Bad Vilbel. „Hoffentlich haben die nicht so geschüttelt“, meint Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und schaut kritisch auf das Bierfass, das Festwirt Eddy Hausmann anrollen lässt. Vor Jahren sei schon einmal ein Fass explodiert und die ganzen Prominenten waren klatschnass.
Seit dieser Zeit sei der Tisch mit den Ehrengästen in die zweite Reihe gestellt worden. Das muss aber schon vor Stöhrs Zeit gewesen sein. Heute gehen immerhin Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) und Quellenkönigin Sabrina II. das Risiko ein, nass zu werden, stehen sie doch beim Fassanstich direkt neben Thomas Stöhr.
Zweiter Schlag trifft
Der Bürgermeister holt souverän aus, schlägt beherzt und sicher mit dem Holzhammer zu. Das wäre ja noch schöner, würde dieser Vilbeler Markt mit einem Fehlschlag beginnen. Beim zweiten Schlag spritzt der Schaum und der goldene, kühle Gerstensaft fließt direkt in den Maßkrug. „Genießen wir die schöne Zeit, die der Vilbeler Markt hält uns bereit“ reimt der Bürgermeister, erklärt den 192. Bad Vilbeler Markt für eröffnet, und nimmt erst mal einen kühlenden Schluck. Der war verdient zur Abkühlung.
Anstrengender als der Anstich des Fassbiers war der Festzug, dem Stöhr in historischem Lehrergewand mit Weste, Ärmelschoner und Melone auf dem Fahrrad ungeachtet der Hitze freundlich lächelnd voranfuhr. Ihm folgten mit Stadtkapelle, Kerbeburschen, Hexen, Oldtimerfreunde, Germanen, Sportclubs, Feuerwehr in insgesamt 45 Zugnummern so ziemlich alles, was in den Stadtteilen Bad Vilbels aktiv ist. Beliebt machen sich vor allem die Festwagen, aus denen Bonbons geworfen und Wasser in die Menge auf beiden Seiten der Straße gespritzt wird.
Lächeln bei 30 Grad
Sozusagen mit Feuer unter den Füßen anstelle von Wasser tanzten da die Fire Queens, die Tanzgruppe des Kneipp-Vereins über die rund 2,4 Kilometer lange Strecke. „Wasser haben wir auf jeden Fall immer dabei“, meint Vortänzerin Melanie Schelonke. „Um die heißen Füße zu kühlen ist ja das Mosaikbad zum Wassertreten nicht weit.“
Vor dem Brod’schen Sprudelbad erfrischt sich Sophia bei einem kurzen Stop. Mit Pfeil und Bogen in der Hand sieht sie ein wenig aus wie Robin Hood. Trotz Hitze lächelt die 16-jährige vom Bogensportclub Gronau. „Das ist schon okay. 30 Grad im Schatten machen mir nichts aus. Ich bin das von Turnieren gewohnt.“
Während die Stadtkapelle die Instrumente absetzt, und zu den angebotenen Bechern greift, posiert eine leckere Beigabe der Stadtkapelle für ein Foto. Die zum Anbeißen süßen Damen des Fanclubs sind farbenfroh mit Bonbons, Marshmallows, Lutschern und anderem geschmückt. Karin Ott, normal Saxofonistin in der Stadtkapelle, seufzt verständnisvoll. „Schade, viele haben bei dieser Hitze bestimmt das Freibad vorgezogen.“
Für sie kommt das nicht in Frage, die 192-jährige Tradition wegen ein paar Grad mehr auf dem Thermometer zu brechen. Im August 1820 wird die Zugspitze zum ersten Mal erklommen und gleichzeitig findet der erste Vilbler Markt statt. Diese große Tradition würdigt auch Bürgermeister Stöhr im Festzelt.