Zu den zahlreichen Würdigungen, die zum Tode von unserem Ehrenbürgermeister Erich Glück abgedruckt wurden, erreichte uns nachfolgende „Ergänzung“ von Hans Tuengerthal:
Erich Glück kehrte 1948 aus russischer Kriegsgefangenschaft in das vom Krieg gezeichnete Vilbel zurück. Er war, wie andere Gleichaltrige erschüttert von der Ideologie des National-Sozialismus und betroffen von den Zerstörungen des Krieges, deshalb hat er sich im Sinne der Sozialdemokratie für soziale Gerechtigkeit und menschenwürdige Lebenschancen eingesetzt, dazu gehören das Fördern der Flüchtlingssiedlung auf dem Heilsberg, den Ausbau eines sozialen Wohnungsbaus, dem Aufbau eines Schulzentrums in Bad Vilbel. Um nie wieder die Geisel eines europäischen Krieges erleben zu müssen, postulierte er schon früh, dass wir Europäer aus unserer großen gemeinsamen Geschichte lernen müssen Krieg zu verhindern. Dazu galt es die Begegnungen der Menschen verschiedener Staaten zu fördern. Mit dem Nachbarstaat Niederlande begründete er die erste Vilbeler Städtepartnerschaft. Ich zitiere Erich Glück aus der Festschrift von 1997: „1968 konnte ich dem Hessischen Kommunalanzeiger entnehmen, dass die Gemeinde Huizen in den Niederlanden eine deutsche Gemeinde wegen des Eingehens einer Verschwisterung suche.“ Das war 23 Jahre nach dem Ende des Krieges.
Das Bedürfnis nach dem Wiederaufbau die Einheit Europas zu schaffen, war ein großer Wunsch vieler. Und Erich Glück und sein Partner in Huizen, Bürgermeister Pieter van Driel gewannen ihre Stadtparlamente um eine Städteverschwisterung einzugehen. „Am 24. bis 6.9.1971 fand in Huizen der feierliche Akt der Verschwisterung in einem Festzelt statt. In Bad Vilbel geschah dies am 15. und 16. Oktober im Kurhaus.“
In den ersten Jahren wurde die Städtepartnerschaft von der Stadtverwaltung getragen, das bedeutete die leitenden kommunalen Beamten wurden angeregt sich in der dienstfreien Zeit für die Jumelage einzusetzen und als Gastgeber zur Verfügung zu stellen. Damals wohnten mit Selbstverständlichkeit Pieter van Driel mit seiner Gattin bei Erich und Sophie Glück. 1986 wurde die Partnerschaft auf einen eingetragenen Verein übertragen, dessen erster Vorsitzender selbstverständlich Erich Glück wurde, der Lehrer Hans Tuengerthal vom Georg Büchner Gymnasium sein Vertreter.
In den 26 Jahren des Bestehens der Städtepartnerschaft gab es unzählige und teils sehr intensive Kontakte, mehr als 30 Vereine haben die Partnerschaft genutzt und eine attraktive Gemeinde in dem Nachbarland kennen gelernt. Mehr als 1000 Schüler des Georg Büchner Gymnasiums haben am Schüleraustausch teilgenommen, natürlich ebenso viele junge Holländer haben uns besucht.
Erich Glücks Maxime lautete immer „Zu den Vereinigten Staaten von Europa gibt es keine Alternative!“
Hans Tuengerthal,
Bad Vilbel
LESERBRIEFE stellen nicht die Meinung der Redaktion dar. Kürzungen behalten wir uns vor.