Weihnachten unter Palmen? „Bei uns in Brasilien ist das durchaus möglich, je nachdem, in welcher Region man lebt“, sagen die Frauen und lachen.
Karben. Ohnehin lachen sie gerne, die Frauen, die sich jeden Monat einmal in den Räumen der katholischen Kirchengemeinde Sankt Bonifatius in Klein-Karben treffen. Es handelt sich um eine Gruppe portugiesisch sprechender Frauen, von denen viele aus Brasilien, aber auch aus Portugal und Angola stammen.
Marlene Kraus zeigt auf einen auf dem Tisch liegenden Ast, dessen zarte Verzweigungen mit knallroten Weihnachtskugeln und mit Watte verziert sind. „Die Watte dient in Brasilien symbolisch als Schnee, denn dort wird Weihnachten im heißen Sommer gefeiert“, sagt sie.
In Brasilien, ihrem Heimatland, würden zu Weihnachten etwa Fruchtbäume wie Orangen- oder Guavebäume geschmückt, „je nachdem, was in der Region wächst“, erzählt Alcilene Willeke. Typisch seien sehr kleine Weihnachtskugeln, fügt sie hinzu.
Stockfisch vs. Truthahn
„Die“ eine Art, Weihnachten in Brasilien zu feiern, gebe es nicht. Allein aufgrund der Größe des Landes, das drei Zeitzonen umfasst, sagen die Frauen. Zudem gebe es zahlreiche unterschiedliche Bräuche an Weihnachten, da das südamerikanische Land in seiner Geschichte bis heute vielen Einflüssen aus anderen Ländern ausgesetzt war. „Doch dass man zusammen ist und Freude hat, das ist überall in Brasilien so“, sagt Alcilene Willeke.
Das Temperament und die berühmte Lebensfreude der Brasilianer hätten wohl damit zu tun, „dass in Brasilien sehr viel Sonne scheint und sich das Leben draußen abspielt“, sagt Kraus.
An die Art, wie hierzulande Weihnachten gefeiert wird, musste sie sich erst gewöhnen; sie lebt seit 1987 in Deutschland. „Am Anfang fand ich es traurig, bei Kerzenlicht in der Wohnung zu sitzen. Heute hingegen finde ich es gemütlich“, sagt sie.
Feiern im Juni
Ohnehin hat sie sich beim Weihnachtsfest an die Familie und das Umfeld angepasst. Der Ehemann stammt aus Österreich, und da er und die beiden erwachsenen Kinder es sich gewünscht hätten, „gibt es zu Weihnachten Gans mit Semmelknödel und Rotkraut. Das esse ich aber auch gern“, sagt Marlene Kraus.
Doch der Besuch des Gottesdienstes an Weihnachten gehört für sie auch in der neuen Heimat zum wichtigen Ritual. „In Brasilien gibt es die Geschenke erst nach der Mitternachtsmesse“, so Kraus.
„Wir feiern gern zusammen“, erzählt Kraus. Im Sommer wird das „Juni-Fest“ gefeiert. „Das ist bei uns so etwas wie in Deutschland das Erntedankfest“, erklärt Kraus.
Wer zum monatlichen Treffen an jedem dritten Sonntag von 15 bis 18 Uhr dazukommen möchte, kann Marlene Kraus unter Telefon (06039) 4 62 64 kontaktieren.