Karben. „Die gegrillte Dorade in dem italienischen Restaurant war einfach vorzüglich.“ Es war ein perfekter Abend, den FNP-Leser Klaus Bußmann aus Bad Vilbel in Groß-Karben verbracht hatte. Kurz nach 23 Uhr steuerte er am Samstagabend dann sein Auto auf die B 3, zurück nach Hause. Auf der Höhe von Kloppenheim, kurz hinter der Gärtnerei, passierte es dann. Ein roter Blitz holte Klaus Bußmann in die Realität zurück. Ein schneller Blick auf den Tacho. 80 zeigt der. Aber nur 60 Sachen sind hier erlaubt.
Dass die Polizei an dieser Stelle oft blitzt – das weiß Bußmann. Auch dass er zu schnell war, akzeptiert er. „Ich habe eine Ordnungswidrigkeit begangen und werde dafür gerade stehen.“ Doch die mitternächtliche Blitzaktion sei weder rational noch zielgerichtet, findet der Bad Vilbeler. „Es ist Samstagabend, lediglich ein weiteres Fahrzeug befindet sich in Sichtweite“, berichtet er. „Da darf schon mal die Frage der Sinnhaftigkeit gestellt werden.“ Es bleibe „der bittere Nachgeschmack von Abzocke, modernes Raubrittertum“.
Warum nur blitzt die Polizei auch mitten in der Nacht? „Das hat gute Gründe“, erklärt Jörg Reinemer, der Sprecher der Wetterauer Polizei. „Auch um diese Uhrzeit haben wir hohe Unfallzahlen.“ Denn direkt hinter der Stelle, an der auf der B 3 auf Höhe Kloppenheims geblitzt werde, befinde sich einer der größten Unfallschwerpunkte des gesamten Landkreises.
Dort macht die B 3 eine 90-Grad-Kurve auf die Ausbaustrecke Richtung Bad Vilbel. Mitten in der Kurve zweigt die Landesstraße nach Ober-Erlenbach ab. Immerhin: Seitdem Tempo 60 gilt und große Tafeln auf die scharfe Kurve hinweisen, sind die Unfallzahlen etwas zurückgegangen. 2004 war der traurige Höhepunkt: Zwei Menschen starben hier bei Unfällen, 29-mal krachte es. 2006 starb ein weiterer Mensch an der Abzweigung. Auch weiterhin komme es auf der Kreuzung häufig zu Unfällen, berichtet Reinemer – weshalb die Stelle weiter auf den oberen Rängen der Unfallstatistik rangiert.
Und warum nun das Blitzen mitten in der Nacht? „Nachts wird besonders schnell gefahren“, erläutert Reinemer. Deshalb seien die Beamten eben auch zu jeglichen Tageszeiten dort im Einsatz – durchaus auch mal morgens früh vor und in der Rushhour. Schließlich müsse, selbst wer Tempo 60 fahre, sein Auto in der Kurve gut im Griff halten. Bei Regen oder gar Glätte wird es richtig eng. Wer schneller fährt, riskiert in der Todeskurve schnell, dass er die Kontrolle verliert.
Allerdings: Die üblichen Kontrollpunkte westlich der Gärtnerei sowie des Kloppenheimer Schlosses liegen einige Meter von der gefährlichen Kurve entfernt. Wieso blitzt die Polizei dort? „Wir haben noch kein Gerät, um direkt in der Kurve zu blitzen“, erklärt Reinemer. Die bisherigen Messgeräte bräuchten eine gerade Strecke von einer gewissen Länge, um die Geschwindigkeiten zu erfassen. (den)