Karben. Traumwetter? „Leichter Nieselregen wäre wohl allen recht“, sagt Walter Donges und lacht. Der Ingenieur des Bergener Büros IMB-Plan überwacht die Arbeiten auf der Landesstraße 3351 zwischen Burg-Gräfenrode und Groß-Karben. „Alles bestens, wir liegen voll im Zeitplan.“ Nun, der Regen ließ nicht lange auf sich warten .
Dabei ist die 2,1 Kilometer lange Baustelle keine gewöhnliche. Erstens, weil ein ganz neues Sanierungsverfahren angewendet wird, zweitens, weil es mit dem Konjunkturprogramm ganz plötzlich geschieht. Drittens, weil die Arbeiter massiv mit Falschfahrern zu kämpfen haben. „Das sind sicher 30, 40 am Tag“, erklärt Polier Dieter Schuwald von der Weilburger Baufirma Schütz.
Die Falschfahrer scheuen wohl die weite Umleitung über Nieder-Wöllstadt. Teils mit hohem Tempo rasen sie auf die Bauarbeiter zu, oder die Autos sind viel zu schnell auf dem Rad- und Fußweg unterwegs – lebensgefährlich für Fußgänger und Radler.
Regelmäßig kontrollierten Ordnungspolizei und Polizei die Strecke, berichtet Donges. Auch hat die Stadt Poller aufgebaut, um den Radweg zu verschmälern und den Autos die Durchfahrt zu versperren. Doch die Dreistigkeit kennt kaum Grenzen: „Die fahren einfach übers Feld drumherum“, berichtet Polier Schuwald. Er überwacht die Arbeit der siebenköpfigen Pflastererkolonne.
Diese Woche sollten die Falschfahrer ihr verbotenes Treiben tunlichst einstellen, empfiehlt Walter Donges. Denn es wird eine Kleberschicht samt Asphaltbewährung aufgetragen. „Wer da drüber fährt, riskiert einen Kapitalschaden und braucht eine neue Lackierung“, sagt Donges. Nicht nur: Würde ein Auto darüber fahren, müsste die Kleberschicht abgefräst und neu aufgetragen werden. „Das wird richtig teuer.“ Kleber und Bewährung sind Basis für das neue Sanierungsverfahren. Anstatt die alte Straße aus dem Boden zu fräsen und völlig neu zu bauen, wird die neue Straße einfach obendrauf gebaut. Die alte Fahrbahn dient als Fundament. „Ein relativ neues Verfahren, es gibt noch keine Langzeiterfahrung“, berichtet Donges. Ob es trotzdem hält? Polier Schuwald ist zuversichtlich. „Das klappt schon.“ Die ersten Erfahrungen auf anderen Strecken seien sehr vielversprechend.
Der Zeitvorteil spricht dafür: Vier Wochen dauert die Sanierung nun. „Bei einer normalen Sanierung hätte es vier Monate gedauert“, schätzt Fachmann Donges. „Wenn man nichts Neues probiert, wären wir noch in der Steinzeit.“
Mit 363 000 Euro bleiben auch die Kosten überschaubar. Das Geld stammt aus dem Konjunkturprogramm des Landes. Damit konnte das Gelnhäuser Amt für Straßen- und Verkehrswesen kurzfristig den lang gehegten Wunsch der Karbener nach einer neu sanierten Straße erfüllen.
Nicht nur neu, vor allem sicherer soll die „Holperpiste“ werden. Sie hatte sich in den vergangenen Jahren mit vielen schweren Unfällen zu einer Todesstrecke entwickelt. Bauarbeiter aus Elz verlegen derzeit an den Fahrbahnrändern Rasengittersteine. „Darauf können Lastwagen und Busse ausweichen, wenn ihnen große Fahrzeuge entgegenkommen“, erklärt Walter Donges. „Dann kippt keiner mehr in den Straßengraben.“
Große Baumaschinen sollen dieser Tage auf der Straße anrollen. Dann wird asphaltiert: zehn Zentimeter Tragschicht und vier Zentimeter Deckschicht. „Bisher hat die Straße viel weniger“, zeigt Schuwald auf den Rand der Fahrbahn. Nur dünner Asphalt liegt auf Schotter. Kein Wunder: Die alte Straße stammt aus dem Jahr 1952. „Da waren hier noch Pferdefuhrwerke unterwegs“, sagt Donges.
Übrigens: Eine halbe bis eine Woche nach dem Ende der derzeitigen Arbeiten soll dann die Landesstraße zwischen Burg-Gräfenrode und Ilbenstadt weiter saniert werden – bis zum 10. Oktober, ebenfalls unter Vollsperrung. (den)