Bad Vilbel und Karben wollen nicht an ihrer Musikschule sparen und trotz knapper Kassen ihren Zuschuss für vier Jahre festschreiben. Doch dafür werden die Gebühren zwischen 3,9 und 7,8 Prozent steigen – aber für Einheimische gibt es erstmals günstigere Tarife.
Bad Vilbel. Der sanfte, aber betonte Rhythmus, der aus Peter Kochs Perkussionsklasse in der Alten Mühle klingt, passt zu dem, worüber sich Musikschulleiterin Juliane Zollmann-Lang eine Etage höher in ihrem Büro den Kopf zerbricht. Auch 2013 wird es an der drittgrößten hessischen Musikschule mit Engagement weitergehen – aber der große Paukenschlag bleibt aus.
Überzeugungsarbeit
Den hätte es schon nächstes Jahr geben können. Denn Karben schlüpft unter den kommunalen Rettungsschirm und muss dafür alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand stellen. Zunächst wurde auch an die 160 800 Euro gedacht, die als jährlicher Zuschuss gewährt werden. Bad Vilbel zahlt 390 000 Euro. Mit viel Überzeugungsarbeit haben Vorstand, Schulleitung und Zweigstellenleitung das verhindern können, so Zollmann-Lang.
Ein weiteres Minus hätte zum Kahlschlag bei den Angeboten führen können, denn bei einem Personalkostenanteil von 88,4 Prozent sei kein Spielraum fürs Sparen. Dies, zumal seit der letzten Gebührenerhöhung in 2009 die Tariflöhne im öffentlichen Dienst um 8,6 Prozent stiegen, errechnet sie.
Aufpreis-Verständnis
Da nimmt sie es erleichtert auf, dass auch das Bad Vilbeler Parlament einstimmig der Vereinbarung zustimmte, die Zuschüsse für vier Jahre so beizubehalten. „Eine tolle Sache“ sei das, kommentiert Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) die Entscheidung. Das zeige, wie gut und engagiert die beiden Kommunen für die Musikschule zusammenarbeiteten und schaffe „eine Vertragssicherheit auf ganz, ganz hohem Niveau.“ Die „Musikschule Bad Vilbel e.V.“ wurde im Juni 1969 von einer Bürgerinitiative als Trägerverein gegründet. Derzeit werden wöchentlich rund 1140 Unterrichtsstunden gegeben. Hätte Karben seine Unterstützung zurückgefahren, hätte dann auch Bad Vilbel nachziehen müssen, so Stöhr, denn sonst hätte man ja das Karbener Minus übernommen. Dennoch gibt es an der Musikschule keinen Grund, den spitzen Rechenstift zur Seite zu legen.
Den kommunalen Zuschüssen von 550 800 Euro stehen Betriebskosten von 1,970 Millionen Euro im noch laufenden Jahr gegenüber. „Wir brauchen 83 000 Euro“, sagt Zollmann-Lang nüchtern, das ist das Minus, das mit den ab Februar geltenden Kursgebühren ausgeglichen werden soll. Die erste Resonanz darauf: „Wir merken, dass es Bewegung gibt bei den An-, Ab- und Ummeldungen“, so die Leiterin. Viele hätten Verständnis für die Erhöhung, andere aber auch Sorgen formuliert: „Wir haben drei Kinder an der Musikschule!“
Instrumente für Kids
Die Konsequenz: Da wird der Unterricht auf eine halbe Stunde gekürzt, das Zweitfach gestrichen oder statt Einzel- Gruppenunterricht gebucht. Auch gebe es überdurchschnittlich viele Kündigungen. Aber nicht so viele, dass es ihr ernsthaft Sorgen bereite, betont Zollmann-Lang. Sie weist auch darauf hin, dass es einige Vergünstigungen gebe: ab dem dritten Familienmitglied eine Familienermäßigung von 40 Prozent, ab dem vierten von 60 Prozent; dazu eine Sozialermäßigung.
Neue Quellen anzuzapfen, ist indes nicht leicht. Die Ganztagsangebote der Schulen brächten der Musikschule „überwiegend Schwierigkeiten“, so Zollmann-Lang – „der Unterricht verlagert sich in die späten Abendstunden.“ Im Gegenzug könne an den Schul-AGs nur wenig vom „Kerngeschäft“ der Musikschule umgesetzt werden, weil die Schulen selbst nur wenig Mittel einsetzen könnten.
So bleiben nur Highlights, wie das „Jeki“ (Jedem Kind ein Instrument) an der Dortelweiler Regenbogenschule und in Karben die Registerarbeit mit den Schulorchestern. In Karben gibt es an allen städtischen Kitas eine Kooperation zwischen Musiklehrern und Erziehern für die musikalische Basisausbildung, das soll ab 2013 auch in anderen Kitas angeboten werden, kündigt Zollmann-Lang an.