Wie hoch ist der Sanierungsaufwand für das Alte Schloss in Büdesheim? Um das zu klären, beantragte die Schönecker FDP-Fraktion, dass ein Gutachten in Auftrag gegeben wird. Der Haupt- und Finanzausschuss stimmte am Dienstag einmütig zu. Dabei waren einige Mitglieder vor wenigen Wochen noch anderer Meinung gewesen.
Schöneck. FDP-Fraktionsvorsitzende Anke Pfeil hatte am Dienstagabend allen Grund für beste Laune. Vor drei Monaten noch hatte es so ausgesehen, dass der Antrag der FDP auf Erstellung eines neuen Gutachtens für das Alte Schloss in Büdesheim keine Mehrheit finden würde. Damals hatte der Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde Schöneck über das Thema diskutiert: Welche Arbeiten sind für eine Instandsetzung des Büdesheimer Schlosses erforderlich und wie hoch sind die Kosten dafür?
Eine Abstimmung darüber war zwar verschoben worden, doch CDU und SPD hatten im Verlauf der Sitzung erkennen lassen, dass sie ein solches Gutachten für überflüssig halten. Schließlich hatte man zu diesem Zeitpunkt noch den Schottener Investor Werner Dietz als möglichen Käufer des Schlosses auf der Rechnung.
Das hat sich mittlerweile geändert. Zwar verkündete Dietz kürzlich, dass er nach wie vor Interesse an dem Areal habe (wir berichteten). Eine eindeutige Kauferklärung jedoch, wie sie die Schönecker Gemeindevertretung im vergangenen März per Beschluss von ihm gefordert hatte, wollte der Investor aber noch nicht abgeben. Erst solle für den Bereich ein verbindlicher Bebauungsplan vorliegen sowie die Zustimmung der Landesdenkmalpflege, forderte er.
Weg vom Investor
Das ging offenbar auch SPD und CDU zu weit, weshalb sie jetzt von ihm abrücken. Die Folge: Als der FDP-Antrag am Dienstagabend in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses erneut auf der Tagesordnung stand, stimmten alle neun Mitglieder des Gremiums für die Erstellung eines Gutachtens über eine Sanierung des Schlosses.
Kein Wunder also, dass Anke Pfeil am Ende der Sitzung sehr zufrieden wirkte. Schließlich stand die FDP einem möglichen Verkauf des Schlosses von Anfang an skeptisch gegenüber. Auch FWG und die Wahlalternative Schöneck (WAS) hatten in den vergangenen Monaten kaum eine Gelegenheit versäumt, das langwierige Prozedere zu kritisieren und stattdessen in Erwägung gezogen, dass das Schloss in Gemeindebesitz bleibt. Mit dieser Haltung freunden sich jetzt offenbar immer mehr Gemeindevertreter an.
Verkauf gescheitert
„Meiner Meinung nach ist der Verkauf des Schlosses gescheitert“, sagte Wolfgang Seifried (Grüne) in der Sitzung. „Insofern bleibt nur übrig, dass man das Schloss selbst saniert.“ In diesem Zusammenhang könnte man gleich Nägel mit Köpfen machen, schlug Seifried vor: „Man sollte überlegen, ob man für die Fassade, für die es schon ein Gutachten gibt, gleich die Sanierung ausschreibt. Die wird ja nicht besser.“
Nicht kopflos handeln
Anke Pfeil ging das allerdings zu schnell. „Man sollte jetzt nicht kopflos losrennen“, mahnte sie. „Ich hätte lieber ein korrektes Gesamtpaket.“ Die vorliegende Expertise zur Fassade sei bereits einige Jahre alt. Sinnvoller sei es, jetzt so schnell wie möglich ein Gutachten in Auftrag zu geben, um zu klären, welche Arbeiten für eine umfassende Instandsetzung des Schlosses erforderlich sind.
Gernot Zehner (WAS) regte an, ein Büro aus Schöneck mit der Expertise zu beauftragen: „Das ist ein öffentlich zugelassener Gutachter, der bereit wäre, das Gutachten kostenlos zu erstellen.“ Bei diesem Vorschlag bekamen einige Mitglieder des Gremiums allerdings Bauchschmerzen. Dadurch setze man sich womöglich dem Vorwurf aus, dass es ein „Gefälligkeits-Gutachten“ sei, befürchtete Anke Pfeil: „Wir sollten hier nicht an der falschen Stelle sparen. Ich würde es bevorzugen, wenn es ein unangreifbares Gutachten gibt.“
Ausschuss-Vorsitzender Konrad Jung (CDU) empfahl, dass der Gemeindevorstand über diese Frage entscheiden solle, was in dem Gremium auf Zustimmung stieß.