Im Dezember sind die ersten städtischen Wohnungen für Flüchtlinge bezugsfertig. Das kündigt Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) an. Sie werden direkt neben der Neuen Mitte untergebracht – im Haus Frankfurter Straße 48.
Bad Vilbel. „Wir kümmern uns darum.“ Mit diesen Worten kündigt Freund-Hahn an, dass jetzt zunächst die Räume über dem Handarbeitsladen „Knopfloch“ umgebaut werden sollen. Dort soll Platz für zehn Flüchtlinge geschaffen werden. Wie viele es tatsächlich werden, ist noch unbekannt. „Wir haben bis jetzt noch keine Zuweisungen vom Kreis erhalten“, sagt die Dezernentin.
Das Flüchtlings-Domizil war ursprünglich im Gespräch für die Errichtung einer jüdischen Gedenkstube. Allerdings gibt es gegen dieses Vorhaben des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Rafael Zur, inzwischen Vorbehalte. Ein barrierefreier Zugang wäre sehr aufwendig. Zudem stellte sich heraus, dass es nicht diese Adresse war, in der die Vilbeler Juden eine Zuflucht fanden, sondern ein Nachbargebäude. Die Wohnungen im Haus stehen seit längerem leer.
Vorbereitungen
Nun soll dort ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. Die Vorbereitungen für die Unterbringung sind im Gange, so Freund-Hahn: „Bad Vilbel war schon immer ein sicherer Anlaufpunkt für Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder diese aus Angst vor Leib und Leben verlassen mussten. Die Aufnahme von Heimatlosen ist Teil unserer Stadtgeschichte und hat sie nachhaltig positiv geprägt. Wir kümmern uns nun ganz konkret darum, wieder Flüchtlinge aufnehmen zu können. Dazu werden in der Frankfurter Straße 48 derzeit Räumlichkeiten renoviert, um für diese Menschen Unterbringungsmöglichkeiten und einen sicheren Zufluchtsort zu gewähren.“
In der städtischen Liegenschaft werden zwei Etagen des Hauses dafür umgebaut. Dabei werden aus den bisherigen eher größeren Räumen nun durch Zwischenwände mehrere kleinere Zimmer abgetrennt. Jede Etage wird aus zwei Doppelzimmern und einem Einzelzimmer bestehen. Jede Ebene verfügt jeweils über eine gemeinsame Küche und ein Gemeinschaftsbad, das dann von bis zu fünf Personen genutzt werden kann.
„Arbeiten bei der Elektrik, dem Einbau von zusätzlichen Türen und der Verlegung der Küchenböden werden aktuell fertiggestellt. Wir gehen daher von einer Bezugsmöglichkeit von Anfang Dezember aus, die wir dem Wetteraukreis bereits gemeldet haben. Dieser wird dann die Zufluchtssuchenden zuteilen“, so Jörg Heinz, Fachdienstleiter für Wohnungswesen der städtischen Verwaltung. Hintergrund ist auch, dass der Kreisausschuss jüngst beschloss, den einzelnen Kommunen – entsprechend ihrer Größe und Einwohnerzahl – Flüchtlinge verbindlich Anfang 2014 zuzuweisen. Die genaue Anzahl ist für die Städte und Gemeinden indes noch nicht bekannt. Die Stadtverordnetenversammlung Bad Vilbels hatte zudem fraktionsübergreifend und einstimmig den Magistrat darum gebeten zu prüfen, welche Standorte die Stadt dem Wetteraukreis zur Unterbringung von Flüchtlingen anbieten könne.
„Wir möchten, dass in Bad Vilbel eine Willkommenskultur entsteht und die Menschen nicht ausgegrenzt, sondern eingebunden werden. Deswegen holen wir sie in die Mitte unserer Stadt. Mit der nahenden Fertigstellung der Wohnungen in der Frankfurter Straße ist ein erster wichtiger Schritt für immerhin zehn Personen getan. Ein weiterer Schritt wird die Fertigstellung von Unterbringungsmöglichkeiten in der Homburger Straße 66b sein“, kündigt Freund-Hahn an. Dort sollen weitere Flüchtlinge im Gebäude der Spiel- und Lernstube unterkommen.
Willkommenskultur
In der Homburger Straße werden aktuell Wohnungen für bis zu 40 Personen bezugsfertig gemacht. Es erfolgen derzeit der Austausch von Heizungen und Umbaumaßnahmen aufgrund des Brandschutzes. Mit einer Fertigstellung der Arbeiten sei Anfang des kommenden Jahres zu rechnen, teilt die Sozialdezernentin mit.
Freund-Hahn appelliert an die Bad Vilbeler, sich ehrenamtlich zu engagieren, um die Flüchtlinge willkommen zu heißen. „Wir wollen mit dem Wetteraukreis darauf hinwirken, dass die erwarteten Menschen aus Syrien und anderen Krisengebieten nicht als Probleme und Störenfriede gesehen werden.
Um diese schnellstmöglich einzubinden, wird es alsbald eine Zusammenkunft mit diversen Vereinen, Kirchen und sozialen Trägern geben, um die Menschen nicht allein zu lassen. Am 20.November treffen wir uns mit anderen Kommunen beim Wetteraukreis und wissen dann, welche Personen konkret nach Bad Vilbel kommen“, betonte Freund-Hahn. Jeder müsse dazu seinen Beitrag leisten.