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Hoffnung auf Arbeit

Iranischer Flüchtling findet als Landwirt auf Dottenfelderhof ein neues Betätigungsfeld

Hossein Gafarey (links) arbeitet als Flüchtling auf dem Dottenfelderhof (Dotti) in Bad Vilbel. Sein Chef, Albrecht Denneler, ist stolz auf seinen Mitarbeiter. Foto: Kopp
Hossein Gafarey (links) arbeitet als Flüchtling auf dem Dottenfelderhof (Dotti) in Bad Vilbel. Sein Chef, Albrecht Denneler, ist stolz auf seinen Mitarbeiter. Foto: Kopp

Hossein Gafarey ist ein Präzedenzfall. Denn der Flüchtling aus dem Iran arbeitet und wohnt auf dem Dottenfelderhof – obwohl er noch keine Anerkennung für seinen Asylstatus hat. Er könnte Vorreiter für andere sein, die schnell aus den Flüchtlingsunterkünften heraus in die Arbeitswelt kommen wollen.

Bad Vilbel. Zuhause in Sanandadsch, der 1480 Meter hoch gelegenen Hauptstadt der iranischen Provinz Kurdestan nahe der Grenze zum Irak, hatte es Hossein Gafarey mit seiner Frau und drei Kindern nicht schlecht: Zwei Hektar Garten, 1000 Mandelbäume, 500 Weinstöcke, 300 Apfelbäume, 100 Birnbäume, 100 Olivenbäume und 100 Walnussbäume sowie 200 Völker Bienen nannte der Landwirt sein Eigen.

Doch der heute 52-Jährige musste seine Familie und sein Land aus religiösen Gründen hinter sich lassen. Er landete Anfang 2014 als Flüchtling in Karben, wohnte zunächst in der Unterkunft in der Max-Planck-Straße.

Und er fand Hilfe. Denn früh machte Gafarey durch Eigeninitiative auf sich aufmerksam. „Wir sahen, dass er als einziger der rund 100 Flüchtlinge immer im Garten der evangelischen Kirchengemeinde in Klein-Karben aktiv war. Ohne Aufforderung hat er dort gearbeitet, sich um die Bäume und Pflanzen gekümmert. Er bekam dann auch den Schlüssel für den Geräteschuppen. Auch wenn ich mich manchmal ärgerte, wenn er morgens den Rasenmäher anwarf. Plötzlich gehörte er zu unserer Gemeinde“, sagt Ute Giesler, die die Patenschaft unter anderem für Gafarey übernahm und die heute eine enge Freundschaft mit dem Iraner auszeichnet, mit einem Lächeln. Ihr wurde klar, dass Gafarey eine Arbeit im landwirtschaftlichen Bereich benötigen würde.

Fachliche Erfahrungen

Sie nutzte ihre Bekanntschaft zu Albrecht Denneler, der als Komplementär der Hofgemeinschaft des Dotti für den Bereich Obst und Gemüse verantwortlich zeichnet, und vermittelte zunächst Gespräche, im November 2014 dann eine einwöchige Probearbeit.

Gafarey ging in seinem neuen Betätigungsfeld voll auf. „Er hat umfassende Fachkenntnisse und ist sehr geübt im Umgang mit den Werkzeugen. Keiner legt so einen Gewässerrand um die Bäume unseres Haselwaldes. Sicher auch, weil im Iran Bewässerungskultur einen anderen Stellenwert hat. Er kennt sich mit traditioneller Bewirtschaftung aus, findet sich aber auch sehr gut in unsere modernen biologischen Verfahren ein. Und er bringt wertvolle Erfahrungen als Imker mit“, schätzt Denneler die Arbeit seines neuen Angestellten.

Denn das ist er mittlerweile. Aus der Probearbeit wurde eine Festanstellung, zunächst in Teilzeit, inzwischen mit voller Arbeitswochenzeit. „Das war mit einigen Mühen verbunden“, erinnert sich Giesler. Denn eigentlich hatte Gafarey Residenzpflicht in Karben.

Nach etlichen Verhandlungen mit dem Kreis und Gesprächen zwischen den Städten Karben und Bad Vilbel – denn im Falle der Arbeitslosigkeit müsste Bad Vilbel für den Unterhalt sorgen – konnte Gafarey umziehen. „Eine illegale Situation wollten wir auf jeden Fall vermeiden, hier haben sich die Karbener Paten voll ins Zeug gelegt, um die notwendigen Formalitäten zu erledigen“, sagt Denneler.

42,5-Stunden-Woche

Seit Herbst 2015 bewohnt Gafarey ein kleines Zimmer auf dem Bad Vilbeler Öko-Hof. Und erhielt einen befristeten Arbeitsvertrag zur branchenüblichen Entlohnung, der sich seitens des Dottenfelderhofes immer wieder verlängern soll, bis der Aufenthaltsstatus von Gafarey endgültig geklärt ist.

Schon vorher hatte sich der 52-Jährige in den Deutschunterricht reingekniet. Daran kann er sich angesichts seiner 42,5-Stunden-Woche nicht mehr beteiligen, „aber meine Kollegen sind sehr nett, erklären mir alles“, sagt er selbst. Er sei glücklich und dankbar, so viel Hilfsbereitschaft und Aufnahme gefunden zu haben. Denneler sei „Freund und Bruder“, nicht nur Chef, sagt Gafarey. Und auch die meist jüngeren Mitarbeiter seien sehr offen und hilfsbereit.