Die Mitte Juli auf einer Länge von 20 Metern eingestürzte historische Mauer in Dortelweil wird wieder hergestellt.
Bad Vilbel. Grundstücksbesitzer Christian Schwab hat alle Mühe daran gesetzt, die Bruchstelle an der 300 Jahre alten Mauer wieder nach altem Vorbild herzurichten. Soweit möglich wurden die alten Steine in das neue Mauerwerk integriert. Zusätzlich eingearbeitete Betonstützen stabilisieren das historische Bauwerk.
Die Kosten für diese Instandsetzung stehen noch nicht fest, da es „immer Unwägbarkeiten bei solchen Objekten“ gebe, betont Kreissprecher Matthias Flor. Eine fünfstellige Summe „kann und will“ er nicht bestätigen, ebenso ist die genaue Ursache des Mauerbruchs nicht bekannt. „Es lag eine Schrägstellung der Mauer vor“, erklärt er.
Der Mauerbruch hatte in Dortelweil Aufsehen erregt und für Gesprächsstoff gesorgt. Aber nicht alle Anrainer waren und sind vom öffentlichen Interesse begeistert. Denn die denkmalgeschützte Mauer ist Privatsache und Bestandteil ihrer Grundstücke. Rund 30 Eigentümer teilen sich die Mauer, deren Pflege jedoch unterschiedlich gehandhabt wird.
Eine Verpflichtung seitens der Stadt, im Sinne des Denkmalschutzes aktiv zu werden, bestehe hierbei nicht, betont Kreissprecher Flor. Die Unterhaltung und Verkehrssicherungspflicht obliege ausschließlich den Eigentümern. Laut Paragraf elf des Denkmalschutzgesetzes in Hessen sind diese verpflichtet, „Kulturdenkmäler im Rahmen des Zumutbaren zu erhalten und pfleglich zu behandeln“.
Kommen Eigentümer dieser Verpflichtung nicht nach, können sie „verpflichtet werden, die erforderliche Erhaltungsmaßnahmen durchzuführen“. Doch können Eigentümer Fördermittel beantragen. Eine Praxis, die von der FDP in Bad Vilbel kritisch betrachtet wird. Deren Fraktionschef Jörg Uwe Hahn setzt auf das „private Bürgerengagement“ zum Erhalt der Mauer. Denn eine Inanspruchnahme von öffentlichen Geldern „würde der Jurist als eine aufgedrängte Bereicherung bezeichnen“, sagt Hahn.
Eine gegensätzliche Auffassung vertritt SPD-Chef Rainer Fich. Für ihn „muss die Frage erlaubt sein, inwieweit bei einem öffentlichen Interesse an der historischen Mauer diese Kosten privat getragen werden müssen“. Die Grünen sprechen sich für ein „anteiliges Fördermodell zwischen den Eigentümern, der Stadt und der Denkmalschutzbehörde“ aus, sagt Fraktionschef Manfred Kissing.
Gerade das wollen die Freien Wähler laut Raimo Biere nicht: „Jeder Eigentümer hat seiner Pflicht zur Verkehrssicherheit seiner baulichen Anlagen im Rahmen seiner Möglichkeiten nachzukommen.“ Auch CDU-Fraktionschefin Irene Utter verweist auf die private Verpflichtung: „Mit dem Kauf der Grundstücke haben die Eigentümer auch die denkmalgeschützte Mauer erworben.“ Für Eigentümer Christian Schwab ist das eine Debatte, die ihn nicht mehr interessieren dürfte: Denn bald soll die Mauer wieder hergerichtet sein. (sng)