„Lohnt sich das alles denn?“ Es gibt diese Momente, in denen Arbeit, Mühe und Enttäuschungen all die freudigen Erlebnisse des Lebens tief in die Vergangenheit verbannen und die Hoffnung auf bessere Zeiten verblassen lassen.
Man fühlt sich “…in der Seele ermattet…“, wie es der Predigttext für den kommenden Sonntag so treffend formuliert (Hebräerbrief, Kapitel 12, Verse 1-3). Des Lebens müde: was trägt dann? Einfach im Strom der Zeit mit schwimmen und sich durchs Leben mogeln, wie es doch alle tun? Darauf warten, bis das Leben mehr oder weniger erfreulich vorbei gegangen ist? Eigentlich erwarten wir doch mehr. Und wir können auch mehr erwarten. Denn „ermattet‘ hat sich Gott unser Leben nicht vorgestellt. Er will, dass wir ein erfülltes Leben leben. Das heißt nicht, dass unser Leben frei von Schmerz, Not und Leid sein wird, so nach dem Motto: Du musst nur glauben und dann läuft es im Leben. Ein erfülltes Leben leben heißt sehen, dass Gott unserem Leben einen Sinn und ein Ziel gegeben hat. Ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt, das einen zuversichtlich durch das Leben trägt.
Ich war viel in den Bergen unterwegs, bin geklettert, habe lange Touren unternommen. Und oft sah ich in der Höhe die Berghütte liegen. Noch war ich weit weg und wusste, dass es noch den ganzen Tag dauert, bis ich sie erreichen würde. Aber ich wusste auch, dass dort auf mich eine warme, gemütliche Stube, ein stärkendes Essen und ein trockener Schlafplatz auf mich warteten. Ich bin Mitglied im Alpenverein: Der Hüttenwirt konnte mich nicht vor der Tür stehen lassen. Dies Wissen ließ mich sengende Sonne, eiskalte Regen- und Schneestürme überstehen. Dies Wissen ließ mich tapfer nicht enden wollende Aufstiege bewältigen, obwohl die Knie schmerzten. Immer wieder gestärkt durch wunderschöne, unvermutet hinter einer Wegbiegung auf mich wartende Ausblicke ins Tal oder auf blühende Almwiesen, ermutigt durch einen kurzen Blick auf den bereits zurückgelegten Weg wusste ich, dass ich das Ziel erreichen werde, das manches Mal zum Greifen nahe schien, um dann gleich wieder für eine lange Zeit hinter einen Bergzug zu verschwinden.
„Seht auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens…“, fordert uns der Schreiber des Hebräerbriefes auf. Seht zurück, wie er durch die Jahrhunderte viele Menschen auf ihrem Lebensweg gestärkt hat. Seht voraus, was Jesus uns für ein herrliches Ziel bereitet hat: Der Himmel steht uns offen. Gott selbst ist in Jesus den schwierigen, leidvollen Weg des Lebens gegangen. Mit seinen Tod am Kreuz hat Jesus unsere Lebensschuld auf sich genommen, damit uns der Zugang zu Gott nicht verwehrt bleibt. Und Jesu Auferstehung an Ostern und der Glaube an ihn als an den Sohn Gottes ist die Gewähr, dass Gott uns nicht vor der Tür stehen lassen wird.
Haltet inne: Seht zurück, seht voraus und seht, wie Jesus euch im Glauben an ihn immer wieder Momente der Stärkung und Ermutigung schenkt, damit wir unseren Lebensweg auch durch alle Schwierigkeiten hindurch freudig und zuversichtlich gehen können.
Auf was schauen Sie in Ihrem Leben…?
Ihr Jörg Weise,
Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaft Bad Vilbel Heilsberg