Niederdorfelden. Die Augen der Besucher sind zur Decke gerichtet. Mit schnellen Flügelschlägen flattert ein Ziegensittich durch den Saal des Bürgerhauses. Orientierungslos dreht er seine Runden, bis er hinter einem Deckenelement verschwindet. Der Sittich ist aus seinem Käfig ausgebüchst. Und nun? „Abwarten, der kommt wieder“, sagt Ludwig Linke, der zweite Vorsitzende des Vogelzucht- und Schutzvereins Niederdorfelden 1978, der die Veranstaltung ausrichtete.
Singvögel aus der Region wurden zum Verkauf und Tausch angeboten. Kanarienvögel, Sittiche, Papageien oder Exoten wie Zeresamadinen, Zebrafinken und Goulds waren stark von Züchtern und Haltern nachgefragt. 50 Verkäufer stellten Tiere aus ihrer Zucht vor. Einer der Aussteller war Kevin Niebur aus dem mittelhessischen Niederwalgern. Der 13-Jährige züchtet seit zwei Jahren Zebrafinken, Ringelamadinen, Japanische Mövchen und Goulds. Die Grundbegriffe des Züchtens erlernte er von seinem Großvater Papatrechos Chrysanthos. Kevin kümmert sich täglich um seine eigenen etwa 60 Singvögel und füttert auch die 300 Singvögel seines Großvaters mit.
Vier bis fünf Stunden pro Tag zeigt er Verantwortung für die Tiere. Nicolai Kaiser aus Groß-Umstadt züchtet seit seiner Kindheit Zebrafinken, Rosellasittiche, Prince of Wales Sittiche und Wellensittiche. Auch seine Eltern, sowie seine Frau und Tochter haben sich dem Züchten von Singvögeln verschrieben. Für Kaiser hat es sich gelohnt. Er ist ein erfolgreicher Züchter. 2009 wurde er Vizeweltmeister mit Rosenbrustbartsittichen. Vor Ort ist auch Michael Röckl, ein Züchter aus Gründau. Auch er kann über mangelnde Verkaufserfolge nicht klagen. Roeckl züchtet Ziegen- und Springsittiche aus Neuseeland. Vögel mit wunderschönen Farbschlägen, deren Anblick Ruhe und Frieden vermittelt. Linke findet den Gesang der Vögel reizvoll und erzählt davon mit leuchtenden Augen, um gleich darauf wieder Verkaufsverhandlungen zu führen.