Bad Vilbel. Einstimmig haben Bad Vilbels Stadtverordnete in ihrer jüngsten Sitzung die Offenlage der 13. Änderung des Bebauungsplans »Krebsschere« beschlossen. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich das Gebiet »Phyll«. Welche Änderungen geplant sind, verrät die Deutsche Landentwicklung (DLE). Unter anderem ist ein »House of Blue Infrastructure« geplant. Dafür soll auch ein Verein gegründet werden.
Bad Vilbel soll ein »House of Blue Infrastructure« bekommen. Das teilt Dr. Simon Kempf, Geschäftsführer der Deutschen Landentwicklung (DLE), exklusiv mit. Entstehen soll das Gebäude im Quartier »Phyll«. Das ist so etwas wie der Nachfolger vom futuristischen und überdimensionierten »Spring Park Valley«.
Auf dem rund 100 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Main-Weser-Bahn und B3 soll in Bad Vilbel ein neues Viertel entstehen – inklusive Hotel, Büros, Wohnungen, Kita und Gastronomie. Die DLE hat vor vier Jahren einen Großteil der Anteile vom bisherigen Hauptinvestor, der CESA, für einen von ihr verwalteten Fonds übernommen – und die Pläne komplett geändert.
Jetzt verrät sie, was es mit dem sogenannten House of Blue Infrastructure auf sich hat. Dieses soll landesweit Akteure rund um die Ressource Wasser vernetzen und innovative Lösungen und nachhaltige Projekte vorantreiben. Die Themen umfassen Trinkwassergewinnung, Abwasserreinigung, Hochwasserschutz, Umgang mit Trockenheit, Verbesserung der Gewässerökologie und intelligentes Wassermanagement. Erste Aktivitäten des HOBI sollen in Zusammenarbeit mit hessischen Wasser-Initiativen, Hochschulen, Stadtwerken, Kommunen, Wirtschaftsunternehmen und Stiftungen organisiert werden. »Wir führen derzeit Gespräche mit den verschiedenen Akteuren und potenziellen Partnern für das HOBI und beabsichtigen diese dann in einem noch zu gründenden Verein zu bündeln«, erläutert Kempf weiter.
Das Ganze sei nach dem Vorbild erfolgreicher hessischer Innovations-Cluster wie dem House of Logistics and Mobility (HOLM) und dem Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie (FiZ) geplant. Für 2025 ist sogar eine HOBI-Konferenz in Bad Vilbel geplant. »In welcher Form genau, ist noch in Besprechung«, sagt Kempf. Konkrete bauliche Absichten würden zwar noch nicht bestehen, »wir haben jedoch bereits einen Pixel beziehungsweise Baukörper identifiziert, der sich als Pilot grundsätzlich gut eignen würde.«
Was mit dem Wort »Pixel« deutlich wird, ist die geänderte Planung der DLE vor Ort. Das haben die Verantwortlichen in der jüngsten Sitzung des städtischen Planungs-, Bau- und Umweltausschusses vorgestellt. Das ganze Gebiet werde viel kleinteiliger geplant. Dachbegrünung, Zisternen, Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern.
Ein Viertel für
6000 Menschen
Ein Fuß- und Radwegenetz soll das grüne Viertel durchziehen. So könne man besser auf Bedarfe eingehen. Es seien statt acht jetzt 14 Gewerbegebiete geplant. Es gibt drei sogenannte urbane Gebiete. Eins ist aus dem Zentrum an den oberen Bereich des Parks gerückt. Der Grund sei einfach. »Dort ist die Kita geplant und es passt dort viel besser hin«, sagte Stefanie Horn von der Planungsgruppe ROB im Bauausschuss. Die Fläche wird zu 76 Prozent oberirdisch und zu 93 Prozent unterirdisch versiegelt, was in großen Teilen an den Parkhäusern liegt. Eine Ausgleichsfläche für die geschützten Tierarten Rebhuhn und Feldlerche ist im Hochtaunuskreis ausgemacht worden.
Entstehen sollen 2949 Stellplätze für Autos sowie 2257 Radabstellanlagen. Insgesamt sollen rund 6000 Menschen in »Phyll« leben und arbeiten – auch im »House of Blue Infrastructure«.