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Ihm vertrauen Schüler und Kollegen – Ruf der Ministerin – achtzehn Jahre lang hat Hartmuth Schröder Lehrer in evangelischer Religion und allgemeiner Pädagogik ausgebildet

Bad Vilbel. Der 62-jährige Oberstudienrat, der 33 Jahre am Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) Deutsch und Evangelische Religion unterrichtete, hat nur seine Pflicht getan. Meint er. Sicher, er habe auch als Vertrauenslehrer und Ausbilder für Referendare gewirkt. Irgendjemand aus seinem Umfeld muss aber der Meinung gewesen sein, dass seine Tätigkeiten am GBG alles andere als „nur“ die Pflicht waren. Von irgendwoher muss ja die Wertschätzung seiner Arbeit bis nach Wiesbaden gedrungen sein.

1977 begann Hartmuth Schröder als Beamter auf Probe seine Tätigkeit am GBG. Schon ein Jahr später wählte ihn die Schülervertretung zum Vertrauenslehrer. Und das tat sie alle drei oder zwei Jahre seither immer wieder, mehr als drei Jahrzehnte lang. Sicher keine Selbstverständlichkeit.

Hartmuth Schröder hat außerdem seit 1992 zehn Jahre in einer Lehrplangruppe die alten Rahmenrichtlinien überarbeitet und danach die Lehrpläne für evangelische Religion Hessens mit erstellt.

Noch etwas, was nicht zu den selbstverständlichen Aufgaben eines Gymnasiallehrers gehört, war die Lehrerausbildung am Studienseminar für Gymnasien in Frankfurt: Achtzehn Jahre hat Schröder junge Lehrerinnen und Lehrer in evangelischer Religion und allgemeiner Pädagogik ausgebildet und war an über sechzig Zweiten Staatsexamina beteiligt: „Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht“.

„Schrödi“, wie er allenthalben genannt wird, freut es besonders, dass er als Vertrauenslehrer mit zunehmendem Alter und vermehrter Erfahrung in die Rolle eines Mediators hineingewachsen ist. Als junger Mann habe ihn eine ältere Kollegin noch als Schnösel abgefertigt. Aber in den letzten Jahren sei er nicht mehr nur ausschließlich als Verteidiger der Schüler verstanden worden. Zunehmend hätten ihn auch Kollegen bei Problemen und Streitigkeiten um Vermittlung gebeten. Seine Versuche, bei Konflikten auch die Lehrkräfte stärker mit einzubeziehen und sich dabei auch selbst kritischer zu betrachten, seien zunehmend auf fruchtbaren Boden gestoßen: „Nicht zuletzt sicher auch deswegen, weil niemand länger am GBG tätig war als ich“.

Dass er Ende der 70er Jahre am Büchner-Gymnasium neun Jahre lang eine Theatergruppe am Leben erhalten hat, mag in Wiesbaden weniger interessieren, auch nicht unbedingt sein Jahrzehnte langes Engagement in der Christuskirchengemeinde.

Er hätte ahnen können, dass man ihn nicht einfach so ohne viel Aufhebens in den Ruhestand gehen lässt. „Ich bin zwei Wochen lang verabschiedet worden. Das war sehr bewegend“, sagt Schröder und irgendjemand hat wohl gemeint, dass man den scheidenden Kollegen auch auf höchster Ebene verabschieden sollte. (hgm)