Bad Vilbel. Wenn Kulturamtsleiter Claus Kunzmann bei der Eröffnung der Stelen-Kunst im Plattenweg und in der Freudenberg-Anlage davon sprach, dass „alle Künstler viel Freizeit und Mut in das Projekt gesteckt“ haben, war das noch tief gestapelt. Denn was an sprudelnder Kreativität von Schülergruppen, Vereinen, Familien oder Einzelpersonen umgesetzt wurde, was von manchen auch an Herzblut eingebracht wurde, sprengt alle Erwartungen, die in die Initiative des Kunstvereins gesetzt werden konnten. Entsprechend groß war das Interesse.
Eine Begehung mit Erklärungen war bei schätzungsweise 200 Besuchern der Stelen-Kunst-Eröffnung nicht möglich. Aber einige Künstler hatten sich neugierig auf die Reaktionen der Betrachter an ihren Stelen platziert und gaben den staunenden Bewunderern bereitwillig Auskunft über ihr Werk.
Eine „bezaubernde Idee“ nannte Ortsvorsteher Klaus-Peter Schulz (CDU) den Gedanken, zum Jubiläum des 60-jährigen Bestehens des Heilsbergs 60 Stelen zu gestalten und aufzustellen. Gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und vielen Heilsbergern bewunderte er als Vorsitzender des SSV, was für eine lebensechte Sportlergruppe aus Fußballern, Boxer und Turnerin die Vereinsmitglieder geschnitzt haben. Weniger wegen seiner Sportlichkeit, aber vom Stil seiner Darstellung hätte „Homer Simpson“ von Arpad Berkenyi (15) bestens dazu gepasst. Doch seine Stele bildet zusammen mit der „E-Gitarre“ seiner Schwester Ilonka (16) und dem „Baum der Versuchung“ seiner Mutter Marianne eine eigene Gruppe in der Nähe des Hauses.
Es gab auch Künstler, die zugeben, dass sie „ohne großen Enthusiasmus an die Sache ran“ gegangen seien. Ihre Lehrerin Sabine von Trotha habe ihn und zehn Mitschüler von der Brunnenschule „überredet“, vier Stelen zu gestalten, gesteht Jan Kotsch (15). „Aber als wir dran waren, hat’s richtig Spaß gemacht“, muss er zugeben.
Nicht nur geschnitzt und koloriert wurden die zu Kunstwerken gearbeiteten Hölzer. Eine Stele war zum Mosaik mit Dutzenden von Spiegelscherben geworden. Eine andere hatte Flügel, viele erhielten Gesichter aus unterschiedlichsten Materialien und in verschiedensten Formen. Menschen wurden daraus oder Symbole, etwa wenn eine Stele in Fesseln aus Eisen geschmiedet wurde. Ein anderer Künstler löste die Spitze seines Holzes in Würfel auf und lässt sie scheinbar davon fliegen. Die Kamera von Reinhard Siegismund klickte pausenlos. „Ich hab Aufträge von ausgewanderten Heilsbergern“, erklärte er und verriet: „Die Fotos von der Stelen-Kunst gehen heute noch per Internet nach Namibia und South Carolina.“
Karl Johannes gab dem Antlitz seiner Stele einen sonnengleichen Leuchtkranz mit sieben Zacken, „weil sich sieben Landsmannschaften auf dem Heilsberg angesiedelt haben“, erklärte der studierte Industriedesigner, der bei der Arbeit auch seine Erfahrung als gelernter Zimmermann gut einsetzen konnte. Gleich daneben steht die Stele von Rüdiger Baudis, die bestimmt eines der persönlichsten und zugleich am meisten bewunderten Werke ist. „Lichtblick“ hat er sie genannt. Vor 52 Jahren erblickte nämlich Baudis, der ebenfalls gelernter Zimmermann ist, auf dem Heilsberg das Licht der Welt. Er lebte 30 Jahre an anderen Orten und ist nun zurückgekehrt nach Bad Vilbel. (bep)