Karben. Rampen, Steilstücke und enge Kurven: Im Karbener Stadtwald hat eine Gruppe eine eigene Rad-Rennstrecke errichtet. Die Stadt verweist auf eigene Angebote und warnt vor der akuten Verletzungsgefahr bei Nutzung der illegalen Anlage.
»Karben ist eine fahrradfreundliche Stadt, alle Stadtteile sind durch Radwege miteinander verbunden und auch der Radwege-Anschluss an unsere Nachbarkommunen wird kontinuierlich verbessert«, heißt es auf der Homepage der Stadt. Doch einigen ganz speziellen Radfahrern ist dieses Angebot der Stadt wohl nicht ausreichend. Sie wollen mehr, vor allem aus sportlicher Sicht, also im Bereich BMX-Fahren.
Da Karben in diesem Bereich bisher noch nichts zu bieten hat, hat eine Gruppe, wahrscheinlich Jugendlicher, eine eigene Rennstrecke geschaffen. Mitten im Wald und ohne Genehmigung. »Wir sind gegenüber der Jugend sehr aufgeschlossen und versuchen mit ihnen auch gemeinsam viele Wege zu gehen. Doch es muss alles im Rahmen bleiben«, erklärt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) im Anblick der illegalen Bike-Bahn im Wald zwischen Klein-Karben und Büdesheim.
Dort waren provisorisch Rampen, Steilstücke und enge Kurven angelegt worden, deren Befahrung möglicherweise den Jugendlichen viel Spaß bereiten. Doch ist dabei eines zu kurz gekommen, nämlich der Sicherheitsaspekt. »Abgesehen davon, dass dies hier alles illegal ist, also weder eine Nutzungsgenehmigung des Waldbesitzers, also der Stadt vorliegt, noch eine offizielle Baugenehmigung, so ist die Bahn auch viel zu gefährlich«, gibt der Bürgermeister zu bedenken. Was ist, wenn ein BMX-Fahrer mit seinem Rad von der Bahn abkommt und gegen einen Baum prallt? Schließlich führt die Bahn quer durch den Wald.
Bei allem Verständnis für die Jugend muss und will Rahn die Bahn so bald als möglich schließen. Die Nachfrage nach derartigen Sportmöglichkeiten steigt ständig. Das ist auch im Skatepark an der Nidda zu sehen, der von den Jugendlichen nicht nur aus Karben inzwischen sehr gut angenommen wurde. Beobachten kann man das auch auf der Dirt-Bike-Bahn auf dem Heilsberg in Bad Vilbel, die sogar von Jugendliche aus dem nahen Frankfurt häufiger besucht wird. »Deshalb wurde auch nicht lange diskutiert, als die Möglichkeit mit einer neuen BMX-Bahn in Okarben aufkam«, berichtet Rahn weiter.
Auf Hochtouren laufen derzeit die Planungen für den neuen Bike-Park auf dem ehemaligen Fußballplatz in Okarben. Auf einem Gelände von rund 8500 Quadratmetern können sich so sehr bald die Jugendlichen mit ihren BMX-Rädern auf zwei Bahnen über jeweils 700 Meter Länge austoben. Geplant sind 40 verschiedene Elemente wie Double, Step-up, Stepdown, Table, Anlieger, Slalom, Kicker, Push-Wellen, Drops, Up-Down – die Spezialisten werden wissen, was sie erwartet.
Und vor allem der Start aus rund sieben Meter Höhe verleiht den Jugendlichen den Kick, den sie zurzeit im Karbener Wald auf ihrer illegalen Strecke suchen. Im Gegensatz zu dem provisorischen und sehr schmalen Radweg im Wald sind im geplanten Okärber Bike-Park die Fahrwege aber mit neun Metern Breite so angelegt, dass es für Anfänger und Fortgeschrittene separate Linien gibt. Durch die räumliche Trennung der einzelnen Bahnen und die »One-Way-Struktur« werden so Zusammenstöße vermieden und höchst mögliche Sicherheit gewährleistet. Auch das Wechseln auf die Gegenspur wird durch den Einsatz einer Hecke nicht möglich sein.
Im Wald hingegen kann man die Strecke in beide Richtungen befahren mit der Gefahr des zu spät bemerkten Gegenverkehrs. Und noch einen Vorteil hat der neue Bike-Park in Okarben: das komplette Gelände ist im alleinigen Eigentum der Stadt und auch der Bike-Park soll Eigentum der Stadt werden. »Es wird also weder Zäune geben, noch werden Eintrittsgelder erhoben. Wir wollen schließlich der Jugend ein weiteres Sportangebot machen und nicht Geschäfte machen«, meint Rahn abschließend. Beim Zeitplan, sowohl was den Bau des neuen Bike-Parks betrifft also auch die Beseitigung der illegalen Bahn im Wald, will sich der Bürgermeister noch nicht festlegen. »Aber beides wird schnell kommen.« Von Jürgen W. Niehoff