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Heiß auf den Winterwahlkampf

Wie werden die Würfel fallen? Das entscheidet sich Ende Februar. Jetzt steht für die Parteien ein echter Winterwahlkampf an. Foto: Imago
Wie werden die Würfel fallen? Das entscheidet sich Ende Februar. Jetzt steht für die Parteien ein echter Winterwahlkampf an. Foto: Imago

Bad Vilbel. Weihnachten und Silvester sind vorbei. Zeit für die Bundestagswahl. In einem Monat ist es so weit: Deutschland hat die Wahl. In Bad Vilbel bereiten sich die Parteien auf einen Winterwahlkampf vor. Das ist bei den aktuellen Temperaturen eine echte Herausforderung.
Die Bundestagswahl findet am Sonntag, 23. Februar, statt. Auch in Bad Vilbel laufen in den Parteien die Planungen und Arbeiten für den Wahlkampf auf Hochtouren. Doch wie viel Lust haben die Bürger auf lange Gespräche in der Kälte? Welchen Ansatz wählen die Parteien in den kommenden Wochen? Eine Umfrage.
CDU: Bei der CDU begrüßt man es, dass die Bundestagswahl vorgezogen wird, auch wenn »vorgezogene Neuwahlen natürlich eine organisatorische Herausforderung sind«, wie der CDU-Vorsitzende aus Bad Vilbel, Tobias Utter, sagt. »Doch unsere Mitglieder und Anhänger sind sehr motiviert.« Ein Winterwahlkampf sei schließlich nicht ganz ungewöhnlich. »Die hessischen Kommunalwahlen finden meist im März statt, sodass diese Wahlkämpfe auch Winterwahlkämpfe sind.« Und auch in Bad Vilbel habe die Bürgermeisterwahl im Januar und Februar 2022 stattgefunden. »Wir haben also Erfahrung mit Winterwahlkämpfen.
Für die Betreuung von Infoständen ist es besonders wichtig, sich warm anzuziehen. Wir sorgen auch für heiße Getränke.« Dennoch bleibe es dabei, dass die Bereitschaft, sich auf ein längeres Gespräch im Freien einzulassen, im Winter deutlich geringer ist als im Sommer.
Die CDU werde anlässlich der Bundestagswahl eine Ausgabe der Zeitung »Die Quelle« herausgeben, »die besonders auf die Änderungen im Wahlrecht hinweisen wird«, so Tobias Utter.
SPD: SPD-Vorsitzender in Bad Vilbel ist Alban Krasniqi. Er sagt: »Der Wahlkampf im Winter wird zweifellos eine Herausforderung, aber bei der SPD wissen wir: Wir können uns aufeinander verlassen. Gerade jetzt, wo nicht-demokratische Kräfte immer aktiver werden, dürfen wir Demokratinnen und Demokraten nicht ruhen.« Infostände oder Aktionen bei eisigen Temperaturen seien nicht unbedingt die beliebtesten Treffpunkte. »Trotzdem wollen wir vor Ort präsent sein, denn der direkte Kontakt mit den Menschen ist unverzichtbar.« Die Sozialdemokraten planen eine Mischung aus bewährten Maßnahmen wie Infoständen und dem Verteilen von Flyern. »Gleichzeitig denken wir über alternative Ansätze nach, um auch bei Kälte effektiv arbeiten zu können.«
Als besondere Veranstaltung lädt die SPD zum Neujahrsempfang. Dieser findet am 25. Januar im Kultur- und Sportforum in Dortelweil statt. »Als besondere Gäste dürfen wir Heike Hofmann, hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, und unsere Bundestagsabgeordnete sowie Direktkandidatin für die Bundestagswahl, Natalie Pawlik, begrüßen.« Krasniqi abschließend: »Unser Ziel ist es, auch in diesem Winterwahlkampf zu zeigen, dass wir für die Menschen und unsere Demokratie einstehen – und das mit voller Überzeugung.«
Grüne: Kathrin Jäschke und Thomas Tilse bilden die Spitze der Bad Vilbeler Grünen. Erstere sagt: »Die Bereitschaft unserer Mitgliederbasis und auch der vielen neuen Mitglieder in Bad Vilbel, sich im Wahlkampf zu engagieren, ist grundsätzlich hoch. Wir sehen den Termin eher als Chance, auch unter weniger idealen Bedingungen kreativ und flexibel zu agieren.« Gleichzeitig setzen die Grünen verstärkt auf digitale Kanäle. Infostände sollen auch im Winter ein wichtiger Bestandteil des Wahlkampfs sein. »Zudem planen wir Flyeraktionen an wechselnden Orten und werden besonders den persönlichen Kontakt beim Haustürwahlkampf suchen. Unsere Priorität ist es, nah bei den Bürgerinnen und Bürgern zu sein.«
Ihren Neujahrsempfang veranstaltet die Partei am 1. Februar im Kurhaus. Dort wird unter anderem der ehemalige stellvertretende hessische Ministerpräsident Tarek Al-Wazir anwesend sein.
FDP: FDP-Vorsitzender Jörg-Uwe Hahn ist optimistisch: »Die Mitglieder der FDP Bad Vilbel sind mehrheitlich durch den Ausstieg aus der lähmenden Ampel neu motiviert. Einige haben schon neue Ideen zusammengetragen.« Und auch die Spenden würden »nicht schlecht« fließen. Jeden Samstag im Februar wollen sich die Freien Demokraten ab 9.30 in der Neuen Mitte präsentieren. »Wir haben unseren Stand schon ausgepackt, wollen drei der vier Seiten noch mit Planen schließen und für kleine Beheizung sorgen. Einmal wird uns der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Stirböck, und einmal unser Bundestagsmitglied Peter Heidt besuchen. Auch sind wir auf dem Markt in Massenheim am ›Politiktag‹ vertreten.«
Außerdem gebe es neben dem Format »FDP vor Ort« noch Stadtteil-Stammtische.
AFD: Norbert Schmidt, Vorsitzender des AfD-Ortsverbands freut sich über den Mitgliederanstieg: »Wir haben uns in der Wetterau in den vergangenen zwei Jahren bei den Mitgliedern fast verdoppelt.« Bei den Finanzen würde der AfD mit Blick auf deren Stiftungen Gelder vorenthalten werden. »Das machen unsere Mitglieder aber durch ihr Engagement wett.«
Schmidt ist positiv gestimmt: »Wir hatten in der Wetterau noch nie so viele freiwillige Helfer wie in diesem Wahlkampf. Deshalb werden wir diesmal in der ganzen Wetterau deutlich präsenter sein als in vergangenen Wahlkämpfen, insbesondere durch eine größere Zahl an Plakaten. Unsere eigene positive Programmatik im Kontrast zur desaströsen Politik der Ampel motiviert unsere Mitglieder, aktiver zu sein als bisher.« Auch Infostände und Flyeraktionen seien geplant.
Enttäuscht zeigt sich Schmidt darüber, dass die Menschen alles glauben würden, was über die AfD verbreitet werde. Er selbst war zuvor 40 Jahre in der CDU, und seit der letzten Kommunalwahl ist die Partei auch im Stadtparlament vertreten. »Bei uns ist nichts Nazi. Die Stigmatisierung führt aber leider dazu, dass wir ganz besonders auf die Sicherheit unserer Mitglieder beim Plakatieren und bei Infoständen achten müssen. Das macht die Arbeit in der Tat nicht leichter.« (wpa)