Chef der Vogelschützer gibt Vorsitz ab, ist aber weiter aktiv
Bad Vilbel. Dass Vogelschutz und Landschaftspflege untrennbar zusammengehören, ist das Credo von Heinz Gilbert. Und das schon seit fast 40 Jahren. Nach 38 Jahren gibt er nun den Vorsitz in dem Verein ab, den er 1977 in Bad Vilbel mitgegründet hat, den Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege.
»Halt, Stopp, der Nistkasten ist offen, da muss ich nach dem Rechten sehen«, sagt Heinz Gilbert und stiefelt über die Wiese. Er hat recht, das Türchen liegt auf dem Boden und mit einem Handgriff hat es wieder eingesetzt. Sonst ist alles in Ordnung auf der Streuobstwiese in der Gemarkung »Am Schelmeneck«, um die sich der Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege kümmert.
Hier kennt der 76-Jährige jeden Apfelbaum und jede Nisthilfe, freut sich als ein Buntspecht davonfliegt und wartet darauf, dass die Gartenrotschwänze wieder ihre Quartiere beziehen. Die Meisen sind dagegen immer da, und auch die Feldsperlinge lärmen nach Herzenslust. »Die großen Kästen dort in der Höhe, die sind für die Eulen«, sagt er. In Röhren nisten dagegen die Steinkäuze, deren Balzrufe schon jetzt in der Dämmerung erklingen.
Dass dieser kleine Eulenvogel und viele andere gefiederte kleine Freunde wieder typische Gäste in Bad Vilbels Streuobstwiesen sind, dafür haben Heinz Gilbert und seine Mitstreiter vom Verein gesorgt. Früher sei es bei dem Vogelschutz um eine Liebhaberei mit Winterfütterung und Vogelbeobachtung gegangen, sagt er. Doch das habe sich in den vergangenen Jahrzehnten total gewandelt.
1977 gehörte Gilbert zu den Gründern des Vereins Vogelschutz und Landschaftspflege, der sich dem Erhalt der Artenvielfalt verschrieb und den er 38 Jahre lang als Vorsitzender führte. »Wenn die Landschaft stimmt, ist auch die Vogelwelt in Ordnung«, sagt Gilbert und hat das mit dem Verein konsequent umgesetzt. In Aktionen gemeinsam mit der Stadt Bad Vilbel wurden Jungbäume für Streuobstwiesen ausgegeben. 400 Bäume wurden gepflanzt und 300 Nistkästen angebracht. Auf Kirchtürmen brüten wieder Turmfalken und Schleiereulen dank geeigneter Nistkästen.
Alte Obstbaumsorten
Der Verein selbst hat die Pflege von zwei Streuobstwiesen übernommen und für eine kontinuierliches Verjüngung durch Nachpflanzen von alten Obstbaumsorten gesorgt. Feuchtbiotope wurden angelegt und Grabentaschen ausgehoben. 2013 erhielt Gilbert für seine Verdienste um den Arten- und Naturschutz die goldene Ehrennadel der Stadt Bad Vilbel.
Gilbert schreitet gemächlich die Bäume auf der Streuobstwiese ab, unter denen noch einige 100-jährige Veteranen sind. Morsche Stämme bleiben stehen oder werden liegen gelassen, wenn sie abgebrochen sind, denn sie sind Teil des Lebensraumes für Vögel und Insekten. Spechte nisten in Baumhöhlen, Insekten fühlen sich wohl und der Kleiber klopft die Rinde ab nach Futter.
Den Vorsitz des Vereines und damit vor allem die Verwaltungs- und Organisationsarbeit will Gilbert aus Altersgründen abgeben. Er stellt sich auf der Mitgliederversammlung nicht mehr zur Wahl. Aber um die Nachfolge macht er sich keine Sorgen, denn dafür soll es eine Team-Lösung aus der Riege der Vorstandsmitglieder geben, die sich satzungsgemäß einen Sprecher wählen.
»Alles andere mache ich weiter«, sagt Heinz Gilbert und meint mit »alles andere« das, was ihm ein Leben lang am Herzen gelegen hat: Die offenen Monatstreffen des Vereines, die seit Jahr und Tag in seinem großen Garten stattfinden und oft mit einem Spaziergang durch den Wald beginnen. Das Kümmern um die Streuobstwiesen und der genaue Blick auf die Vogelwelt. Die naturkundlichen Spaziergänge durch den Bad Vilbeler Wald und andere Exkursionen. Auch an der Betreuung der Kindergruppe »Die Waldforscher«, die regelmäßig samstags stattfindet, nimmt er teil.
Gerade weil dem Verein derzeit junge und aktive Mitglieder fehlen, kümmert sich Gilbert gerne um den Nachwuchs. »Die kann man so schnell begeistern«, sagt er und erzählt schmunzelnd von dem Molch, den er aus dem Gartenteich holte und sich auf die Hand setzte. Da seien die Kinder hin und weg gewesen.