sondern auch für ein Mitglied des Ortsbeirats selbst, für Hajo Prassel (SPD). Der Rollstuhlfahrer ist zwar bei der Premierensitzung verhindert, sein Mandat will er aber in Zukunft durchaus wahrnehmen.
Rolf Bender (CDU) skizziert noch kurz wichtige Themen, die da wären: Kombibad, Kurhaus, Bahnhofs-Vorplatz und die Barrierefreiheit. Dann wird der Ortsvorsteher gewählt. Bei Enthaltung von Ralph Mallmann (Grüne) fällt die Wahl einstimmig auf Kurt Liebermeister (CDU), Stellvertreter sind Carsten Froß (CDU), Hajo Prassel, Ralph Mallmann und Erhard Mattern (FW). Liebermeister ist ein erfahrener Polit-Routinier, seit zehn Jahren in verschiedenen Gremien dabei. Doch als er seinen neuen Platz einnimmt, ist er nervös wie ein Debütant beim Wiener Opernball. Ein Indiz dafür, wie wichtig es ihm ist, den neuen Beirat zu einem konstruktiven Gremium zu machen – schließlich hatte er in der Woche zuvor als Anschauungsobjekt auch schon den Gronauer Ortsbeirat besucht. Liebermeister verhaspelt sich hier und da, übt sein eigenes Abstimmungsrecht versehentlich nicht aus. Doch Bürgermeister Stöhr souffliert ihm, greift ihm freundlich unter die Arme.
Nach 30 Minuten ist die Sitzung gelaufen. Beim Bürgergespräch geht es um den Niddaradweg und Querelen zwischen Fußgängern und Radfahrern. Der Ortsbeirat vereinbart, die Strecke abzulaufen, Probleme zu notieren.