Wilfried Schneider war mal Rathauschef in Niederdorfelden. Auf seine Initiative hin entstand das einst umstrittene Neubaugebiet Auf dem Hainspiel. Die FNP hat den Alt-Bürgermeister zu Hause besucht und fragte, wie es ihm heute geht.
Niederdorfelden. „Die zwei Monate Pause zwischen dem Ende meiner Amtszeit als Bürgermeister von Niederdorfelden und dem Beginn meiner neue Beschäftigung bei der Firma Terramag in Hanau waren die schlimmsten in meinem Leben“, stellt Wilfried Schneider augenzwinkernd fest. Deshalb hat er sich mit 72 Jahren nicht auf das Altenteil zurückgezogen. Er arbeite weiterhin, in Teilzeit, erzählt er.
Schneider wurde 1943 in der damals noch selbstständigen Gemeinde Bergen-Enkheim geboren. Bereits als Bub wurde er politisch geprägt, denn sein Großvater war Mitbegründer der SPD in der Kommune. In die SPD trat Schneider aber erst 1962 ein. Da hatte er eine Ausbildung als Verwaltungsbeamter hinter sich und heuerte bei der Verwaltung in Bergen-Enkheim an.
1982 ergriff er die Chance, als ein nach Niederdorfelden verzogener Bekannter ihm mitteilte, der dortige Bürgermeister Jakob Burkhardt (SPD) werde in den Ruhestand gehen. Schneider bewarb sich bei der örtlichen SPD und wurde im April mit deren Stimmen in der Gemeindevertreterversammlung zum Rathauschef gewählt. Das blieb er 24 Jahre lang, gewann eine weitere Abstimmung im Parlament und setzte sich zweimal klar bei Direktwahlen gegen Konkurrenten durch. „Ich möchte die Zeit als Bürgermeister nicht missen. Natürlich gab es auch schlechte Tage, als ich zum Beispiel in einer Wohnung ein kleines Mädchen angekettet an ihrem Bett fand oder die völlig verdreckte Wohnung eines Verstorbenen räumen musste“, erinnert sich Schneider. Aber die positiven Momente hätten bei weitem überwogen.
Als größte Erfolge sieht Wilfried Schneider die Dorfernerung, die Initiierung des Straßenfests, die Wiederbelebung des Obst- und Gartenbauvereins und der Arbeiterwohlfahrt (er ist aktuell der stellvertretende Kreisvorsitzende Main-Kinzig), die Förderung der Partnerschaft mit Saint Sever, den Kampf gegen die drohende Stillegung der Niddertalbahn und die Mitbegründung der Faschingsveranstaltung Votifela (Volkschor, Tischtennis, Feuerwehr, Landfrauen) an. Größtes Projekt, das in seiner Amtszeit gestemmt wurde, sei aber die Sanierung der Kanalisation für das geplante Neubaugebiet Auf dem Hainspiel gewesen. Durch die Zuzügler ist die kleinste Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis ein großes Stück gewachsen. Allerdings, bedauert Schneider, sei es nur ansatzweise gelungen, die Neubürger ins Dorf- und Vereinsleben zu integrrieren.
Hobby und Berufung zugleich war dagegen die Sanierung der historischen Ölmühle an der Nidder. In Verhandlungen mit der Besitzerfamilie sei es gelungen, einen Pachtvertrag über zunächst 20 Jahre auszuhandeln, mit dem der 2002 gegründete Verein Ölmühle, dessen Vorsitzender Wilfried Schneider ist, die Sanierung des Kleinods angehen konnte.
Nach seinen „zwei schlimmsten Monaten“ begann Schneider seine zweite Karriere 2006. Die Hanauer Firma war bei der Vermarktung des Niederdorfelder Neubaugebiets im Boot gewesen. Dort ist er bis heute in Teilzeit als Projektbetreuer von Baugebieten tätig.
Schneider, der eine Tochter aus erster Ehe hat, lebt mit seiner zweiten Frau in Hanau, reist gerne und liest viel. Eine Freude seien auch seine zwei Enkel, die 13 und 11 Jahre alt sind und in Niederdorfelden aufwachsen, betont der 72-Jährige.