Ein Drängelgitter auf dem Nidda-Uferweg in Dortelweil sorgt seit Jahren für Ärger: Erst klagten Anwohner über rasende Radler – jetzt fühlen sich die Radfahrer ausgesperrt. Doch das Velo-Verbot ist vorerst nur ein Versuch und soll nach den Sommerferien im Ortsbeirat erneut diskutiert werden.
Bad Vilbel. Sanft schlängelt sich der Uferweg der Nidda-Route aus Richtung Bad Vilbel am Fluss entlang – doch kurz vor Dortelweil ist plötzlich Schluss. Hinter dichtem Baumbewuchs ragt das Schild „Radfahren verboten“ hervor, es wird eine Umleitung über einen schmalen Steg und rund um das Sportplatzgelände angezeigt. Dass das nicht alle gut finden, beweist ein Blick ins Ufergebüsch. Dort wurde das zuvor angebrachte Verbotsschild hingeworfen. Auf der gegenüberliegenden Seite aus Richtung Alt-Dortelweil zeigen gleich zwei Trampelpfade, wie die Sperrung schnell umfahren werden kann.
Entstanden sei die umstrittene Regelung, weil es auf der Strecke zu Konflikten gekommen sei, erinnert sich der ehemalige grüne Ortsbeirat Kurt Sänger. Fußgänger seien angefahren worden, „die Radfahrer fahren wie die Säue“, sei geklagt worden. Doch schon bei der Beschilderung der Strecke gebe es Probleme. Wer vom Dortelweiler Sportplatz rechts auf den Uferweg abbiege, übersehe das Verbotsschild.
Sinnlose Schilder
Auch das Drängelgitter stehe „unmotiviert in der Landschaft“ herum, da für Radfahrer dort keine unmittelbare Gefahrensituation erkennbar sei, wie etwa eine Straße oder eine Fußgängerquerung. Auf der anderen Seite versperre dichtes Laub das Schild, das zudem nicht rechts, sondern links von der Fahrbahn im Verborgenen stehe und erst spät zu erkennen sei.
Bereits im Juni 2011 hätten die Grünen im Dortelweiler Ortsbeirat eine Korrektur der unklaren Beschilderung gefordert. Denn von nicht erkennbaren Verkehrszeichen gehe keine Rechtswirkung aus, erinnert Sänger. Der Antrag sei damals jedoch mit den Stimmen von CDU, FDP und SPD abgelehnt worden. Clemens Breest, Pfarrer der freien evangelischen Gemeinde Dortelweil und Grünen-Mitglied, kommt an dieser Stelle täglich mindestens dreimal vorbei und ärgert sich darüber, dass er jedes Mal zu einem Umweg genötigt werde. „Der Weg ist breit genug, er sollte nicht allein den Fußgängern vorbehalten bleiben“, fordert er. Während des eigens einberufenen Ortstermins an der kleinen Brücke herrscht auch am frühen Nachmittag reger Verkehr. Raser kommen keine vorbei. Meist sind es Schüler, die zum Sportplatz fahren und brav die Umgehung ansteuern. Einige fahren aber auch geradeaus. Sogar zwei Reiterinnen passieren das Drängelgitter.
Die Umleitung sei auch deswegen ungünstig, weil sie die Radfahrer, die in den Ort wollten, zusätzlich auf die vielbefahrene Strecke zum Sportplatz lotse, wo die Brücke schon jetzt ein Nadelöhr sei, argumentiert Sänger. Denn dort passt gerade einmal ein Auto durch. Am Wochenende aber würden dort bis zu 600 Fahrten gezählt. Breest hält die Sperrung grundsätzlich für schlecht, dort sei eine überregionale Rad-Route. Ohnehin fehle in Bad Vilbel ein durchgängiges Verkehrskonzept, das auch die Interessen der Zweiradfahrer berücksichtige.
Das leidige Thema sei viele Jahre alt, weiß Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU). Früher habe es immer wieder Beschwerden von älteren Passanten aus dem Unterort sowie Hundehaltern über rasende Rüpel-Radler gegeben. In etlichen Situationen habe nicht viel zu einem schweren Unfall gefehlt – Radler seien sogar auf die Leine zwischen Hund und Halter gefahren. Daraufhin habe sich der Ortsbeirat durchgerungen, eine Sperrung des Weges zu fordern. Allerdings habe es sich dabei um einen Versuch gehandelt, betont Anders. Auch halte sich nur ein Teil der Radler an das Verbot. Allerdings, merkt Anders an, habe es seither dennoch keine Beschwerden von Fußgängern mehr gegeben. Nun möchte er das Verbot nach der Sommerpause erneut im Ortsbeirat zur Diskussion stellen. Auch räumt er ein, dass die Beschilderung überprüft werden müsse.