Wie haben Sie heute Ihren Tag angefangen? Alles gut gelaufen bis jetzt? Keine unvorhergesehenen Herausforderungen bis zu diesem Zeitpunkt? Keine Angst, die werden sich schon noch ergeben. Wie ich darauf komme? Ich folge der These des amerikanischen Ingenieurs Edward A. Murphy Jr., der nach Testreihen mit hochkomplexen Systemen halb wissenschaftlich, halb lapidar konstatierte: „Wenn es zwei oder mehrere Arten gibt, etwas zu erledigen, und eine davon kann in einer Katastrophe enden, so wird jemand diese Art wählen.“ Der Volksmund nennt das gemeinhin „Murphy’s Gesetz“, welches besagt, das alles, was schief gehen kann, auch schief gehen wird.
Ich selbst habe unlängst eine Erfahrung dieser Art gemacht: Gerade, als ich dieses Wort zum Sonntag schreiben wollte, streckte mein Computer die Waffen. Die einzige Lösung, die nach viel Rumprobieren noch übrig blieb, war, die Festplatte zu löschen und das Betriebssystem neu aufzuspielen. Und das an einem Tag, an dem noch einige andere wichtige Dinge schriftlich zu erledigen sind.
Vielleicht haben Sie so was auch schon mal erlebt: Sie wollen einen wichtigen Termin wahrnehmen, aber das Auto streikt. Oder einen dringenden Telefonanruf tätigen und bemerken, dass der Akku im Handy leer ist. Situationen, in denen man denkt „Ausgerechnet jetzt!“.
Als Menschen leben wir alltäglich mit Enttäuschungen. Im technischen Bereich sowieso, aber eben auch in der Beziehung mit anderen. Und manche erleben das auch in ihrem Glauben: Dass Gott anders handelt, als sie es sich erhoffen würden. Dass zum Beispiel eine meinen Vorstellungen entsprechende Arbeitsstelle mir versagt bleibt. Oder dass eine Beziehung, für deren Erhalt man gebetet hat, in die Brüche geht. Oder dass der Gesundheitszustand eines lieben Menschen sich verschlechtert. Das sind oft Situationen, vor denen wir als Menschen völlig sprachlos stehen, Gott anklagen und fragen „Was soll das? Wo bist du jetzt?“
Im Alten Testament begegnet uns ein Betroffener in der Gestalt von Hiob. Der muss viel Schlimmes mitmachen, sitzt am Ende allein da, krank und in der Gesellschaft von 3 Freunden, die versuchen zu ergründen, warum Hiob leiden muss. Am Ende dieses biblischen Buches, als Hiob eben die o.g. Frage an Gott stellt, kommt es zur Begegnung zwischen Gott und Hiob, und in Hiob geht eine Verwandlung vor: Von der Anklage „Warum?“, die er – berechtigterweise – Gott entgegenschleudert, ändert sich seine Situation dahin, dass er in der Gegenwart des Schöpfers der Welt, Trost und Geborgenheit findet. Dass er sich nicht der Bitterkeit hingibt, sondern sich im Leid auffangen und tragen lässt. Und dass er erkennt: Nicht das „warum“ ist wichtig (so legitim die Frage auch ist!), sondern das „Wie“ im Bezug darauf, wie ich mit Rückschlägen und Enttäuschungen umgehe. Auch Menschen, die mit Gott leben, werden nicht immer alles verstehen, was ihnen widerfährt. Aber sie haben einen festen Grund, einen Ort, an dem sie Trost, Geborgenheit und neuen Lebensmut finden. Gott sei Dank!
Pastor Rolf Schwärzel
Freie ev. Gemeinde Bad Vilbel