Bad Vilbel. Es dürfte zum bisher einmaligen Vorgang in der Geschichte des Vilbeler Stadtparlaments werden: Ein Punkt wurde von der Tagesordnung der Sitzung abgesetzt, weil er bereits seit mehr als 60 Jahren erledigt ist.
Vergangenen Dienstag, 3. Juli, wollten die Stadtverordneten die Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers und Ferdinand Werners widerrufen (wir berichteten). Inzwischen stieß jedoch das städtische Hauptamt bei seinen Recherchen auf ein handschriftliches Sitzungsprotokoll des Vilbeler Gemeinderats, das auf den 11. Juli 1946 datiert. Darin ist genau dieser Beschluss bereits festgehalten worden. Bürgermeister Thomas Stöhr bat „um Nachsicht, dass uns die handschriftlichen Protokolle aus jener Zeit nicht allgegenwärtig sind“, als er im Haupt- und Finanzausschuss bekannt gab, dass der Tagesordnungspunkt von der Parlamentssitzung gestrichen werden könne.
Im Protokollauszug der Sitzung von 1946, die Stadtverordnetenvorsteher Georg Muth in Anwesenheit von Bürgermeister Kurt Moosdorf geleitet hat, ist auf der Tagesordnung als Punkt zwei aufgeführt: „Aberkennung aller Auszeichnungen zu Ehrenbürgern durch die nationalsozialistische Gemeindevertretung in den Jahren 1933 bis 1945“. (bep)