Kurz vor Weihnachten steigt bei vielen der Stresspegel noch einmal an. Um zur Ruhe zu kommen und sich den eigentlichen Zweck von Weihnachten näher zu bringen, lud der Jugendkreis der evangelischen Kirchengemeinde Groß-Karben zu einer abendlichen Fackelwanderung ein.
Karben. 20 Karbener haben sich vor der Groß-Kärber Kirche eingefunden. Fabian Liebske verteilt die Fackeln, die aber erst auf der Höhe der Kurt-Schumacher-Schule entzündet werden. „Der Jugendkreis hat vor etwa vier Jahren die Leitung der Fackelwanderung übernommen“, erzählt er. Seit zehn Jahren ist das Ereignis etabliert.
„Wir sind schon seit Anfang an dabei“, sagt Michael Gudelius, der mit seiner Frau Patricia gekommen ist. „Es gab auch schon Wanderungen bei Eis und Schneesturm“, erinnert sie sich. Für die beiden gehört es zum jährlichen Ritual vor Weihnachten dazu.
Wahnsinn vorm Fest
„Es ist einfach eine schöne Stimmung, wenn wir mit den Fackeln in den Wald ziehen und beim Pavillon einkehren“, sagt Patricia Gudelius. An der Schule angelangt, werden die Fackeln nach und nach entzündet. Damit nichts passieren kann, hat jede Fackel unten am Griff einen Schutz vor abbrennenden Resten. Schnell breitet sich durch den Feuerschein eine angenehme, warme, wohlige Atmosphäre aus.
Sobald alle Fackeln brennen, marschiert die Gruppe den Feldweg zum Wald hinauf. In der Dunkelheit lässt sich im Süden gut die Frankfurter Skyline erkennen. Beim Laufen muss man ein wenig aufpassen, es ist etwas matschig. Bis zum Pavillon des Grillplatzes bleibt Zeit zum Unterhalten. Dort wird Désirée Gudelius die Andacht sprechen.
„Die letzten Tage habe ich aber noch daran gefeilt“, erzählt die 25-Jährige, die gern über Jesus und den Wahnsinn vor Weihnachten erzählt. „Mir ist es auch wichtig, die Tiefe und den christlichen Sinn zu verdeutlichen“, sagt Gudelius, die mit Fabius Liebske und Arndt Faludi den Jugendkreis leitet. Wann immer es der 25-Jährigen möglich war, hat sie an den Wanderungen teilgenommen: „Es ist etwas anderes, als wenn man über einen Weihnachtsmarkt läuft, wo Gedränge und Hektik herrschen.“
Für ihren Teamkollegen Arndt Faludi (34) ist die Wanderung eine schöne Sache für die Gemeinschaft und eine gute Gelegenheit, sich auf Weihnachten einzustimmen. An diesem Abend ist auch Lena Laubvogel dabei, die inzwischen in Hamburg wohnt. Ihr verstorbener Vater, unvergessener Pfarrer von Groß-Karben, hatte einst den Jugendkreis ins Leben gerufen.
„Für mich ist es schön zu sehen, dass der Jugendkreis noch aktiv ist. Dadurch ist für mich mein Papa mit dabei. Gerade bei der Fackelwanderung, die ja hinaus in die Natur geht, ist man Gott so nahe wie sonst nirgends“, sagt sie. Die 24-Jährige mag auch den Fackelschein sehr gern, das erinnere sie an Weihnachten und den Stern, der über Bethlehems Stall stand. Die Gruppe ist am Pavillon angekommen.
Thomas Liebske verteilt Zettel mit Weihnachtsliedern. Nach dem Gesang hält Désirée Gudelius ihre Andacht. Im Hintergrund ist in der Dunkelheit des Waldes der Ruf einer Eule zu hören. Gemeinsam beten die Teilnehmer, bevor sie weitere Lieder singen, dabei Wunderkerzen entzünden. Die Fackeln sind fast heruntergebrannt.