Bad Vilbel. Die Meldung im Polizeibericht klang alarmierend. Entsprechend titelte der BVA auf seiner Titelseite: „Bulldogge beißt Jungen“. Der von den Ordnungshütern verfasste Text zur Information der Presse war unmissverständlich: „Am 23.08.2008, um 9.15 Uhr wurde ein 13-jähriger Schüler aus Bad Vilbel in Bad Vilbel-Heilsberg, Schlesienring in Richtung Alte Frankfurter Straße, von einer Französischen Dogge gebissen“. Ein Mann mit zwei angeleinten Hunden, einem Golden Retriever und einer „französischen Bulldogge“, sei ihm, so hieß es weiter in der Meldung, entgegengekommen. Die Bulldogge habe ihn unvermittelt angesprungen und in die rechte Hüfte gebissen. Die Polizei suchte den Hundehalter und bat ihn, sich zu melden.
Oliver Hohmann aus der Friedensstraße fühlte sich angesprochen. Aufmerksam wurde er zuerst durch Nachbarn und dann durch den Blick in die Zeitung. Denn jeder kenne ihn mit der eigentümlichen Hundekombination, so Hohmann. Der Hundefreund nahm seine Bulldogge „Bernie“ – „der ist auf dem Heilsberg bekannt wie ein bunter Hund“ – auf den Arm und fuhr schnurstracks zur Polizei. Das äußerst seltene Rassetier, das ein Halsband mit der Aufschrift „Ich bin kein Mops“ trägt und tatsächlich einem Mops zum Verwechseln ähnlich sieht, sahen die Beamten an und konnten sich – ebenso wie der Hundebesitzer – beim besten Willen nicht vorstellen, dass das eher phlegmatische, 15 Monate alte Tier bis an die Hüfte eines allerdings nicht besonders groß gewachsenen Jugendlichen überhaupt springen kann.
Hohmanns Bulldogge, so ein Polizeisprecher am Mittwoch, könne es nicht gewesen sein, die den Jungen verletzt hat.
Mysteriös bleibt allerdings, und das fragt sich auch der Heilsberger Hundebesitzer, weshalb der Junge bei der Anzeige von einer „Französischen Bulldogge“ sprach, obwohl eigentlich jeder das schwarze Tier für einen Mops halten würde.
Auf dem Heilsberg kursiert indes das Gerücht, die belastende Aussage des 13-Jährigen gegen Hohmann könnte eine Art Racheakt sein. Denn der Hundehalter gilt als couragiert, zeigte mehrere Jugendliche wegen Vandalismus-Schäden an. Zu diesen Kriminellen gehört das Biss-Opfer jedoch nicht, das hat die Polizei überprüft. Ob er jedoch möglicherweise aus dem Umkreis der Vandalen kommt, ist unklar. Unklar ist aber auch, wer dem Jungen aber dann die zweifellos vorhandene Bisswunde in der hinteren Lendengegend beigebracht hat, wenn „Bernie“ es gar nicht gewesen sein kann. Hohmann und der Junge sind sich am Samstag gegen 9.15 Uhr zweifellos begegnet. Die Polizei glaubt dem Jungen und bleibt auf der Suche nach einem Hundehalter, der – so ein Polizeisprecher – eventuell auch ein Frankfurter sein könnte. Sie bleibt bei ihrer Aufforderung an einen bislang unbekannten Hundehalter, sich zu melden, Telefon (06101) 54600).
Dass Menschen von Hunden gebissen werden, ist in den letzten vier Jahren nicht wieder gemeldet worden. Zwar gingen beim Ordnungsamt der Stadt Informatio-nen ein, dass Hunde sich untereinander gebissen, oder dass frei laufende Hunde Wild gejagt hätten.
Der Aufsehen erregende Fall, dass eine ältere Frau in Massenheim zwei Schäferhunde beim Gassigehen nicht beherrschen und nicht verhindern konnte, dass ein Kind schwer verletzt wurde, ist auch nach Polizeiangaben das letzte Vorkommnis dieser Art in Bad Vilbel. Das Massenheimer Drama ist aber schon länger her. Es fand am 19. Juli des Jahres 2004 statt.