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Höchste Umweltstandards – Thermenwelt: Architekt erläutert ressourcenschonendes Baukonzept

Einem Flusslauf gleichend soll die Bad Vilbeler Thermenwelt konzipiert werden. Animation: Thermengruppe Wund-Stiftung
Einem Flusslauf gleichend soll die Bad Vilbeler Thermenwelt konzipiert werden. Animation: Thermengruppe Wund-Stiftung

Bad Vilbel. Die Thermenwelt Bad Vilbel soll ein ganz besonderes Projekt werden. Es soll nach der sogenannten LEED Platinum-Zertifizierung errichtet werden (siehe Artikel links). Das bedeutet umwelt- und ressourcenschonendes Bauen. Was das genau heißt, erläutert Architekt Peter Häusler.

120 prall gefüllte Ordner haben die Vertreter der Wund-Stiftung beim Wetteraukreis eingereicht (wir berichteten). So umfangreich ist der Bauantrag für das künftige Kombi-Bad, das zwischen Schulzentrum und B 3 entstehen soll. Die Ordner enthalten auch Pläne, wie das Bad umweltfreundlich, ressourcenschonend und nachhaltig gebaut und betrieben werden soll.

Ohne »Klimakiller«
Der für das Projekt verantwortliche Architekt Peter Häusler betont, man wolle Menschen, Natur und Kultur zusammenbringen. Ausgehend von dieser Philosophie, wolle man »Klimakiller vermeiden«.
Will man das Platinium-Zertifikat, also die höchste der möglichen Umweltkategorien erreichen, bedeutet das zunächst die Verwendung nachhaltiger, sprich recyclingfähiger Baustoffe. Man werde hierfür mit der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zusammenarbeiten.
In die Bewertung werde auch die Energiebilanz während des Badbetriebes einfließen. So will die Wund-Gruppe zwei bis drei eigene Blockheizkraftwerke betreiben. »Wir wollen den für das Bad benötigten Strom weitgehend selbst erzeugen.« Dies geschehe auch mit Solardächern.
Positiv auf eine Zertifizierung auswirken dürften sich auch die geplanten 50 bis 100 Ladestationen für Elektroautos und Fahrräder, die in den beiden Parkhäusern und auf dem Gelände errichtet werden sollen. Zudem soll, wie bereits berichtet, für die Desinfizierung des Badewassers kein Chlor, sondern Ozon verwendet werden. Auf den Parkhausdächern sollen Büsche und Bäume gepflanzt werden.

Geöffnete Dächer
Wichtig wird laut Architekt auch sein, dass es für die Hallen keiner Klimaanlagen bedürfe, die im Sommer die Temperaturen in den Bädern herunterkühlen. »Wir werden immer dann die Dächer öffnen, wenn eigentlich die Klimaanlagen laufen müssten.« Würde man die Dächer geschlossen lassen, würden dort bei starker Sonneneinstrahlung im Sommer bald 60, 70 Grad herrschen. Man werde die Dächer natürlich vorher öffnen. Insgesamt werden sich die Dachflächen auf 30 000 Quadratmeter für alle Gebäude belaufen.

Quellwasser
Die Wund-Gruppe will für den Betrieb des Bades auch Bad Vilbeler Heilwasser verwenden, ein Aspekt, auf den schon Stadtwerke-Chef Klaus Minkel in der Bürgerversammlung hingewiesen hatte. Zurzeit würden 200 000 Kubikmeter Quellwasser einfach in die Nidda laufen. Dieses Quellwasser wolle man für das Kombibad nutzen.
»Davon wollen wir so viel wie möglich wiederverwenden«, sagt Architekt Häusler dazu. »Das abgebadete Wasser wird beispielsweise für die WC-Spülung verwendet.« Zudem werde man mit Brauchwasser auch die für das Thermengebiet geplanten Außenwasserflächen befüllen. »Wir bauen einen Recyclingkreislauf für das Wasser auf und werden viel Wasser zwei- bis dreimal verwenden.« Dennoch werde man ohne zusätzliches Frischwasser nicht auskommen. Pro Badegast seien zudem 30 Liter Frischwasser für Schwimmbäder gesetzlich vorgeschrieben, sagt Häusler.
Man strebe an, das Bad nach dem weltweit höchsten Standard zu bauen. Dazu werde man die für die Zertifizierung notwendigen Inspektoren bitten, das Projekt zu begleiten und zu überwachen. Häusler: »Wir bauen so gut, wie es laut dem weltweit höchsten Standard geht«.

Was bedeutet die Abkürzung LEED?

Bad Vilbel. Die Abkürzung LEED steht für »Leadership in Energy and Environmental Design«. Es handelt sich dabei um ein weltweit verbreitetes Verfahren mit einer hohen Akzeptanz bei Nutzern und den internationalen Immobilienmärkten. Bei der Bewertung geht es unter anderem um die Einbindung des Projektes in die vorhandene Infrastruktur, die Wassereffizienz, die Energieeffizienz oder etwa die Innenraumluftqualität. Auch regionale Besonderheiten werden gewertet.
Das aktualisierte Regelwerk sieht als maximale Punktzahl für eine Zertifizierung nach Platinium-Standard 110 Punkte vor. Die Erbauer und Betreiber der Thermenwelt in Bad Vilbel streben laut Architekt Häusler »mindestens 80 Punkte, lieber mehr« an. Der Gold-Standard etwa läge bei 60 bis 79 Punkten. (pe)