Bad Vilbel. Nachdem im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss mehrere Gutachter ihre Ergebnisse zu einer möglichen Segmüller-Ansiedlung in Bad Vilbel vorgestellt haben (wir berichteten), debattierten vorige Woche die Stadtverordneten zur »5. Änderung des Bebauungsplans ›Im Schleid‹«. Die Meinungen zum Großprojekt gehen weit auseinander.
Ein Blick auf die Tagesordnung der Versammlung verrät nicht, dass sich hinter Punkt 7 »5. Änderung des Bebauungsplans ›Im Schleid‹« ein echtes Aufreger-Thema verbirgt. Erster Stadtrat Sebastian Wysocki brachte es deshalb gleich auf den Punkt und sagte: »Dieser Antrag ist besser bekannt als der Segmüller-Antrag.«
Grüne Fassaden und eine Streuobstwiese
Auf dem Gelände zwischen Kernstadt und Dortelweil soll künftig ein Möbelhaus stehen. 45 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, davon 800 Quadratmeter Kleinsortiment. Ein großer Parkplatz und ein bis zu 28 Meter hohes Gebäude. Das Gebiet wird im Süden von der L 3008 begrenzt, im Westen von der B 3.
Wysocki sprach von einer intensiven Diskussion im Ausschuss, aber auch davon, dass die Stadt bei der Planung viele Forderungen einbringen konnte. Dach- und Fassadenbegrünung in Richtung B 3, Regenrückhaltebecken, eine neue Streuobstwiese. »Das wird ein Möbelhaus, was so noch keiner gesehen hat. Es ist ein innovatives Konzept.«
Gegenwind kam von der größten Oppositionspartei, den Grünen. Fraktionsvorsitzender Jens Matthias adressierte die anwesenden Gäste der Sitzung mit »Liebe Betroffene«. Er fragte: »Wollen Sie wirklich noch ein weiteres Großprojekt in Bad Vilbel?« Mit dem heutigen Beschluss werde man den Weg freimachen für ein 240 Meter langes, 110 Meter breites und ein 28 Meter hohes Möbelhaus vor den Toren der Stadt. »Um es konkret zu machen, ein Möbelhaus in vierfacher Größe eines Fußballfeldes mit einem riesigen mehrstöckigen Parkhaus davor.« Dieser »Klotz« werde unmittelbar vor der Nase der Bürger stehen, die sich »Im Schleid« für »teuer Geld eine Eigentumswohnung gekauft haben«.
Die Begrünung bezeichnete Matthias als »Schadensbegrenzung auf den letzten Metern«. Der Fraktionsvorsitzende betonte, dass der Verkehr dann auch freitags und samstags deutlich zäher fließen werde. »Das ist die Zeit, in der Bad Vilbel noch keinen Stau hat.«
Matthias: Nachhaltiger Schaden für Stadt
Still und heimlich habe man an die Planung noch ein Warenauslieferungslager hinzugefügt. »Nicht nur Besucherströme, sondern auch Lkw werden sich durch Vilbel quälen.« Matthias sprach von einem nachhaltigen Schaden für Innenstadt und Gastronomie. »Das Möbelhaus wird unsere Stadt nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren verändern.«
Thomas Reimann (FDP) sagte, es sei gut, dass die Stadt an solchen Dynamiken partizipiere. Viele Menschen würden die Stadt besuchen. »Die FDP hält es für die richtige Entscheidung.«
In seiner ersten Rede im Stadtparlament kritisierte Christian Reitz (CDU) die Argumentation der Grünen. Er blickte zurück auf die Studien und Beschlüsse zu den Themen Verkehr und Ansiedlung. »Einer der am heißesten diskutierten Punkte ist die Größe des zentrenrelevanten Sortiments (Anm. d. Red: Haushaltswaren, Heimtextilien, Babyartikel). Dieses wurde mit dem B-Plan-Entwurf auf 800 Quadratmeter beschränkt. Zum Vergleich: Das deutlich kleinere Möbelhaus Porta verfügt über rund 3000 Quadratmeter dieses Sortiments.« Der Verkehr könne laut Studien ebenfalls problemlos aufgenommen werden. »Zusätzlich werden über 600 Arbeits- und 60 Ausbildungsplätze geschaffen und die Wirtschaftskraft unserer Stadt weiter gestärkt.«
SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Kühl betonte: » Segmüller ist ein Gewinn.« Bis es allerdings soweit sei, müssten noch viele Bretter gebohrt werden – vor allem juristisch.
Raimo Biere (AfD) zeigte sich verwundert, wieso die Grünen bei einem Großprojekt wie Spring Park Valley nicht so sehr auf das Thema Verkehr eingegangen sind. »Segmüller ist ein hervorragendes mittelständisches Unternehmen und hat bereits mit dem Gewerbering Gespräche geführt.«
Karl Peter Schäfer (CDU) kritisierte abschließend den »aggressiven rhetorischen Stil« der Grünen.
Die Grünen stimmten gegen den Antrag. CDU, SPD, FDP, FW und AfD dafür.
Von Patrick Eickhoff