Karben. Guido Rahn sticht den Spaten tief in die feuchte Erde. Am Heitzhöfer Bach in Petterweil versucht der neue Bürgermeister an diesem Montagvormittag, Herr über einige Herkulesstauden zu werden. Eine Stunde nimmt er sich Zeit, um sieben Umweltschützer der Bund-Ortsgruppe mit ihrer Vorsitzenden Ulrike Loos sowie drei Helfer vom Bauhof zu unterstützen. Sich selbst ein Bild vor Ort zu machen, ist ihm wichtig.
„Die Situation ist so besser einschätzbar“, sagt der Christdemokrat, der erst seit Monatsbeginn im Amt ist. „Ich habe immer nur davon gehört. Es ist eine wichtige Aufgabe, die Herkulesstaude zu bekämpfen.“ Vorbildlich findet er den Einsatz der Ehrenamtlichen.
„Es ist dringend notwendig, im Frühjahr tätig zu werden“, erläutert Loos. „Es ist nämlich durchaus machbar, die Pflanze auszurotten, aber nur innerhalb einer Zeitspanne von vier bis fünf Jahren.“
Viele Hände und Einsätze sind nötig. Seit vielen Jahren breitet sich die Pflanze vehement aus, überwuchert andere Pflanzen und führt zur Monokultur. Dabei produziert eine Pflanze bis zu 10 000 Samen. Die Samenkapsel explodiert mit einem lauten Knall. Die Samen fliegen zehn bis zwölf Meter weit. Die Wurzeln schlagen jederzeit wieder aus. „Eine Herkulesstaude ist die reinste Hydra und hat zudem keine natürlichen Fressfeinde“, berichtet Loos.
Eine Pflanze am Rand eines Grundstückes reiche aus, um sich in angrenzenden Arealen auszubreiten. Daher müssten flächendeckend alle Grundstücksbesitzer beim Ausrotten der Staude mitwirken. Das Problem: Die Herkulesstaude führt bei Berührung und in Verbindung mit Sonnenlicht zu Verbrennungen zweiten Grades und Allergien. Wegen des gefährlichen Kontaktgiftes empfiehlt Loos, sich der Pflanze nur mit langen Hosen, langärmeliger Kleidung und Handschuhen zu nähern. „Hat ein Kontakt mit der Pflanze stattgefunden, sofort das Gift mit viel Wasser abwaschen und anschließend Brandsalbe auftragen. So wie sich Blasen zeigen, sollte ein Haut- oder Notarzt aufgesucht werden.“
Die sehr dekorative Pflanze, die bis zu 2,50 Meter hoch werden kann, sät im Herbst aus. Um zu verhindern, dass die Pflanze zur Blüte kommt, muss ihr Bestand von Mai bis Ende August bekämpft werden. „Von tausend Pflanzen erwischen wir Zweidrittel. 350 bis 400 Pflanzen fallen durch das Raster“, rechnet Loos vor. Auch dürfen die Pflanzen nicht kompostiert, sondern müssen verbrannt werden. Pflanzenteile müssen separat in der Restmülltonne entsorgt werden. „Diese Pflanze ist die Hölle. Sie überwuchert gnadenlos alles“, sagt Ulrike Loos.